Rheinpfalz Partnerschaft und Ochsenfleisch

In der Gemeinderatssitzung am morgigen Mittwoch ab 19.30 Uhr im Rathauses wird Ortsbürgermeister Erich Sommer vorschlagen, eine Partnerschaft mit der Gemeinde Bad Kohlgrub in Bayern einzugehen. Eine Rolle spielt dabei sein Plan, sich in seinem Hauptberuf als Landwirt auf die Produktion von hochwertigem Ochsenfleisch zu spezialisieren.

Auf die Idee ist er Anfang November gekommen, als er zu Besuch in Bad Kohlgrub war, wo der ehemalige Leiter der Verbandsgemeindewerke Waldfischbach-Burgalben, Karl Heinz Reichert, seit dieser Legislaturperiode Ortsbürgermeister ist. Nachdem sich Sommer seit geraumer Zeit mit der Umgestaltung seines landwirtschaftlichen Betriebs befasst hatte, wollte er in Bayern „mal über den Tellerrand hinaus“ blicken und sich Betriebe anschauen, um Anregungen zu erhalten. Was lag also näher als die Gemeinde Bad Kohlgrub, wo Reichert die Kontakte zu den örtlichen Landwirten herstellen konnte? Konkret ging es dabei um die Vermarktung von Ochsenfleisch. Darauf will sich Sommer nämlich im Laufe der nächsten Jahre spezialisieren. Mit einer Umstrukturierung begann er sich vor zwei Jahren zubefassen, als er seine Brennerei schließen musste. Für ihn selbst hätten die Einnahmen aus dem Landwirtschaftsbetrieb noch gereicht, erzählt er. Als sein Sohn Alexander sich jedoch entschied, mit einzusteigen, wurden die Pläne konkreter. Alexander, der bei der Firma EMS auf der Horbachermühle arbeitet, werde als Quereinsteiger eine zweite Ausbildung absolvieren, zum Landwirt. Das Wissen rund um den Beruf hat er sich laut seinem Vater längst angeeignet. Schließlich hat er von klein auf mit der Bewirtschaftung der Felder zu tun gehabt und sich mit um das Vieh gekümmert. Eigentlich war der Hof auch ursprünglich für zwei Familien angelegt, sodass sich eine Familie auch mal Urlaub nehmen konnte, während die andere den Hof weiterführte. Wegen Krankheiten in der Familie sah sich Erich Sommer Anfang des Jahres dann gezwungen, seinen Milchviehbestand abzuschaffen. Im Hinblick auf die Umstrukturierung hat er seit Anfang des Jahres seinen Kuhbestand von 70 auf 20 reduziert. Behalten hat er nur die „Fleischrassen“-Rinder. Seit zwei Jahren hat er es mit Kreuzungen versucht und will sich künftig auf drei Rinderrassen konzentrieren: Rotvieh, Glan Donnersberger und Limousin. Damit er seine Fersen- und Ochsenmast optimal verwirklichen kann, muss ein neuer Stall her. Der alte stammt von 1965 und ist überholt. So werden in den kommenden Jahren umfangreiche Bauarbeiten in der Hauptstraße 63 erfolgen. Der Plan für den neuen Stall wird derzeit erstellt. Sommer will 300.000 Euro in einen modernen Laufstall investieren. Als erstes wird das alte Hoch-Silo abgetragen, das seit 20 Jahren nicht mehr benutzt wird. Es folgt der Abriss des ehemaligen Bullenstalls, der zwischen dem Kuhstall und der Scheune steht. Beim Aufbau der neuen Dächer denkt Sommer auch an die Installation einer Fotovoltaikanlage. Anregungen, wie das Innenleben eines Stalls aussehen kann und wie sich durch Bauweise und Technik der Arbeitsalltag erleichtern lässt, bekam er bei den Bauern in Bad Kohlgrub. Einiges davon will er in Hermersberg realisieren. Ochsenfleisch bezeichnet Sommer als besonders schmackhaft. So sind die Ochsen 30 Monate alt bevor sie geschlachtet werden. Bullen hingegen werden nur 20 Monaten alt. Der besondere Geschmack komme nicht nur vom Alter, sondern auch vom Futter. So will Sommer seine Ochsen nur mit Gras, Heu und Getreide aus und um Hermersberg füttern. Sommer sucht nach einer Vermarktungsform für sein „in Hermersberg gezüchtetes Ochsenfleisch“. Auch darüber hat er sich in Bad Kohlgrub informiert. Spricht sich der Rat für eine Partnerschaft mit Bad Kohlgrub aus, wird er sich mit den Vereinsvertretern, von denen sich etliche schon jetzt begeistert zeigten, in Verbindung setzen. Auf Anfrage der RHEINPFALZ sagte Reichert, dass man in Bad Kohlgrub noch nicht so weit sei. Berührungspunkte sieht er bei den Sportvereinen (Bad Kohlgrub spielt in einer ähnlich hohen Fußballklasse wie Hermersberg), beim Musik- und beim Sportverein. Eine Partnerschaft könne man nicht anordnen, stellte Reichert klar, die Menschen müssten sie mit Leben erfüllen. Seine Aufgabe sei es, die Vereinsvorstände und Interessensvertreter zusammenzubringen, um zu sehen, ob aus der bayrisch-pfälzischen Freundschaft auf lange Sicht etwas wird. Erich Sommer sagte, auch ihm sei bewusst, dass die Gemeinde eine solche Partnerschaft nur anregen und eventuell Rahmenbedingungen schaffen könne. „Die Einwohner beider Gemeinden sind der Kern einer solchen Freundschaft.“

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