Rheinpfalz Janina Huhn ist neue Weinkönigin

Um 22.11 Uhr ist die Entscheidung im Neustadter Saalbau gefallen: Die 75. Pfälzische Weinkönigin kommt aus Bad Dürkheim. Ihre Mitbewerberin aus Neustadt, Marie-Joelle Ohler, darf sich ein Jahr lang Pfälzer Weinprinzessin nennen.

Gut, dass die pfälzische Wein-Monarchie stets durch eine Frau repräsentiert wird. Denn welcher Mann hätte schon eine Antwort auf die Frage gewusst, welcher Wein zu welchem Schuh passt? Janina Huhn aus Bad Dürkheim und Marie-Joelle Ohler aus Neustadt, die beiden Anwärterinnen auf die pfälzische Weinkrone, hatten damit bei der Wahlzeremonie gestern Abend überhaupt keine Probleme. Ohler ist als Erste dran und zieht dem Secco rote High-Heels an. Secco = Feiern = Silvester = High-Heels - so ihre Begründung. Huhn hat vom Secco ein völlig anderes Bild. Leicht, spritzig und locker findet sie ihn, also trägt er coole Converse-Treter. Richtig oder falsch gibt es bei diesem Spiel ohnehin nicht, wichtig ist, dass die beiden Kandidatinnen ihre Entscheidungen begründen können. Und das können sie. Was gar nicht so einfach ist. Denn wenn einer rote High-Heels kriegt und der andere Gummistiefel, dann könnte Letzterer das ja als diskriminierend empfinden. Nicht aber, wenn eine hübsche Weinprinzessin mit einer schlagfertigen Begründung die Gummi-Stiefel überreicht. ”Gummistiefel: Die bekommt der Riesling”, entscheidet Janina Huhn, und das kann sie nicht abwertend meinen, denn der Riesling ist ihr Lieblingswein. Gummistiefel stehen für Bodenständigkeit, begründet sie, und das gelte schließlich auch für den Riesling. Fügt aber hinzu, dass der Riesling eigentlich alles tragen kann: High-Heels, Flip-Flops, Wanderschuhe, er sieht immer gut aus. Dass man als Weinkönigin mehr können muss, als Weine zu besohlen, haben die beiden jungen Frauen schon am Vormittag bewiesen, als sie vor einer Jury aus Fachleuten Fragen zum Wein beantworten mussten. Was aus Spätburgunder-Trauben so alles werden kann, werden sie beispielsweise gefragt, und nach Möglichkeiten, die Reben vor Spätfrösten zu schützen. Fragen, die weder der Dürkheimerin noch der Neustadterin zu schwer waren. Beide hatten ordentlich gelernt, beide bringen ihr Wissen souverän und eloquent ‘rüber. Keine einfache Wahl also für die Jury. ”Jetzt seid ihr nur zu zweit und macht‘s uns trotzdem so schwer”, knurrte Norbert Schindler, Bauernpräsident und Mitglied der Jury. Dass sich am Ende die Dürkheimerin durchsetzen würde, davon war Dürkheims Bürgermeister Wolfgang Lutz von Anfang an überzeugt - möglicherweise war der ganze Dürkheimer Fan-Club aber auch der Meinung, dass die Lautstärke der Unterstützung sich günstig auf die Entscheidung auswirken würde. Janina Huhn spielt Querflöte in der Dürkheimer Stadtkapelle und diese begleitete den Auftritt ihrer Kandidatin von Anfang an mit lautem Gejohle, Trommel wirbel und Pfeifen. Rein akustisch wäre die Wahl also schon nach zwei Minuten gelaufen gewesen, auf der Bühne war die Entscheidung schwieriger. Zwar bot die Dürkheimerin, die in Heidelberg Geschichte, Philosophie und Latein studiert, von Anfang einen starken Auftritt, doch die Neustadterin, im echten Leben Sozialversicherungsangestellte, hielt gut mit. Zwei starke Frauen lösen damit das Siebener-Team des vergangenen Jahres ab, das mit Andrea Römmich als Weinkönigin die Krone zurückgab. Nach rund 350 Terminen und rund 20.000 Kilometern nicht ohne Tränen. Den Pfälzer Wein über die halbe Erdkugel bis nach China zu bringen - das ist für die jungen Frauen ein unvergessliches Erlebnis. Aber die sieben ”Weinhoheiten” sonnten sich in ihrer Amtszeit nicht nur in Glanz und Glamour. Sie präsentierten sich beispielsweise auch gemeinsam bei einer Benefizweinprobe, deren Erlös dem Kinderhospiz zugute kam. Eine Geste, die in Erinnerung bleiben wird, wie die Südpfälzer Landrätin Theresia Riedmaier sagte. Was können die scheidenden Weinhoheiten ihren Nachfolgerinnen mit auf den Weg geben? Authentisch bleiben, empfehlen sie. Und viele Fotos sammeln.

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