Rheinpfalz „Päddler“ immer mit von der Partie

130 Kinder und Jugendliche, die in zehn Gruppen zusammenarbeiten, zählen derzeit zu den St. Georgs-Pfadfindern in Hauenstein. Im Sommer geht es zum großen Zeltlager in die Alpen – nach Werfenweng im österreichischen Pongau. Vor dem Lagerhöhepunkt in den Sommerferien aber haben die „Päddler“ noch zu feiern: Mit einem „Minizeltlager“, einem Open-Air-Konzert und einem Gottesdienst feiern sie am kommenden Wochenende ihr 85-jähriges Bestehen.

An Pfingsten des Jahres 1930 nämlich hatte zum ersten Mal eine Gruppe aus Hauenstein an einem diözesanweiten Zeltlager der Pfadfinder in Germersheim teilgenommen: Damit war der Stamm Hauenstein der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) geboren. Ernst Braun, Hugo Niersberger, Rupprecht Keiser, Alois Keller, Otto Schnetzer und Otto Scheib gehörten zu den ersten, die sich von den Ideen Robert Baden-Powells anstecken ließen. Der kleine Stamm wuchs, bald zählten 20 Jugendliche, die sich dem Pfadfindergesetz, dem Wahlspruch „Allzeit bereit“ und der Verpflichtung, jeden Tag die sprichwörtliche „gute Tat“ zu verrichten, verschrieben hatten, zur DPSG. Einen schweren Einschnitt in die Arbeit der DPSG brachte die Machtergreifung der Nazis: Zunächst wurde den Pfadfindern verboten, ihre Kluft zu tragen. Bei der Einweihung der Christkönigskirche im August 1933 durften sie sich letztmals in ihren schmucken Hemden und dem charakteristischen Hut zeigen. Bald musste der Stamm die Arbeit einstellen. „Verbieten konnte man allerdings nicht, dass die Ideen, die der DPSG zugrunde lagen, weiterlebten“, lesen wir in einer Chronik der Hauensteiner Pfadfinder, die die Roverrunde 1981 erstellt hatte und die beim Wettbewerb „Deutsche Geschichte“ des Bundespräsidenten mit einem vierten Preis ausgezeichnet worden war. Nach dem Krieg ergriff dann sehr bald Josef Gehring die Initiative, um die DPSG wieder zum Leben zu erwecken. Bereits 1948 wurden wieder Gruppenstunden gehalten, noch vor der Währungsreform waren die Pfadfinder mit ihren grünen Klufthemden wieder auf Fahrt. Hunderte Jugendlicher sind seither „Päddler“ gewesen, haben mit ihrer Arbeit auch ihre Gemeinde mitgeprägt. Kaum ein größeres Ereignis, an dem die Pfadfinder nicht in irgendeiner Form mit von der Partie gewesen wären: Bei Primizen wurden lange Blumenteppiche gelegt, bei ungezählten Einsätzen im Rahmen der Aktion „Flinke Hände – flinke Füße“ wurden Gelder zugunsten Behinderter und für Projekte in der Dritten Welt gesammelt, man trat mit „Jugendwochen“ an die Öffentlichkeit, ungezählte Kinder und Jugendliche aus Hauenstein erlebten bei der DPSG unbeschwerte Freizeiten, in Norwegen oder England ebenso wie in den Vogesen oder im Allgäu. Seit 85 Jahren ist man unterwegs, um sinnvolle Pfade durch ein komplizierter gewordenes Leben zu finden: Hunderten waren dabei die Ideale der DPSG wertvoller Wegweiser, auch wenn sich Schwerpunkte und Inhalte in den vergangenen Jahren grundlegend änderten. Ein Höhepunkt des Pfadfinderjahres neben dem Sommerzeltlager ist die „Bademantel-Tour“ (Kneipentour im besonderen Outfit). Vor zwei Jahren richteten die Hauensteiner auch eine bundesweite Pfadfinder-Herausforderung aus: 2011 trafen sich 800 Pfadfinder, um den „Iron Scout“ zu finden. (ran)

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