Rheinpfalz „Langjährige Erfahrungswerte“

Bernhard Grzimek zählte die Wildtiere auf ihren Wanderungen in der afrikanischen Serengeti einst vom Flugzeug aus. Und wie ist das heute mit Menschenmassen auf Volksfesten? Woher wissen beispielsweise die Organisatoren, dass den Rheinland-Pfalz-Tag in Ramstein am Wochenende mehr als 210.000 Menschen besucht haben? „Wir haben hochgerechnet“, sagt Ralf Hechler vom Organisationsteam.

Der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde beantwortet damit die Frage, die nicht nur RHEINPFALZ-Leser Karl Lenhardt umtreibt. Dieser hielt es in seiner E-Mail an die Redaktion für möglich, dass bei den Besucherzahlen „auch das Wunschdenken der Veranstalter eine Rolle spielt, das Teilnehmerzahlen tendenziell gerne höher sieht“. „Keineswegs“, betont Michael Maurer, Sprecher der Mainzer Staatskanzlei. Die von der Landesregierung veröffentlichte Zahl von 210.000 Besucher sei „eher unter- als übertrieben“. Und Hans Maaßen vom Polizeipräsidium Westpfalz sagt: „Wir bemühen uns sehr, möglichst reelle Zahlen zu liefern.“ Aber wie machen die Beamten das? Aus der Luft? „In der Regel werden Hubschrauber eingesetzt, aber in diesem Fall haben wir darauf verzichten, da der Lärm die Veranstaltung gestört hätte“, sagt Maaßen. Um die Besucherzahlen zu ermitteln, orientiere sich die Polizei beispielsweise an der Auslastung der Parkplätze: „Pro Auto gehen wir grundsätzlich von drei Insassen aus.“ Dieser Durchschnittswert und die Zahl der Fahrzeuge geht in die Hochrechnung ein. Auch wie voll die Festplätze an den Bühnen sind, ist für die Polizei ein Hinweis auf die Anzahl der Besucher. „Die Kollegen haben da langjährige Erfahrungswerte“, sagt Maaßen. Aber natürlich könnten diese auch nur schätzen. „Das sind alles Schätzzahlen“, betont auch Ralf Hechler vom Ramsteiner Organisationsteam. Ein Indikator war für die Veranstalter auch die Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel: „Die Busse, die aus Kaiserslautern kamen, waren völlig überfüllt. Daher wurden noch etliche zusätzliche Busse eingesetzt“, berichtet er. Shuttlebusse, die die Besucher vom S-Bahn-Halt in Landstuhl nach Ramstein brachten, kamen hinzu. Über die Zahl der Busse und die Personen, die in jedes Fahrzeug hineinpassen, könne man Rückschlüsse auf die Anzahl der Besucher ziehen. Hinzugerechnet wurden auch die Züge, die am Ramsteiner Bahnhof ankamen: „Jeder ankommende Zug brachte pro Stunde etwa 4000 Personen in die Stadt“, so Hechler. Und wie kommt es, dass mittlerweile von 220.000 bis 230.000 Besuchern die Rede ist? „Das sind keine offiziellen Zahlen“, unterstreicht der Sprecher der Staatskanzlei: Allerdings, so Maurer, könne es sein, dass nach dem Umzug – und der anschließenden Pressekonferenz, bei der die 210.000 angegeben wurde – noch weitere Besucher in die Stadt geströmt seien. „Schließlich gab es auch am Sonntagabend noch attraktive Konzerte.“

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