Rheinpfalz Männerballett, tanzendes Gemüse und ein Warentester

Auch sie ist schon lange ein fester Bestandteil der „Neecher-Fasnacht“: die große Garde mit ihren neuen, feuerroten Uniformen.
Auch sie ist schon lange ein fester Bestandteil der »Neecher-Fasnacht«: die große Garde mit ihren neuen, feuerroten Uniformen.

Zum 32. Mal standen die „Närrischen Neecher“ auf der Jeckenbühne und zogen am Samstag eine klasse Fastnachtshow ab. Büttenklamauk und Tanz in vielen bunten Variationen, Verruchtes und Verrücktes spickten eine fulminante Kampagne. Dazu gesellte sich „Prominenz“ aus Sport, Weltpolitik und Gesellschaft. Die „Närrischen Neecher“ zogen wieder alle Register.

Ein überwiegend ausgefallen kostümiertes Fasnachtspublikum suchte seinen Spaß. Es sollte ihn bekommen. Über 60 Eigengewächse und ein knalliges Männerballett des Turnvereins Thaleischweiler übernahmen das Kommando für fünf Powerstunden. Für die richtige Einstimmung sorgte traditionell der Musikverein. In den souveränen Händen der beiden gut gelaunten Sitzungspräsidenten André Flammann und Michael Teuscher, die von Sechserratsmitglied Erhard Gries Unterstützung erhielten, schaukelten sie das Publikum in beste Laune. Der FCM-Saal ist keine große Halle, der Fan sitzt „hautnah“ an der Bühne. Stolz ist das Sechserratspräsidium, wie Flammann verkündete, auf den Gardenachwuchs, der sich als erster mit seinen blau-weißen Uniformen in die Herzen der Jecken tanzte. Das klappte bei den acht Mädchen und zwei Jungs schon richtig gut und dafür zündete die erste Rakete. Seit 2010 zeigen fünf Gardemädchen, was sie tänzerisch drauf haben – und das war spitze. Mit einem unglaublichen Bühnenspektakel zog das Männerballett des TV Thaleischweiler die „Günni sucht die Frau seines Lebens“-Show ab. Erstmals dabei, haute das fetzige Männerballett die begeisterten Zuschauer mit Amorpfeilen und Striptease von den Sitzen. Als Erster in die Bütt? Manfred Kreuter hat keine Berührungsängste. Denn: Er ist von Stiftung Warentest. Testerlebnisse des „Exil-Neechers“ sorgten für viele Lacher. Er testete beispielsweise seine Frau: „Vor der Hochzeit ungeniert, schon drei Mal meine Frau probiert.“ Und: „Okay, es blieb dabei. Dafür ist sie heute noch wie neu.“ Kontrastprogramm: Hannah Fink, das neue Funkenmariechen, präsentierte mit kindlichem Charme eine schöne Tanzdarbietung. Danach stürmten die „Gräfensteiner Showgirls“ mit einem schrill-fetzigen Monstertanz die Jeckenbühne, was ihnen eine verdiente Rakete bescherte. Gemächlicher, aber sehr unterhaltsam war Seniorin Adelheid (Heidi Adler), die aus dem Seniorenheim-Nähkästchen plauderte: Sie hat einen aufgemotzten Rollator, tiefergelegt, mit Bremskraftverstärker, selbstgehäkeltem Frontspoiler und Gebisshaltevorrichtung. Im Heim wird ein Gehwägelchenrennen ausgetragen. Alle 300 Meter wird ein Boxenstopp eingelegt. Auch ein „Boxenluder“ wird gesucht. Jetzt trainiert die Seniorin ihre Fitness mit dem Gehwägelchen auf dem Laufband. Mit guter Kondition, schönen Choreographien und weiblichem Charme wirbelte Tanzmarie Michaela Cisler über die Bühne. Es folgte die A-Capella-Gruppe „Neecher Harmonists“, deren selbstkomponierte Lieder eigene Geschichten erzählen, wie etwa der kuriose Erlebnis-Song „Nuss-Schüssel-Blues“. Den Harmonists oblag es auch, als Urheber die „Neecher-Nationalhymne“, nämlich „Fasnacht, gebbt’s nur bei de Neecher“ anzustimmen. Da standen die Jecken. Da leuchteten die Glühstäbe auf. Und der ganze Saal sang mit. Nach so viel Tanz, Bütt und Gesang tauchten zum Start der zweiten Sitzungskampagne „Probleme“ auf. Eine Gruppe älterer Damen, in Strick-Woll-Socken, weißen Pumpunterhosen und zu kurzen Röcken machte sich auf der Bühne breit. Herrlich urig und originell ächzte und krächzte sich die Seniorengarde zum Lied „Und schlägt der Arsch auch Falten, wir bleiben doch die Alten“ einen Tanz ab. Das Volk jubelte. Dann aber, in feuerroten neuen Gardeuniformen, zackig, schmissig, mit Pep und Charme, drückte die große Garde auf den Startknopf. Sie signalisierte: Es geht wieder los. Ein explosiver Kim Jong Un (Christopher Eser) mit einer krawalligen Melania Trump (Alexander Sefrin) vereint im „Neecherdorf“, dazu ein gestylter und siegessicherer Jogi Löw (Markus Fath), ein „erschlauter“ Bum-Bum-Pokerspieler Boris Becker (Michael Teuscher) und der koalitonsferne Christian Lindner (Jörg Eser) auf der Jeckenbühne: Nun packte die MTV-Show sängerisch aus, top moderiert von Sylvia Teuscher und Udo Link. Auch sie sind seit Jahren Garanten der „Neecherfasnacht“. Danach ging’s ans Kochen. Die Veggie-Gruppe (Fanclub Sechserrat) im Gemüseoutfit rührte ein buntes Allerlei mit Koch und Kochtopf an. Das „Sahnehäubchen“ war eine tanzende „Karotten-Tellerina“. Ganz anders ans Eingemachte ging es bei Erhard Gries. „Ich hab’ doi Mann im Puff gesieh“, verriet eine Freundin seiner Frau. Die dazu lapidar: „Das hat nix zu bedeute. Net jeder, wo ins Fußballstadion geht, kann ah Fußball spiele.“ Mit Lutschern versüßten die„Lollipops“ ihren schmissigen Schautanz danach. Dämmerlicht. Der Vorhang öffnet sich und das „Moulin Rouge“-Männerballett erscheint in verruchten Outfits und stöckelnd mit High Heels. Die Jecken starten begeistert ins Finale. Die witzige, spritzige, facettenreiche Schau der „Närrischen Neecher“ endete erst am frühen Morgen.

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