Rheinpfalz Selbst ist der Mann

Welchweiler. Seit zwei Monaten fertigt Daniel von Gerichten kunstvolle Sammler- und Outdoor-Messer an. Von den Werkzeugen bis zur passenden Hülle hat der Welchweilerer alles selbst gemacht – und sich jeden einzelnen Schritt mit Hilfe des Internets selbst beigebracht.

Der 26-Jährige Koch ist bei der Bundeswehr in Idar-Oberstein stationiert. „Messer haben mich schon immer fasziniert, ich kann gar nicht genau sagen, wieso“, erzählt von Gerichten. Vater und Großvater hätten ihm schon früh die ersten Exemplare seiner Sammlung geschenkt. „Irgendwann habe ich mich gefragt, ob ich nicht selbst einmal probieren könnte, ein Messer herzustellen. Ich bin so ein Mensch, der immer genau wissen muss, wie alles geht. Wenn ich mich einmal einer Sache gewidmet habe, studiere ich alles akribisch, bis ich ein Ergebnis in der Hand halte“, erklärt von Gerichten. Mit Material aus dem Internet hat er sich die Messerherstellung selbst beigebracht. „In Amerika ist das ein großer Trend. Auf der Video-Plattform Youtube gibt es eine Menge sogenannter Tutorials, die einem zeigen, wie man ein Messer mit den einfachsten Dingen anfertigen kann“, erzählt von Gerichten. In der Garage seines Elternhauses fand er ein altes, verrostetes Stück Stahl. Daraus wurde sein erstes Messer. „Dann habe ich alle notwendigen Werkzeuge selbst gebaut, von der Holzpresse über die Feilvorrichtung bis hin zu meiner ersten Kohleesse aus einer alten Sauerkrautdose“, berichtet von Gerichten. Letztere hat er dann durch eine Gasesse aus einem alten Feuerlöscher ersetzt. Lediglich seinen Schärfer hat sich der Berufssoldat im Internet bestellt. „Ich bin jemand, der sich immer fragt: Muss man das kaufen? Kann man es nicht selbst machen?“, erzählt er. Zuerst fertigt von Gerichten einen Prototypen aus Holz an, um zu testen, ob das Messer auch gut in der Hand liegt. Dann zeichnet er die Konturen auf Stahl auf und schneidet das Messer mit Flex oder Säge aus. Anschließend spannt der Hobby-Messermacher das Rohmaterial auf eine Feilvorrichtung. Nach der ersten Runde Feilen und Schleifen wird das Messer in der Gasesse gehärtet und im Ölbad mit einfachem Öl abgekühlt. Das sogenannte Anlassen erfolgt im Backofen bei 160 Grad eine Stunde lang. „Dadurch wird die Stahlstruktur wieder etwas flexibler und verhindert, dass die Klinge bricht“, erläutert von Gerichten. Die zweite Runde Schleifen dauert so lange, bis das Messer auf Hochglanz poliert ist. Die kunstvollen Griffe fertigt von Gerichten aus Holz, Tonpapier oder Stoff an. „Als Kleber verwende ich eine Harzart, das habe ich auch im Internet gesehen“, erklärt er. Nach dem Schärfen kann man mit seinen Messern Papier schneiden. Die passenden Hüllen fertigt von Gerichten natürlich auch an. „Für mein erstes Messer habe ich eine Woche gebraucht, mittlerweile arbeite ich an den kleinen mit den bunten Griffen zirka 20 Stunden“, sagt von Gerichten. Bei der Bundeswehr arbeitet er Frühschicht. „Dann habe ich ja noch den ganzen Nachmittag Zeit. Und bevor ich nur am PC sitze und spiele, mache ich lieber so etwas“, erzählt er. Meistens sei er von 14 bis 20 Uhr in der Werkstatt seines Elternhauses. „Bereits mein Vater und Großvater waren handwerklich begabt und haben alle Reparaturen selbst erledigt“, sagt von Gerichten. Abgesehen vom Handwerk zählt er Autos zu seinen Hobbys. „Da bin ich dann genauso perfektionistisch und poliere mein Auto, bis es glänzt“, sagt er lachend. Seit er Anfang des Jahres aus einer Laune heraus mit der Messerherstellung angefangen hat, hat er bereits zwei große und fünf kleine Messer angefertigt. „Ich weiß noch gar nicht, ob ich das nur für mich machen will, oder die Einzelstücke verkaufe“, sagt von Gerichten. „Einige haben mich schon gefragt, ob ich zu viel Zeit habe, aber die meisten sind fasziniert von meinem Hobby“, beschreibt von Gerichten die Reaktionen seines Umfelds. Seine Frau, die in Freinsheim wohnt, unterstützt ihren Mann bei seinem außergewöhnlichen Hobby. „Bei ihr habe ich auch eine Werkstatt. Wir wollen bald zusammenziehen, möglicherweise auch weg aus dem Landkreis Kusel“, sagt von Gerichten. „Egal wo, mit der Messerherstellung werde ich weitermachen.“

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