Rheinpfalz Mit Sonne heizen, mit Holz bauen

Der Wald als größtes Kapital des Biosphärenreservats Pfälzerwald/Nordvogesen müsse mehr als Baustoff genutzt werden und weniger verheizt. Das ist eine Forderung der Grünen Bezirkstagsfraktion, die sich am Samstag in Fischbach traf, um Strategien für mehr Klimaschutz im Biosphärenreservat zu entwickeln. Oberstes Ziel müsse künftig Energiesparen sein, gab Wirtschaftsministerin Eveline Lemke als Devise aus. Große ungenutzte Potenziale sehen die Grünen in der Solarthermie und Elektromobilität.

Nachdem der Bezirksverband seit kurzem für das Biosphärenreservat zuständig ist, wollte die Grünen-Bezirkstagsfraktion mit dem Treffen im Fischbacher Biosphärenhaus eigene Positionen für mehr Klimaschutz in der Region erarbeiten. Felder, auf denen der Bezirksverband aktiv werden könnte, sehen die Grünen in einem Ausbau der Elektromobilität just im Biosphärenreservat. Hier sei bisher fast nichts passiert – abgesehen von wenigen E-Bike-Ladestationen der Pfalzwerke. Auch für Pendler sei ein Elektroauto inzwischen wirtschaftlich interessant bei einer täglichen Fahrleistung von 60 Kilometern. Ladestrukturen fehlten in der Region jedoch. Die Grünen sehen die Elektromobilität zudem nicht nur auf Autos und Pedelecs beschränkt. Die Elektrifizierung der Queichtalstrecke beispielsweise sei ebenso anzustreben. Bei der Nutzung des Waldes als Kohlendioxidsenke könnte mit einer Humus-Zertifizierung sehr viel erreicht werden. Der Waldhumus mit seinen vielfältigen Lebensgemeinschaften an Tieren und Pflanzen speichere enorme Mengen an klimaschädlichem CO2. Die Kohlendioxidsenke müsse mit einer besseren Waldgestaltung aktiviert werden. Auch über den Anbau schnellwachsender Baumarten sollte nachgedacht werden. Grundsätzlich fordern die Grünen aber einen Vorrang der stofflichen Nutzung von Holz vor der energetischen. „Wir dürfen den Wald nicht noch mehr verholzhackschnitzeln“, forderte der Landtagsabgeordnete Andreas Hartenfels aus Kusel. Es müsse mehr mit Holz gebaut werden, meinte der Mackenbacher Architekt Gerrit Horn, der selbst eine Holzbaufirma betreibt. Holz aus dem Pfälzerwald sei jedoch schwer zu bekommen, da es hier vor Ort an Sägewerken mangele, die Holz für die Bauindustrie verarbeiten könnten. Wer im Biosphärenreservat Pfälzerwald /Nordvogesen mit Holz bauen wolle, müsse auf Sägewerke im Schwarzwald zurückgreifen, die vielleicht dann auch Stämme aus der Pfalz verarbeitet haben könnten. Horn sieht mangelndes Wissen bei hiesigen Handwerkern und Bauunternehmern als eine Ursache für die seltene Verwendung von Holz als Baustoff. „Hier müsste mehr in Bildung investiert werden“, forderte Horn. Dies könne im Haus der Nachhaltigkeit in Johanniskreuz ähnlich wie bei den Westerwälder Holzbautagen geschehen. Die an sich guten Tagungsräume im Fischbacher Biosphärenhaus scheiden nach Horns Meinung aus, da das Fischbacher Haus mit seiner Betonkonstruktion ein denkbar schlechtes Beispiel sei. Große Potenziale erkennt der Hauensteiner Grüne Manfred Seibel in der Solarthermie, die eine gute Akzeptanz in der Bevölkerung habe und gerade in der Südwestpfalz wirtschaftlich zu betreiben sei. Das Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen glänze mit einer extrem hohen solaren Strahlungsenergie, die ähnlich hohe Werte wie die Solartopregion Freiburg habe, so Seibel. Die Wärmewende wertet Seibel wichtiger als die Energiewende beim Strom, da wesentlich mehr Energie zum Heizen als für die Stromproduktion verbraucht werde. Solarthermie falle somit eine wichtige Rolle bei der Energiewende zu. (kka)

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