Rheinpfalz Hersteller deuten die Outlets um

91-74532310.jpg

ZWEIBRÜCKEN. Die Grundidee der Handelsform Outlet hat sich gewandelt. War es zunächst das (Über-)Angebot an Waren, die die Nachfrage von Schnäppchenjägern weckte, ist es nun die starke Nachfrage, die für ein immer größeres Angebot sorgt. Aktuell, so eine Marktstudie, sucht jeder zweite europäische Markenhersteller in Deutschland eine Gelegenheit, seine Kleider, Schuhe, Sonstiges über Outlets zu verkaufen. Das Zweibrücker ist dabei eine der am begehrtesten Adressen.

Zweibrücken

nimmt einen Spitzenplatz unter den wirtschaftlich erfolgreichsten der mittlerweile 157 Sonderverkaufszentren in Europa ein: Platz zehn. Zum sechsten Mal fragte das auf diese Handelsform spezialisierte Wiesbadener Wirtschaftsberatungsunternehmen Ecostra nach einer Einschätzung zur Rentabilität. Befragt wurden Vertriebschefs von Herstellern, die in mindestens drei der 157 europäischen Outlets Läden unterhalten. Ergebnis: Die Umsätze im Verhältnis zu den Kosten sind in Zweibrücken besonders gut. 44 Mieter gaben Ecostra Einblick in das nach wie vor wegen des Spannungsverhältnisses zum innerstädtischen Einzelhandel diskret betriebene Geschäft. Der Standort Zweibrücken erhielt die Note 1,98 auf der Skala von 1 bis 5. 1 steht für „deutlich überdurchschnittliche Performance“, also Rentabilität; 5 für „deutlich unterdurchschnittliche Performance“. Die Mieter sehen die Attraktivität der The Style Outlets Zweibrücken (TSO) sogar gestiegen. 2014 gaben sie ihm die Note 2,14 (Rang 14 der damals 147 Center). „Outlet-Mieter in Zweibrücken sind wirklich sehr zufrieden. Das ist bemerkenswert, betrachtet man die anderen Top-20-Outlets. Sie liegen bei London, Paris, Hamburg, Moskau“, sagt Ecostra-Chef Joachim Will. Die ungleich schlechtere Lage des TSO gemessen an Einzugsgebiet, Verkehrsanbindung und Kaufkraft in der Region wisse das Neinver-Management geschickt auszugleichen. Zumal nun belegt sei, dass das 100 Kilometer entfernte Neinver-Outlet im elsässischen Roppenheim die große Zweibrücker „Schwester“ nicht einenge, gar schädige. Laut Neinver steigerte das TSO Roppenheim seine Besucherzahl 2014 um 19 Prozent auf 1,4 Millionen. Mit 3,8 Millionen konnte auch Zweibrücken, so Neinver, einen neuen Rekord aufstellen. 107 Hersteller befragte Ecostra. 90 machten Angaben. Am lukrativsten ist es demnach, einen der rund 150 Läden in Roermond zu betreiben. Nicht nur die Größe macht es in diesem vom Branchen-Primus McArthurGlen betriebenen FOC. Das Ladenöffnungsgesetz der Niederlande ermöglicht 363 Verkaufstage im Jahr. Nur am ersten Weihnachtstag und an Neujahr ist geschlossen. Hinter dem im Londoner Umland, bei Oxford, gelegenen Bicester Village folgt in der Ecostra-Rangliste die Outletcity Metzingen. Platz drei der erfolgreichsten Outlets geht also an ein deutsches. Unter den „klassischen“ FOC in Deutschland ist Zweibrücken nun die Nummer eins. Es hat in der Gunst der Mieter die Wettbewerber Ingolstadt (Rang 14, Note 2,03) und das auf Rang 19 zurückgefallene Wertheim (2,18) überholt. Zwischen Ingolstadt und Wertheim schoben sich auf einem gemeinsamen 17. Platz die Outlets Ochtum Park (Stuhr-Brinkum/Bremen) und Wustermark/Berlin (Note 2,17). Mit gut 1100 Beschäftigten ist das Zweibrücker Outlet einer der großen Arbeitgeber der Region. Und vermutlich auch bedeutender Steuerzahler. Neinver veröffentlich keine Umsatz-, gar Gewinnzahlen. So gibt es nur Vermutungen. „Wir schätzen den Jahresumsatz der TSO konservativ auf 110 Millionen Euro“, sagt Branchenkenner Will. Die mit einem Durchschnitt von 5500 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche für die deutschen Outlets angenommene Flächenproduktivität werde sicher übertroffen. Im Textil-Einzelhandel in Städten liege der Umsatz pro Quadratmeter bei 3500 bis 3700 Euro, in Einkaufszentren (Malls) bei 4000 bis 4200. Der Marktanteil der Outlets am deutschen Einzelhandel betrage noch immer bescheidene 0,2 Prozent. Am Textileinzelhandel mache er auch nur 1,4 Prozent aus. Generell, stellt Will fest, habe sich die Einstellung der Markenhersteller zur Handelsform Outlet extrem geändert. „Vor 15 Jahren, als Zweibrücken den Anfang in Deutschland machte, sahen sie darin die Möglichkeit, Produktionsüberhänge kontrolliert, ohne Schädigung der Marke, loszuwerden. Das ist immer noch ein Motiv, aber längst haben Hersteller erkannt, dass sie in Outlets richtig Profit machen können. Höheren als in eigenen Markenstores.“ Will geht davon aus, dass sich in zehn Jahren die Zahl der deutschen Outlets verdoppelt haben wird. Für das Konzept sogenannter Outletcitys, Innenstadtlagen in Fabrikverkaufszentren zu verwandeln wie zuletzt in Bad Münstereifel, sieht Will nur begrenzte Chancen. (cps)

91-74532311.jpg
x