Rheinpfalz Mannheimer Capitol: Sanierung mit großen Gefühlen

Mehr nötig als ein bisschen neue Farbe: Im Capitol haben Handwerker die Regie übernommen.
Mehr nötig als ein bisschen neue Farbe: Im Capitol haben Handwerker die Regie übernommen.

Das Haus in neuem und gleichzeitig altem Glanz erstrahlen zu lassen – das ist das Ziel, das sich die Betreiber des Capitols gesteckt haben. Bis Ende August wird das frühere Mannheimer Kino, das seit 20 Jahren ein Veranstaltungshaus ist, umgebaut und technisch auf den neuesten Stand gebracht.

«Mannheim.» „Wir lieben das Capitol und seine Patina“, hat einmal ein Künstler zu Thorsten Riehle gesagt, „allerdings ist es mittlerweile ein bisschen zu viel Patina.“ Der Mann habe recht gehabt, gab der Geschäftsführer des Capitols bei einer Baustellenbegehung gestern zu. Es sei dringend nötig gewesen, das 1927 eröffnete Haus zu modernisieren. Seit den 1980er-Jahren sei es nicht mehr saniert worden, auch damals sei nur „das Gröbste“ gemacht worden. Der Bodenbelag etwa stamme aus den 1960er-Jahren und habe seine Zeit deutlich überschritten. Seit einer technischen Ertüchtigung 1997 – als Riehle und seine damaligen Partner aus dem mittlerweile geschlossenen Kino ein Veranstaltungshaus machten – hätten zwei schwarze Türme auf der Bühne zu Einschränkungen in der Sicht geführt.

Gute Sicht für Rollstuhlfahrer

All das soll künftig der Vergangenheit angehören. Seit Mitte Juni ist das Capitol eine Großbaustelle. Leitungen sind herausgerissen, eine neue Saalbeleuchtung wurde installiert, eine früher geschlossene Besucherloge im Parkett wurde wieder geöffnet. Bei Stehplatzkonzerten sollen hier künftig Rollstuhlfahrer eine gute Sicht auf die Bühne haben. Sofort ins Auge fallen werden die in Anthrazit, Rot und dunklem Ocker gestrichenen Wände. Viele der Veränderungen werden dem Auge des Besuchers allerdings verborgen bleiben. So sei eine neue Brandmeldeanlage dringend nötig gewesen, sagte Riehle. Auch eine neue Lüftungsanlage ist geplant. Durch den Umbau könnten mehr Lagerflächen geschaffen werden. Und in einem dritten Bauabschnitt im Winter 2018/19 soll ein Aufzug vom Keller zur Bühne eingebaut werden und die Abläufe im Haus erleichtern. Bisher mussten Mitarbeiter Kulissenteile über eine Treppe tragen und dann einmal um das Haus herum.

"Wichtiger Veranstaltungsort für die Region"

Bei der Modernisierung sei es ihm und seinem Team immer wichtig gewesen, das Haus, an dem er emotional sehr hänge, zurückzuversetzen in seinen originären Zustand, sagte Riehle. „Ich kenne das Capitol, seit ich ein Kind war“, sagte der 48-Jährige. „Ich bin bei meinen Großeltern in der Neckarstadt aufgewachsen und war immer hier im Kino, mit 18, 19 dann in der Sneak Preview oder in den ,Star Trek’-Filmen.“ Für die Region sei es ein wichtiger Veranstaltungsort, da es die richtige Größe habe. Es sei kleiner als die Arena oder der Rosengarten, aber größer als die Clubs. Und durch seine Eigenproduktionen habe es sich einen guten Namen gemacht. Die Kosten des Umbaus bezifferte Riehle auf zwei Millionen Euro. „Da viele Firmen uns sehr wohlgesonnen sind und uns unterstützen, müssen wir tatsächlich nur 1,4 Millionen bezahlen“, sagte er. Aus einer Spendenaktion kommen 800.000 Euro. Da es sich bei der Bauherrin und Eigentümerin des Hauses um die Kulturstiftung Capitol Mannheim mit Riehle als Vorstandsvorsitzendem handelt, konnten weitere 200.000 Euro aus einer Mehrwertsteuer-Rückzahlung in den Umbau gesteckt werden.

Aufwendigere Produktionen künftig möglich

Über die Höhe der entgangenen Einnahmen durch die mehrmonatige Schließung konnte Riehle keine genauen Angaben machen. Durch die nicht zeitgemäße technische Ausstattung habe das Capitol in jüngster Zeit manch eine Veranstaltung andererseits nicht bekommen. „Technisch aufwendigere Produktionen werden künftig kein Problem mehr sein“, sagte Riehle. Ein angenehmer Nebeneffekt für den Betreiber des Hauses: Nach den Bauarbeiten wird es etwa 20 mehr Besucherplätze geben als vorher. Bis zu 689 Menschen werden dann im Parkett und auf der Empore Platz finden. Gut gefüllt sein wird das Capitol vermutlich am Freitag, 31. August, wenn Christian „Chako“ Habekost in frisch modernisierter Kulisse zum letzten Mal sein Programm „de Weeschwie’sch-MÄN“ präsentiert. Bevor er zwei Monate später an gleicher Stelle die Premiere des neuen Werks feiern wird.

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