Rheinpfalz Nikolaus als Überraschungsgast

Udo Scholz, Arena-Sprecher bei den Heimspielen der Mannheimer Adler, gibt den Nikolaus.
Udo Scholz, Arena-Sprecher bei den Heimspielen der Mannheimer Adler, gibt den Nikolaus.

«Mannheim.» „Kreuz und quer bin ich durch Deutschland gezogen, aber in Mannheim gibt es ganz besonders liebe Kinder.“ Die Kindervesperkirche hatte gestern Besuch vom Nikolaus. Bis zum 16. Dezember erhalten Schulklassen in der evangelischen Jugendkirche ein warmes Mittagessen, können nach Herzenslust spielen, basteln und malen.

„Herzlich willkommen in der Kindervesperkirche. Heute gibt es etwas ganz besonders Leckeres“, sagt Jugendreferent Lutz Wöhrle. Zum Nikolaustag servieren die Freiwilligen den Schulkindern Spaghetti mit Tomatensoße – ein Volltreffer für den Kindergeschmack. Die freuen sich schon seit Tagen auf den Besuch. „Nicht nur auf das Essen. Wir haben ihnen schon viel von der Kindervesperkirche erzählt“, sagt Carolina Münzer, Lehrerin der ersten Klasse an der Bertha-Hirsch-Schule im Stadtteil Rott. Wie alle anderen auch sind die Kinder im Klassenverbund gekommen. „Wir wollen niemanden stigmatisieren“, erklärt Dekan Ralph Hartmann, warum auch die elfte Kindervesperkirche allen offensteht – nicht nur den Bedürftigen, was auch für die Kinder der Wilhelm-Busch-Grundschule im Stadtteil Herzogenried und der Humboldtschule aus der Neckarstadt gilt. Die Grundschüler aus der Neckarstadt haben ein ganz besonderes Privileg: Ihnen wird das Essen von den Neuntklässlern der angeschlossenen Werkrealschule serviert. „Auch das gehört zum Konzept: Die Großen sorgen hier für die Kleinen“, erklärt Kirsten de Vos, Sprecherin der evangelischen Kirche in Mannheim. Auch wenn die jungen Gäste sich bei der Kindervesperkirche wie in einem Abenteuerland mit jeder Menge Spielmöglichkeiten fühlen, ist der Hintergrund doch ernster, sieht Hartmann die Kindervesperkirche seit 2008 als Signal für die Situation von Familien und Kindern in Armut. Alleine in Mannheim sind davon 8300 Kinder unter 15 Jahren betroffen. „Wir brauchen mehr öffentlich geförderten Wohnraum“, sagt Hartmann. Die personelle Ausstattung an den Schulen dürfe sich nicht an der Klassenstärke, sondern sollte sich am Sozialraum orientieren. Von all dem ist beim gemeinsamen Mittagstich im Stadtteil Waldhof nichts zu spüren. Erst recht nicht, wenn die Kinder vom linken Teil des Kirchenschiffs, wo die langen Esstische aufgebaut sind, zur rechten Seite mit den Bastelangeboten oder auf die Altarempore wechseln, wo die Mitarbeiter des Spielmobils schon mit dem bunten Spielangebot warten. Hier, eine Tür weiter in der Sakristei, wartet auch Gerti Faber. Sie list den Kindern Märchen und Weihnachtsgeschichten vor. „Man merkt den Kindern an, dass ihnen niemand etwas vorliest. Sie haben mit Zuhören oft Probleme“, erklärt sie. Faber ist eine von acht Frauen, die in den zwei Wochen vorlesen. Nebenan haben Spielmobil-Leiter Michael Nied und seine Mitarbeiter einen Wald-Erlebnispfad aufgebaut. Blätter, Früchte, Tiere des Waldes – vieles Neuland für die Stadtkinder, obwohl alles aus dem Käfertaler Wald ist. Und dann kommt der Nikolaus. Unter dem Kostüm verbirgt sich Udo Scholz, Stimme der Adler Mannheim und Repräsentant des Vereins „Adler helfen Menschen“, der die Kindervesperkirche unterstützt. „Und wenn ihr nach Hause kommt, dann erzählt ihr allen, dass ihr bei uns in der Kindervesperkirche gewesen seid und feiert mit euren Familien ein schönes Weihnachtsfest“, so „Nikolaus“ Udo Scholz, der allen Kindern ein kleines Geschenk mitgebracht hat.

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