Rheinpfalz Nachwuchssuche in Neapel

Frankenthal. Die Frankenthaler Stadtklinik muss ungewöhnliche Wege gehen, um offene Stellen in der Pflege zu besetzen. Mit Unterstützung des Internationalen Bundes wurde nun gezielt Personal im Ausland rekrutiert.

Ab Sommer arbeiten fünf italienische Krankenpflegerinnen in Frankenthal – mit unbefristeten Verträgen. Domenica Speranza erinnert sich an ihre Abreise aus Italien vor einigen Wochen. Und ihre damalige Gefühlslage: Da war einerseits das Wissen um die berufliche Chance, die in Deutschland wartet, und andererseits das Bewusstsein, Familie und Freunde in der Heimat zurückzulassen. Speranza und ihre vier Kolleginnen werden im Juli anfangen – zunächst als Krankenpflegehilfe und nach Bestehen einer Sprachprüfung als examinierte Kranken- und Gesundheitspflegerinnen. Das Krankenhaus bietet den 24 und 25 Jahre alten Frauen, was ihnen kein Arbeitgeber in Italien mehr bieten kann oder will: langfristige Sicherheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit. „In Italien sind Zeitverträge mit sehr kurzen Laufzeiten üblich. Und das, obwohl dort die Pflegeausbildung akademisiert ist“, berichtet Oliver Hannappel, der Pflegedirektor der Stadtklinik. „In Mailand bewerben sich auf eine befristete Halbtagsstelle 1400 Leute.“ In Deutschland ist die Lage genau umgekehrt: Die Krankenhäuser suchen händeringend nach Fachpersonal – mit inzwischen äußerst wechselhaftem Erfolg auf dem normalen Arbeitsmarkt. Insofern dürfte Hannapels Trip nach Neapel im Januar nicht der letzte gewesen sein. Unterstützt von einer örtlichen Vermittlungsagentur und vom Internationalen Bund (IB), führte er Bewerbungsgespräche und suchte geeignete Kandidatinnen aus. Die jungen Frauen aus Apulien, Kalabrien und Sizilien werden derzeit von IB-Mitarbeitern in Pirmasens fitgemacht für ihren Job auf der Inneren und der Chirurgie. Den Einstieg in Frankenthal dürfte erleichtern, dass den Frauen mit Pflegeexpertin Maria Conti eine Muttersprachlerin als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. „Wir setzen voll auf Integration. Schließlich ist es unser Ziel, dass uns die Fünf auch erhalten bleiben“, sagt Hannappel. An den Stadtklinik-Verantwortlichen dürfte das kaum scheitern. „Wir brauchen Ihre Unterstützung“, sagte Kaufmännischer Direktor Ralf Kraut. Er sprach von einer „großen Herausforderung. Es gehört viel Mut dazu, seine Heimat hinter sich zu lassen.“ Die vergangene Woche überreichten Arbeitsverträge der Frauen sind unbefristet. Ein Vertrauensvorschuss, der unter anderem darauf gründet, dass sie alle schon über Berufserfahrung verfügen. Für das wohl derzeit drängendste Problem der Neuzugänge bot Andreas Schwarz (SPD), für die Stadtklinik zuständiger Beigeordneter, Unterstützung an: die Wohnungssuche. Zumindest für die erste Zeit wollen die jungen Frauen gerne in einer Wohngemeinschaft leben. „Da haben manche Vermieter aber offenbar Bedenken“, so Luisa Oliva. Neben den künftigen Stadtklinik-Pflegerinnen werden weitere zwölf Italiener bald ihre Arbeit in Einrichtungen des Landesvereins für Innere Mission aufnehmen, zwei davon im Hieronymus-Hofer-Haus im Foltzring. Eingesetzt werden sie laut IB darüber hinaus in Seniorenheimen in Grünstadt, Neustadt, Haßloch, Wachenheim und Kandel. (örg)

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