Kultur Südpfalz Viel für Auge und Ohr

Mehr als 750 Fans folgten am Wochenende der Einladung der „Allstar Big Band Neustadt“ zu ihrem Doppelkonzert im Maikammerer Bürgerhaus. Die junge Truppe – die Musiker sind alle zwischen 16 und 24 Jahre alt – überzeugte dabei auf ganzer Linie.

In Maikammers guter Stube hatte die Laufbahn des Orchesters 2011 begonnen. Drei Jahre später ließ es bei einem Konzert an selber Stelle Bandmaschinen mitlaufen, um die Aufnahmen für seine Live-CD „Act Your Age!“ mitzuschneiden. Kein Wunder also, dass sich die „Allstars“ in der Edenkobener Ortsgemeinde bei ihrem mittlerweile vierten Auftritt wie Zuhause fühlen. Dementsprechend stehen ihre Gigs unter der Überschrift „No place I’d rather be“, frei übersetzt „Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber sein würde“. Die Idee für dieses Motto stammt von Sängerin Rebecca Senck, die den gleichnamigen Song von der Gruppe „Clean Bandit“ neu arrangiert und auf der Bürgerhaus-Bühne ebenfalls höchstselbst gesungen hat. Organisiert hatte die Veranstaltung der Schlagzeuger der Big Band, David Schmidt, als musikalischer Leiter stand, wie gewohnt, der 23-jährige Jonas Jung auf den Brettern. Er war es auch, der dafür sorgte, dass die Show der „Allstar Big Band“ stets mit ein paar choreografischen Gimmicks gewürzt war und damit nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen jede Menge Unterhaltung bot. Von den 23 Mitgliedern des Orchesters, das beim Landesmusikwettbewerb „Jugend jazzt!“ als zweitbeste Nachwuchs-Big-Band in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurde, bilden fünf die „Allstar“-Rhythmussektion: Janis Frangart am Piano, Gitarrist Alexander Krein, Bassmann Alexander Schäfer, Perkussionist Fabian Keck und David Schmidt an der „Schießbude“. Diese Handvoll Musiker übernahm es, das Konzert ganz alleine mit Herbie Hancocks „Watermelon Man“ zu eröffnen. Vermeintlich! Während nämlich alle Augen auf die Bühne gerichtet waren, wo das Quintett für viel Groove sorgte, griff plötzlich der Rest der Big Band im Rücken des Publikums ins Geschehen ein: Von hoch oben auf der Empore des Bürgersaals kam ein wahres Soundgewitter. Ein schöner Einfall, der mit viel Applaus gewürdigt wurde. Dem flotten Stück folgte „Big Mama Cass“ von Buddy Rich, ein älterer, mit neuen Sounds angereicherter Dixie-Groove, mit dem die „Allstar Big Band“ ihre musikalische Vielfältigkeit bewies. Alter und Herkunft der Lieder, die auf ihrem Spielplan stehen, ist ihr völlig egal. Was zählt, ist ausschließlich die Qualität der dargebotenen Songs. Und so ist es kein Wunder, dass auf der Liste Stücke von Count Basie und Peter Herbolzheimer genauso zu finden sind wie Jazzrock-Klassiker der kalifornischen Funk ’n’ Soul-Heroen „Tower of Power“. Mit außergewöhnlichen Arrangements lassen die Neustadter alle von ihnen aufgeführten Kompositionen in neuem Glanz erstrahlen und die Illusion entstehen, es seien ihre eigenen Werke. Als Solisten treten fast alle Musiker irgendwann einmal auf. Stellvertretend für sie seien hier nur der Trompeter Niklas Müller und Tenorsaxofonist Josua Niklas genannt – zwei, die besonders häufig am Mikrofon an der Bühnenfront zu sehen und zu hören waren. Zu echten Konzerthöhepunkten wurden eine mitreißende Version von „Conga“ der Band „Miami Sound Machine“, bei der Rebecca Senck die Rolle von Sängerin Gloria Estefan hervorragend kopierte, und „Treasure“, bei der „Allstar“ Daniel Würfel als Bruno Mars einen glänzenden Eindruck hinterließ. Erst nach drei Zugaben durfte das Orchester seinen wohlverdienten Feierabend antreten. (hk)

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