Rheinpfalz Schon der Kickstart ist nostalgisch

Mehr als 100 Jahre Motorradgeschichte zum Anschauen und Anfassen. Diese Ankündigung füllt der Motorsportclub (MSC) Supero im ADAC und VFV (Veteranen Fahrzeug Verband) in Zusammenarbeit mit der Kultur- und Sportförderung Dahner Felsenland, am kommenden Sonntag mit Leben.

Genau genommen sind es sogar 103 Jahre Motorradgeschichte, die bei der 21. Veteranenrundfahrt mit Start und Ziel am Dahner Haus des Gastes zu sehen sein werden. Fahrleiter Lothar Schlicher schickt die Zweiräder ab 10.30 Uhr auf den 110 Kilometer langen Rundkurs durch den Pfälzerwald. Das älteste bisher angemeldete Motorrad unter den bereits mehr als 60 Voranmeldungen ist eine Moto Reve, Modell C von 1912, also gebaut noch vor dem Ersten Weltkrieg, als Kaiser Wilhelm II. noch regierte. Im gleichen Jahr, als es gebaut wurde, ging die Titanic unter. In Veteranenkreisen heißt es, Moto Reve Motoren seien von der Schweiz bis Australien im Einsatz gewesen – und am kommenden Sonntag im Dahner Felsenland. Der Vorderpfälzer Martin Scholl aus Minfeld ist stolzer Besitzer. Der aus dem elsässischen Oberhoffen-sur-Moder anreisende Sascha Leiner sitzt auf dem Sattel einer Triumph Free Engine, Baujahr 1913. „Wir versprechen uns eine hohe Beteiligung, vorausgesetzt, Petrus ist auch ein Veteranenrundfahrt-Fan“, hofft Schlicher auf eine große Resonanz. Im vergangenen Jahr, der Verein feierte einen runden Geburtstag mit der 20. Ausfahrt, waren es 75 Motorräder, Roller und Gespanne, die auf die nostalgische Rundfahrt gingen. Bewährt hat sich die fachkundige Moderation und Vorstellung der einzelnen Gespanne durch den Wormser „Kenner“ Josef Thiel. Den Nostalgie-Motorrad-Interessierten sei empfohlen, die Kamera nicht zu vergessen. Allein das Startprocedere hat schon einen hohen Unterhaltungswert bei den vielen Kickstartern, die dann oftmals doch nicht so wollen, wie derjenige, der ihn zu betätigten versucht. Auch Raritäten der besonderen Art wie Hunde, die im Beiwagen oder im Anhänger als „Sozius“ agieren, gab es in der Vergangenheit zu sehen. Bis zum Start haben die Zuschauer genug Zeit, um jedes Gefährt genau zu inspizieren und im Bedarfsfall mit dem Besitzer zu fachsimpeln, welche Teile original sind und welche nachträglich angebracht wurden. Zu den Teilnehmern der näheren Umgebung gehören Rolf Beppler aus Appenhofen mit seiner Condor Populär, Baujahr 1927, ebenso wie der Busenberger Harald Böhm, der mit seiner Zündapp DBK 200 von 1937 unterwegs sein wird. Der Merzalber Kurt Golsong sitzt auf einer BMW R 25, Baujahr 1951, der Hauensteiner Thomas Nickles sitzt auf einer BMW Klassiker, der R 60/5, Baujahr 1973. Sportlich unterwegs, angetrieben von 250 Kubik Hubraum, ist der Pirmasenser Frank Schäfer hinterm Lenker einer DKW SB 250 Sport, Baujahr 1936. Nach dem Start setzt sich der Tross in lockerer Folge in Richtung Salzwoog, Eppenbrunn nach Trulben in Bewegung. Die erste Steigung führt hinauf zum Kettrichhof. Über den Hochstellerhof geht es weiter nach Erlenbrunn, Lemberg, Ruppertsweiler, Münchweiler und Merzalben. Die nächste größere Herausforderung steht dann den altertümlichen Gefährten beim Anstieg nach Leimen bevor. Von hier rollt der Tross zum Hermersbergerhof, bevor die Motoren bei der Gefällstrecke nach Wilgartswiesen wieder etwas abkühlen können. Das letzte Streckendrittel führt durch die Verbandsgemeinde Hauenstein. Von Wilgartswiesen geht es nach Spirkelbach, Lug, Schwanheim und Darstein. Über Vorderweidenthal und Busenberg treffen die ersten Motorräder etwa um 13 Uhr wieder am Dahner Haus des Gastes ein. „Es sind viele Raritäten zu sehen, die jedes Motorradliebhaber-Herz höher schlagen lassen“, freut sich Schlicher auf die nostalgische Rundfahrt. (dy)

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