Rheinpfalz Ixheimer Stahl hat noch Zukunft

Das im Zweibrücker Stadtteil Ixheim ansässige Blankstahl-Werk der Westfälischen Drahtindustrie GmbH (WDI) Hamm hat Perspektive. Vor vier Jahren vor dem Aus stehend, produzieren 23 Mitarbeiter – acht mehr als 2010 – wieder 20.000 bis 22.000 Tonnen Stäbe im Jahr zur Weiterverarbeitung vor allem in der Automobilzulieferindustrie. Das ist ein Drittel mehr als im Krisenjahr 2009/2010. „Wir legen ein klares Bekenntnis zum Standort ab“, sagt WDI-Geschäftsführer Wulf-Hendrik Pistorius.

150.000 Euro seien 2013 in Maschinen, unter anderem in ein bildgebendes Verfahren der Oberflächenkontrolle, investiert worden. Erst kürzlich war der Geschäftsführer mit dem für die drei Blankstahl-Werke unter den 16 Werken der WDI zuständigen Prokuristen Rolf Lüdenbach vor Ort, auch um weitere Investitionen zu planen. „Der Markt ist zurzeit nicht so, dass es um Kapazitätserweiterung geht. Aber die WDI wird in Ixheim investieren“, wollte sich Pistorius nicht auf ein konkretes Volumen festlegen. Baulich plane man aktuell keine Veränderungen an den Anlagen des ehemaligen „Nagelwerks“, man werde aber in die Substanz investieren. Ein 2010 geschlossener, bis zum 31. Dezember 2013 laufender Standortsicherungsvertrag, wurde durch einen neuen – Laufzeit bis 31. Dezember 2016 – ersetzt. Er sieht unbezahlte Mehrarbeit der Belegschaft vor, gestaffelt und abschmelzend bis 2016. Im laufenden Jahr sind 15 Stunden im Monat vereinbart, 2016 noch zehn. Zu den Konditionen macht die WDI-Geschäftsführung selbst keine Angaben. Das seien Interna. Nachdem der Umsatz in der Finanzkrise 2009/10 um 75 Prozent eingebrochen war, war Ixheim akut gefährdet. Fünf Mitarbeiter wurden entlassen. „Der Standort hat aber Vorteile für uns. Ganz wesentlich in der Nähe zu Kunden in Frankreich und Süddeutschland“, sagt Lüdenbach. Nach großem Einsatz der IG Metall wurden die Verlagerungspläne nach Hamm und Schwerte verworfen, Ixheim vertraglich bis Ende 2013 gesichert. Nun sei eine Anschlussgarantie vereinbart. Betriebsbedingte Kündigungen sind demnach bis 2016, mit Kündigungsfristen bis 2018, ausgeschlossen. Jüngst wurde ein Leiharbeiter übernommen. „Und die drei Mitarbeiter mit befristeten Verträgen wollen wir fest übernehmen“, sagte Prokurist Lüdenbach. WDI, mit 60 Mitarbeitern in Hamm und 40 in Schwerte, muss sich in einem umkämpften Markt für Blankstahl behaupten. 50 Prozent gelangt über den Import nach Deutschland. In der Stahlbranche gibt es Überkapazitäten. WDI Ixheim liefert aus Draht gezogene Stäbe, im Durchmesser von fünf bis 30 Millimetern, in Längen von drei bis sechs Metern. Sogenannte Automatenstähle, die im Maschinen- und Automobilbau Verwendung finden. Mittelbar, durch Zulieferer bearbeitet, kann Ixheimer Blankstahl in Form einer Zündkerze, aber auch Karosserie- und Motorteilen, Schrauben, in Mercedes oder BMW landen. „Der deutsche Markt macht uns Freude, aber so sieht es nicht überall in Europa aus. Unser Absatz in die Südländer ist gebremst“, so der für die Finanzen der 1200 Mitarbeiter zählenden WDI zuständige Geschäftsführer . 2012 erzielte die WDI einen Umsatz von 647 Millionen Euro und wies 6,2 Millionen Gewinn aus. Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/13 sind noch nicht veröffentlicht. Und der Finanzgeschäftsführer gibt auch nur preis, dass das Rohergebnis sich um rund vier Prozent verbessert habe. „Wir sind aktuell zufrieden, aber müssen wachsam sein“, formuliert Pistorius. Die Werke Ixheim und Hamm stehen unter der Leitung von Rolf Seelbach. Rechte Hand in Zweibrücken ist seit einem Jahr Jens Rutz. Seelbach, wie der für den gesamten Verkauf der WDI-Blankstahlprodukte zuständige Prokurist Lüdenbach, verbringen fünf bis sechs Tage im Monat in Zweibrücken, den Rest im 380 Kilometer entfernten Hamm. „Die Steuerung des Werks ist nicht ganz einfach“, gesteht Rolf Lüdenbach ein, der Standort Ixheim mache aber Sinn – siehe oben. Das Ixheimer Blankstahlwerk ist der einzige Betrieb in Zweibrücken, der laut Bundesministerium für Wirtschaft eine Befreiung beziehungsweise Ermäßigung der Stromumlage nach dem Erneuerbaren- Energien-Gesetz (EEG) erlangt hat. „Wir verbrauchen etwa ein Gigawatt Strom im Jahr“, sagt Pistorius. Man werde auch 2015 oberhalb der Grenzen der vom Bundeskabinett beschlossenen EEG-Novelle liegen. Der Stromkostenanteil an der sogenannten Bruttowertschöpfung liege in Ixheim oberhalb von 16 Prozent. Der Strompreis mache der gesamten Stahlbranche, nicht nur den Hütten, weiterhin große Sorge. Die strategische Unternehmensentwicklung sei beeinflusst. „WDI hat selbst ein Werk in den Niederlanden, das sich mit 15 Prozent günstigerem Strom versorgen kann. Einige unserer Wettbewerber stellen sich noch besser. Deshalb sage ich: Wir müssen wachsam sein“, sagt Finanzgeschäftsführer Wulf-Hendrik Pistorius. (cps)

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