Rheinpfalz ULRIKE FOLKERTS ZU IHREM JUBILÄUM ALS »TATORT«-KOMMISSARIN LENA ODENTHAL: »Ich habe immer noch richtig Bock auf Lena«

Ermittelt seit 30 Jahren als Kommissarin Lena Odenthal: Ulrike Folkerts.
Ermittelt seit 30 Jahren als Kommissarin Lena Odenthal: Ulrike Folkerts.

Sie ist Deutschlands dienstälteste „Tatort“-Kommissarin: Seit 30 Jahren ermittelt Ulrike Folkerts als Lena Odenthal in und um Ludwigshafen. Ihren ersten Einsatz hatte die Kommissarin mit der typischen Lederjacke am 29. Oktober 1989. Zum Jubiläum zeigt das Erste den Krimi „Tatort: Die Pfalz von oben“, dessen Story an die Folge „Tod im Häcksler“ aus dem Jahr 1991 anknüpft – die Fortsetzung ist zugleich Lena Odenthals 70. Fall. Ulrike Folkerts kam 1961 in Kassel zur Welt und arbeitete nach ihrem Schauspielstudium in Hannover am Staatstheater in Oldenburg. 1987 gab sie in „Das Mädchen mit den Feuerzeugen“ ihr Filmdebüt, 1989 wurde sie zur dritten „Tatort“-Kommissarin in der Geschichte der Reihe – eine Rolle, mit der sie Maßstäbe setzte. Die sozial sehr engagierte Schauspielerin, die sich unter anderem gegen Kinderarmut und für die Opferhilfeorganisation „Weißer Ring“ einsetzt, wohnt mit ihrer Lebensgefährtin in Berlin. Seit 30 Jahren ermitteln Sie als Kommissarin Lena Odenthal. Seit zehn Jahren hängt eine ihrer Lederjacken in der Deutschen Kinemathek. Ist Lena auch museumsreif? Das finde ich nicht. 30 Jahre sind natürlich ein Wahnsinn. Ich hatte zu Beginn ja keine Ahnung, was das für eine große Sache wird. Aber mittlerweile bin ich irre stolz, dass ich das schon so lange mache. Und ich habe immer noch richtig Bock auf Lena. Der Jubiläumsfall knüpft an die legendäre Folge „Tod im Häcksler“ an, viele Pfälzer fühlten sich damals als Hinterwäldler verunglimpft. In der Fortsetzung trifft Lena den von Ben Becker gespielten Dorfpolizisten wieder und nimmt sogar mit ihm Drogen… Ehrlich gesagt hatte ich Sorge, dass die Szene dem Schnitt zum Opfer fallen würde. Aber sie ist drin geblieben, und das freut mich, weil sie Lena Odenthal auch mal außerhalb ihrer Arbeit zeigt. Es ist großartig, sie mal in einem so privaten Moment zu sehen. Kommt Lenas Privatleben sonst zu kurz? Das ist immer so eine Sache. Es gibt viele Autoren, die haben Bock auf den Mord und die Geschichte drum herum. Sie benutzen die Kommissare nur als funktionale Figuren. Ich finde es ja auch nicht wichtig, dass man Lena zuhause beim Katze füttern sieht, oder dass sie sich verliebt und mit jemandem Hand in Hand durch Ludwigshafen läuft. Das brauche ich alles nicht. Aber ich brauche eine Figur, die ein Leben hat, das mitschwingt. Wenn man reduziert wird auf Fragen wie: „Wo waren Sie gestern zwischen 20 und 22 Uhr“, ist es sehr schwierig, das zu spielen. Wie lange wollen Sie noch als Lena weitermachen? Ich werde auf jeden Fall weitermachen. Normalerweise geht eine Polizistin glaube ich mit 67 in den Ruhestand. Das wären also noch neun Jahre ... (lacht). Gab es in den 30 Jahren auch schon Momente, in denen Sie keine Lust mehr hatten und aufhören wollten? So richtig aufhören wollte ich nie. Ich war nur zwischendurch mal traurig, weil es uninteressante Stoffe waren oder austauschbar – das hätte auch ein Kommissar aus sonstwo spielen können. Da war ich frustriert. Es ist wichtig, mit Redaktion und Produzenten im Gespräch zu bleiben: Was macht uns aus, was wollen wir erzählen? Und gemeinsam mit Lisa Bitter als Kommissarin Johanna Stern haben wir als reines Frauenteam auch richtig Lust, Ludwigshafen noch mal wachzurütteln. Welche anderen „Tatort“-Ermittler sehen Sie gerne? Eine ganze Reihe. Ich mag Berlin gerne, Wien, Dortmund. Frankfurt finde ich toll, die Fälle von Ulrich Tukur, die Kölner mochte ich lange gerne, und München mit Miro Nemec und Udo Wachtveitl finde ich toll. Die beiden sind fast so lange dabei wie ich, das muss ich mir unbedingt immer angucken. Jetzt gibt es ja auch ganz viele Kommissarinnen, und eine ist cooler als die andere. Sind Sie stolz darauf, mit der Lena eine Vorkämpferin für starke Frauen im Fernsehen gewesen zu sein? Ich habe mich da nie bewusst in den Vordergrund gespielt, aber Kolleginnen sagen mir, dass ich als Vorbild für sie wichtig war. Ich hatte die Chance dazu, weil ich nach Karin Anselm und Nicole Heesters die einzige Kommissarin in dieser Männerlandschaft war, da hinterlässt man natürlich Spuren ... | Cornelia Wystrichowski

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