Rheinpfalz Plaudern mit „Astro-Alex“ klappt

Erst das große Warten – und dann kommt er zustande, der Kontakt zu Alexander Gerst in der Raumstation ISS. Das Gespräch wurde in
Erst das große Warten – und dann kommt er zustande, der Kontakt zu Alexander Gerst in der Raumstation ISS. Das Gespräch wurde ins Foyer des Hohenstaufen-Gymnasiums übertragen.

Nach ziemlichen Anlaufschwierigkeiten hat es tatsächlich noch geklappt: Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) in Kaiserslautern hatten Funkkontakt mit dem Astronauten Alexander Gerst, der am 6. Juni ins Weltall gestartet ist, wo er sechs Monate verbringen wird. Ein großes Erlebnis.

Donnerstag, 13 Uhr im HSG: Im Raum 327 herrscht helle Aufregung. „Alle Handys aus.“ Es soll nichts stören, denn die Schüler haben Großes vor. Sie wollen Funkkontakt mit dem ESA-Astronauten Alexander Gerst aufnehmen. Das Lauterer Gymnasium wurde als eine von 20 Schulen ausgewählt und darf nun, unterstützt von Funkamateuren, „Astro-Alex“ im Weltraum befragen. Für die 20 Schüler der Physik-Technik AG ist dies schon der zweite Versuch. Am Montag war die Kontaktaufnahme gescheitert, da die ISS den Zeitplan durcheinander gebracht hatte (wir berichteten). Daniela Schumann, die Leiterin der AG, zeigt sich verständnisvoll: „Fehler passieren. Wir sind unglaublich dankbar für die zweite Chance.“ Nach dem missglückten Versuch habe der ISS-Ansprechpartner der Schule alle Hebel in Bewegung gesetzt und einen zweiten Termin vereinbart. Umso größer die Nervosität. Wird es diesmal klappen? Keiner spricht es aus, doch so richtig sicher scheint sich zu Beginn niemand zu sein. Denn am regulären Funkmodul der ISS werden zurzeit Arbeiten durchgeführt, sodass Gerst auf ein Ersatzfunkgerät ausweichen musste. Das „Ericsson“ war länger nicht mehr im Einsatz und verfügt nur über ein Zehntel der Leistung des regulären Funkgeräts. Dass der Versuch wieder scheitern kann, ist der Physiklehrerin bewusst. „Wir machen ein Experiment, und Experimente können schief gehen.“ Alles sei jedoch doppelt abgesichert. Kurz vor Beginn wird es still, alle sind konzentriert, keiner spricht. „Es ist soweit“, sagt ein Funker. Schülerin Chantal Manta greift zum Funkgerät: „Delta Popa Zero India Sierra Sierra, this ist Delta Lima Zero XRay Kilo, can you copy?“ Aus dem Lautsprecher ertönt nur Rauschen. Mit jeder Wiederholung schwindet Hoffnung. Wieder nur Rauschen. Aber: „Wir haben Kontakt“, ruft Daniela Schumann. Augenblicklich fällt die Anspannung ab, die Freude ist riesig. Die Schüler beginnen zu fragen. Ob der Astronaut schon einmal Angst hatte, wollen sie wissen – und wie man sich fühlt, wenn die Rakete startet. Gerst hört die Fragen der Schüler, doch die Antworten sind kaum zu verstehen. Zeit für Nachfragen gibt es keine, das Zeitfenster ist eng. Die zehn Minuten Zeit teilt sich das HSG mit einer Schule aus Zwönitz im Erzgebirge. Per Telefon kommuniziert Daniela Schumann mit der Partnerschule, damit es nicht zu Überschneidungen kommt. Nach zwei Fragen aus Zwönitz sind die Lautrer wieder an der Reihe. Was das Ungewöhnlichste sei, was Gerst im All gesehen habe, wollen sie wissen. Alle warten. Und endlich hören sie die Stimme des Astronauten. „Was mich immer wieder erstaunt ist, dass die Dinge hier schweben“, plaudert Gerst. „Das ist einfach unglaublich, auch jetzt, wo ich schon weit über 200 Tage im Weltraum war.“ Schnell die nächste Frage, die Schüler stehen Schlange vor dem Funkgerät. „Gab es einen Moment, bei dem Sie sich gewünscht haben, wieder auf der Erde zu sein?“ Gerst betont, er sei gerne auf der ISS, Familie und Freunde vermisse er aber schon. „Wenn ein Bild kommt von der Grillparty, wünscht man sich schon mal dort hin“, gibt Gerst zu. Ob er an Außerirdische glaube, möchte ein Schüler wissen. Doch da ist die Zeit schon vorbei. Im Funkraum folgt langer Applaus, und auch die Schüler in der Aula, die das Geschehen per Live-Stream verfolgt haben, applaudieren. Dass manche Antwort von Rauschen überlagert wurde, kann die gute Stimmung an diesem Tag nicht mehr trüben. Auf Youtube ist das Video verfügbar. Viele Schüler werden sich so an den Moment erinnern, an dem sie mit einem Astronauten geplaudert haben, der in 416 Kilometer Höhe sieben Kilometer in der Sekunde zurücklegt.

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