Rheinpfalz Palmen, Party, Pioniere

Mit der Bundeswehr nach Sardinien, zelten am Strand, Wettschwimmen, Wasserski, Beachvolleyball – und alles umsonst. Dieses verlockende Angebot machen die Streitkräfte Jugendlichen, die auf der Internetseite des Jugendmagazins „Bravo“ stöbern. Die in trendigen Farben gestaltete Werbeanzeige inklusive peppigem Videoclip enthält viele Wörter der vermeintlichen Jugendsprache, etwa „Team-Challenge“ und „Adventure-Camp“. Bewerben darf sich jeder, der zwischen 16 und 21 Jahre alt ist und ein bisschen Fitness vorweisen kann. Wer das nicht „cool“ findet, ist selbst schuld, mag die Bundeswehr sich gedacht haben. Die Reklamestrategie belegt aber vor allem, dass die deutschen Streitkräfte in einer schwierigen Lage sind: Seit sie unter Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) von der Pflicht- zur Freiwilligenarmee mutierten, müssen sie ständig nach uniformiertem Nachwuchs suchen. Und das geht offenbar nur mit „crazy Strandspielen“ und „jeder Menge Fun“. Schon vor zwei Jahren fiel eine Kampagne der Bundeswehr in der „Bravo“ unangenehm auf, damals ging es um ein alpines „Adventure-Camp“ in Berchtesgaden. In diesem Jahr soll die Reise nach Decimomannu gehen, rund 20 Kilometer von der sardischen Hauptstadt Cagliari gelegen. Dort ist auf einem Nato-Flugplatz das „Taktische Ausbildungskommando Italien“ der Luftwaffe zu Hause. Das Lagerleben am nahe gelegenen Strand soll aber – so die Bundeswehr – nicht nur dazu dienen, Spaß zu machen. „Du kannst Soldatinnen und Soldaten mit deinen ganz persönlichen Fragen löchern und mehr über das Leben bei der Bundeswehr erfahren“, heißt es in der Werbeanzeige. Hilfsorganisationen wie dem deutschen „Bündnis Kindersoldaten“ geht diese fröhlich-bunte Reklame indes zu weit, sie sprechen von Kinderverführung. „Die in der Werbung verwendeten Bilder zeigen Sommer, Sonne, Strand und Meer und haben mit der Realität von Militäreinsätzen nichts zu tun. Die im Kriegsgebiet drohenden Gefahren wie Verwundung, Tod, Traumatisierung oder das Töten von Menschen werden in der Kampagne nicht angesprochen“, heißt es in einem Protestschreiben des Bündnisses. Ob die Bundeswehr auch gegen die UN-Kinderrechtekonvention verstößt, ist strittig. Fragwürdig bleibt freilich Art und Ton der Anzeigen. Zur ganzen Wahrheit gehört schon ein bisschen mehr Ehrlichkeit.

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