Eisenberg Nur wenig Grass in den Regalen

Am Montag ist der Schriftsteller Günter Grass im Alter von 87 Jahren in Lübeck gestorben. Er hat Jahrhundertwerke wie „Die Blechtrommel“ verfasst und sich kritisch mit Deutschland auseinandergesetzt – und er ist mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Die RHEINPFALZ hat bei Buchhandlungen in der Region nachgefragt, ob sich Grass’ Tod in deren Tagesgeschäft auswirkt.

Ein kleiner, dreijähriger Junge sitzt am Straßenrand. Auf seinem Schoß eine weiß-rote Blechtrommel. Noch heute, mehr als 50 Jahre nachdem Günter Grass seinen Roman „Die Blechtrommel“ veröffentlicht hat, wissen auch Nicht-Germanistik-Studenten, dass dieser Junge nur einer sein kann: Der kleine Oskar Matzerath, der mit drei Jahren nicht mehr wachsen wollte. Wie auch sein Erfinder betrachtete Oskar seine Umwelt mit Skepsis und drückte seinen Protest gegenüber dem Terror der Nazis aus. Während Oskar Glas zersang, um seinen Protest auszudrücken, schrieb Grass gegen das Vergessen. Pflichtlektüre ist „Die Blechtrommel“, erschienen 1959, auch heute noch in den meisten Deutsch-Leistungskursen der Gymnasien, sagt eine Mitarbeiterin der Garamond-Buchhandlung in Eisenberg. Davon abgesehen seien viele seiner Werke wie die Novelle „Katz und Maus“ (1961), der Roman „Die Hundejahre“ (1963) und die 2002 veröffentlichte Novelle „Im Krebsgang“ vor allem bei der jüngeren Generation weitestgehend unbekannt. Während die ältere Generation oft noch ein oder zwei Bücher gelesen habe, so sei heute bei dem Namen Günter Grass in vielen Gesichtern nur noch ein großes Fragezeichen zu erkennen, sagt die Mitarbeiterin. „Für jüngere Leser sind die Geschichten von Grass wohl nicht mehr so interessant“, mutmaßt ein Mitarbeiter der Buchhandlung Frank in Grünstadt. Die beiden Büchergeschäfte geben an, dass Grass’ Romane und Novellen so gut wie gar nicht mehr über die Ladentheke gingen. „Lediglich bei der Veröffentlichung neuer Bücher gab es für kurze Zeit eine größere Nachfrage als sonst“, ergänzt die Garamond-Mitarbeiterin. Mit „Vonne Endlichkait“ soll im Juni das letzte Buch von Grass erscheinen. In den beiden Buchhandlungen stehen nur wenige Bücher von Grass in den Regalen, sagen die Angestellten – die Nachfrage sei einfach zu gering, daran habe auch der Tod von Grass nichts geändert. Bislang hätten sie noch keinen Anstieg der Verkaufszahlen verzeichnen können, und sie erwarten das auch nicht mehr.

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