Kultur Südpfalz Heilige Danksagung

Mit ungewöhnlichen kammermusikalischen Werken hat das Hesse-Quartett sein Publikum in der gotischen Kapelle des Speyerer Adenauerparks überrascht. Das Programm reichte von Johann Sebastian Bach über Anton Bruckner bis zu Ludwig van Beethoven.

Aus Bachs „Musikalisches Opfer“ spielten Wolfgang Brodbeck, Manfred Holder (beide Violine), Susanne Holder (Viola) und Beate Holder-Kirst (Cello) das „Ricerar à 6“ und den „Canon à 4“. Ursprünglich für Cembalo bestimmt, schien die Übertragung auf Streicher das Werk sogar durchschaubarer zu machen. Seine Entstehungsgeschichte ist eng mit Friedrich II. verbunden, an dessen Hof in Potsdam Carl Philipp Emanuel Bach tätig war. Als dessen Vater 1747 zu Besuch kam, spielte der König ihm ein selbst komponiertes Thema auf der Flöte vor und forderte ihn auf, darüber zu improvisieren. Bach präsentierte eine dreistimmige Fuge. Als Friedrich nach einer sechsstimmigen fragte, musste Bach zunächst passen, versprach aber, sie später zuzusenden. Schließlich lieferte er nicht nur sie, sondern fügte auch Ricercares – eine Fugen-Vorform – und Kanons hinzu – alles unter dem Titel „Musikalisches Opfer“. Von Anton Bruckner, der eher in Symphonien dachte, gibt es nur wenig Kammermusik. Sein Streichquartett c-Moll war 1862 in Wien als Studienarbeit entstanden. Einem träumerischen Allegro als erstem Satz ließ das Hesse-Quartett ein ausschweifend lebhaftes Andante folgen. Im dritten Satz wurde es ländlich-österreichisch im Dreivierteltakt. Auch der letzte Satz hatte am Sonntag etwas eindeutig Wienerisches. Als Auftragsarbeit für einen russischen Fürsten hatte Beethoven 1823 sein Streichquartett a-Moll geschrieben. Überraschend schwenkt das Stück im dritten Satz plötzlich auf eine Art mittelalterliche liturgische Kirchenmusik ein, als „Heilige Danksagung eines Genesenden an die Gottheit in lidischer (lydischer) Tonart“. Der Vorlage folgend, unterbrach das Ensemble in der Kapelle die choralartige, feierlich-meditative Musik zweimal mit heiteren Einwürfen, die der Komponist mit „neue Kraft fühlend“ überschrieben hatte. Danach ging es „mit innigster Empfindung“ zum Choral zurück. Die beiden letzten Sätze kamen teils heiter, teils innerlich aufgewühlt daher. So hatte Beethoven Krankheit, Angst und die Freude darüber verarbeitet, noch einmal davongekommen zu sein.

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