Karlsruhe Kunsthalle Karlsruhe erwirbt wertvolles Gemälde in London

„Edward Townsend singt die Bettlerballade“: Gemälde von Johann Zoffany anno 1796 (Ausschnitt).
»Edward Townsend singt die Bettlerballade«: Gemälde von Johann Zoffany anno 1796 (Ausschnitt).

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe hat ein Ölgemälde von Johann Zoffany (1733-1810) erworben. Das 1796 entstandene Werk des britischen Malers mit deutschen Wurzeln trägt den Titel „Edward Townsend singt die Bettlerballade“. Das Gemälde ist zu sehen in der Ausstellung „KunsthalleKarlsruhe@ZKM – Ein neuer Blick auf die Sammlung“ im ZKM I Zentrum für Kunst und Medien.

Bei einer Matinee zur Vorstellung der Neuerwerbung sagte Professor Frédéric Bußmann, Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe: „Mit großer Anerkennung danke ich der Fontana Stiftung und ihrem Vorstand Professor Stephan Scherer, dass wir mit ihrer Unterstützung das besonders reizvolle Gemälde von John Zoffany haben erwerben können. Es ergänzt aufs Schönste die Sammlung Röchling um eine britische Position.“ Die Sammlung des Kunstliebhabers und Mäzens Hermann Röchling wurde der Kunsthalle erst im vergangenen Jahr übereignet. Sie gilt mit einem Zugewinn von 54 Gemälden italienischer, französischer, deutscher und niederländischer Gemälde vom späten 15. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert als das bedeutendste Geschenk der Sammlungsgeschichte des Hauses, teilt die Kunsthalle mit.

Johann Zoffany gelang einfühlsames Porträt

In einem Vortrag bei der Matinee beschrieb Professor Oliver Jehle, Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Charakteristika der Kunst von Johann Zoffany, der vor allem als Porträtmaler von Theaterszenen bekannt wurde. Zoffanys besonderes Interesse galt den Schauspielern, dem vielfältigen Repertoire ihrer Darbietungen und Ausdrucksmöglichkeiten. 1733 in Frankfurt am Main geboren, wanderte Zoffany in den 1760er nach England aus. Dort kam er als Schützling des Schauspielers und Komödianten David Garrick am Covent Garden Theater in London zu Ruhm.

Johann Zoffanys Porträt „Edward Townsend singt die Bettlerballade“ zähle zu den wichtigen Arbeiten seines späten künstlerischen Schaffens, führte Jehle aus. Das Porträt sei sehr einfühlsam mit dem Fokus auf die Expressivität des Schauspielers gemalt. Dem Sujet gemäß sei es ein theatralisch angelegtes Bild, in dem neben der Physiognomie die genaue Wiedergabe der reichen Stofflichkeit der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts zu unterstreichen sei.

Entdecker des Gemäldes verlässt Kunsthalle

Das Bild Zoffanys wurde auf Anregung von Professor Holger Jacob-Friesen erworben. Er habe es selbst bei einem Londoner Kunsthändler entdeckt. Der Kunsthistoriker und langjährige Leiter der Abteilung Sammlung und Wissenschaft bei der Kunsthalle wird die Einrichtung verlassen und am 1. März sein neues Amt als Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden antreten.

Jacob-Friesen, ein gebürtiger Kölner, war seit 1999 in verschiedenen Funktionen an der Kunsthalle tätig und wurde 2008 zunächst zum Leiter des Referats Gemäldegalerie Alte Meister berufen. Seit 2011 leitet er die Abteilung Sammlung und Wissenschaft. Jacob-Friesen verantwortete publikumswirksame Ausstellungsprojekte der Kunsthalle Karlsruhe, darunter 2015 „Die Meister-Sammlerin. Karoline Luise von Baden“ und 2019 „Hans Baldung Grien. Heilig l Unheilig.“ Daneben lehrte er an verschiedenen Hochschulen, 2021 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor für Kunstgeschichte am KIT.

Lob für langjährigen Abteilungsleiter Jacob-Friesen

Kunsthallen-Direktor Bußmann sagte: „Holger Jacob-Friesen hat die Sammlung der Kunsthalle jahrelang gepflegt, erforscht und ihre Arbeit durch wichtige Erwerbungen und Ausstellungen geprägt. Ihm und seinem Vorgänger Dietmar Lüdke sind die sehr guten Beziehungen zu Dr. Röchling zu verdanken, die zur großzügigen Schenkung seiner hochbedeutenden Kunstsammlung 2020 geführt haben. Dafür und für seine langjährige Arbeit für die Kunsthalle sind wir sehr dankbar.“

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