Rheinpfalz In seiner „Fußballbar“ geht ihm das Herz auf

Eine wahre Schatzkammer: die „Fußballbar“ von Reinhold Gries.
Eine wahre Schatzkammer: die »Fußballbar« von Reinhold Gries.

«LEIMEN.»Drei Herzen schlagen in der Brust von Reinhold Gries: eines für seine Familie, eines für sein soziales Engagement und eines für seine umfangreiche Sammlung von Fanartikeln, Autogrammen, Wimpeln, Fahnen, Fotos und mehr rund um den 1. FC Kaiserslautern und andere Fußball-Raritäten. Begegnungen mit Ex-FCKlern wie „Mäuschen“ Ratinho oder Martin Amedick sind keine Ausnahme im Leben des 50-Jährigen.

Gries’ Familie unterstützt seine Sammelleidenschaft. So ließ seine Tochter Sabrina ihm bei einem Auslandsaufenthalt in New York ein Schild für seine „Fußballbar“ im Keller fertigen. „Lusches’ Sports Bar; If there’s a game, there’s a party“, steht drauf. Lusche, das ist der Spitzname von Reinhold Gries, der Rest heißt übersetzt „wo ein Spiel ist, gibt’s auch eine Party“. Darauf natürlich das Emblem des 1. FCK. Das „zweite“ Herz des Leiters einer Wasgau-Metzgerei schlägt für das soziales Engagement. Aus einem familiären Erlebnis heraus hat er sich der Initiative „Mama/Papa hat Krebs“ der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz angeschlossen. Im Jahr 2008 wurde in Otterberg ein neuer Wasgau-Markt eröffnet. Reinhold Gries, damals Metzger im Markt, setzte sich dafür ein, „Rote Teufel“ zum Anfassen zu engagieren, mit deren Auftritt Spendengelder für die Krebsaktion gesammelt werden sollten. Gries fragte zunächst den damaligen FCK-Spieler Martin Amedick, ob er eine Autogrammstunde geben würde. Amedick sagte zu. Auch andere Spieler wie Alexander Baumjohann, Thomas Riedl und Srdjan Lakic engagierten sich für die Krebsaktion. Ratinho ließ sein Konterfei ablichten, gab Autogramme für den guten Zweck. Mit ihm und Amedick hält Gries bis heute Kontakt. 2000 Euro konnten damals für die Initiative gesammelt werden. Anlässlich des 90-jährigen Bestehens von Wasgau wurde im Jahr 2015 in sämtlichen Märkten für die Aktion „Mama/Papa hat Krebs“ Geld gesammelt: Es kam ein Betrag von 25.000 Euro zusammen, erzählt Gries. Seit seinem zehnten Lebensjahr ist der heute 50-Jährige Fan der „Roten Teufel“. Ein großer Teil seiner Sammlung stammt von seinem Bekannten Helmut Bender. Der mittlerweile 86-Jährige war Chauffeur und enger Freund von Fritz Walter, wie Gries erzählt. Bender begleitete Walter und seine Familie fast überall hin. Die aus dieser langjährigen Freundschaft stammenden Fotos mit persönlichen Widmungen, natürlich handsigniert, die ungezählten Bilder aus den „Berner Wunder-Zeiten“, also als die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1954 den Weltmeistertitel errang, all diese Erinnerungsstücke schenkte Helmut Bender dem „fußballverrückten“ Gries. Eine „FCK-Schatzkammer“, eine Kellerbar voller Erinnerungsstücke und Unikate. An den Wänden der Kellerbar hängt Fußball-Historie pur. Fotografien von Fritz Walter, Sepp Herberger, Jupp Derwall und Franz Beckenbauer findet man dort, alle mit persönlicher Unterschrift, viele mit Widmung. Dazu ein Koffer voller Wimpel, einer voller Fotos, die keinen Platz an der Wand mehr ergattern konnten. Dann holt Gries etwas hervor, was auf den Blick aussieht wie eine schwere Decke. Es ist eine Fahne mit einem besonderen historischen Hintergrund. Am 28. März 1954 stand das letzte Qualifikationsspiel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen das Saarland an, das damals eine eigene Nationalmannschaft hatte. Das Spiel wurde im Ludwigspark-Stadion in Saarbrücken ausgetragen. Deutschland ging mit 3:1 als Sieger vom Platz und schaffte die Qualifikation. Wenige Monate später: das „Wunder von Bern“, Deutschland wird Weltmeister. Mittendrin: Fritz Walter. Mit einem Schwarz-Weiß-Foto dokumentiert Gries, dass die Fahne echt ist. Darauf die Logos des Deutschen Fußballbundes und des Fußball-Weltverbandes Fifa. Kurios die Speisekarte des elsässischen Nobelrestaurants „Cheval blanc“ in Lembach. Hierin verewigten sich Italia und Fritz Walter, Jupp Derwall und andere. Sie trägt das Datum 1. Dezember 1972. „Das war der Einstand von Derwall als Bundestrainer. Helmut Bender war dabei, wie man auf dem Foto, das an der Wand hängt, sehen kann“, erzählt Gries. Gerade über Bender flossen die ersten FCK-Kontakte, auch die zu den „Altvorderen“ FCKlern wie etwa Ernst Diehl. Diehl sei auch schon Gast gewesen bei seinen jährlichen Schlachtfest-Einladungen in Leimen, so Gries. Was noch so an Gries’ Wänden hängt? Ein Foto mit Pelé, vom Fußballstar signiert. Eine Einladungskarte zum 80. Geburtstag von Sepp Herberger vom 28. März 1977. Ein DFB-Wimpel von der Weltmeisterschaft 1974 mit allen Unterschriften der damaligen Weltmeister. Ausrangierte Fußballschuhe von Andreas Brehme. Original-Trikots, die Spieler während eines Matches trugen. „Manche riechen noch ein bisschen; andere haben noch Dreck vom letzten Spiel drauf“, sagt Gries. Ein Trikot des Weltfußballers Ronaldo nennt der Fußballfan „meinen ganzen Stolz“. Was bedeuten Reinhold Gries all diese Erinnerungen? „Ich will das alles zusammenhalten. Mir bedeutet Tradition sehr viel. Wenn ich hier herein gehe, dann geht mir das Herz auf. Ich freue mich und fühle mich bestärkt in meinem Tun, wenn Leute kommen, betrachten, staunen und sich mit mir freuen. So soll es sein“, zieht er zufrieden Bilanz. Aber er bleibt weiterhin auf der Suche nach Erinnerungsstücken. Ob er sie einmal an das vom ehemaligen FCK-Präsidenten Norbert Thines gegründete FCK-Museum verleihen wird? „Da muss man anfragen. Verkaufen tue ich absolut nichts davon“, sagt er überzeugt.

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