Rheinpfalz Heiße Eisen anpacken

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Die Zukunft seines Metallgestaltungsbetriebs sieht Schmiedemeister Thomas-Maria Schmidt in der Sparte „Restauration“. Der Rückstand in Deutschland sei immens, „gerade bei den Denkmälern und Kirchen“, sagt er. Da seien ausgebildete Restauratoren gefragt. Weil er diesen Trend frühzeitig erkannt hat, lag Weiterbildung für ihn nahe. Deshalb bewältigt er an der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld das Studium des Restaurators im Handwerk – das er mit 50 Jahren begann.

Sohn Daniel (28), der gerade die Meisterschule macht, will ihm auf diesem Weg folgen. Er möchte ebenfalls dieses zweijährige Studium absolvieren, das mit einer Projektarbeit abschließt. „Ich denke, dass dann die Firma ein gutes Standbein im Restaurationsbereich hat. Natürlich wollen wir unsere Privatkunden nicht vernachlässigen.“ Immerhin hat Schmidt einen großen Stammkundenbereich. Im April 1994 machte sich Thomas Schmidt selbstständig, zunächst am Standort Pirmasens, später zog er nach Höheischweiler, wo der Betrieb in der Straße „Lambacher Berg“ zu finden ist. In Schmidts Schmiede arbeiten aktuell zwei Auszubildende, ein Geselle – Sohn Steven – und er selbst. Die Interessen von Steven (25) gehen in die kaufmännische und technische Richtung. Er steht ebenso wie Daniel für die Nachfolge bereit. Bis es soweit ist, schwebt dem Vater vor, dass er, weil Restauration zu 50 Prozent Dokumentation bedeutet, den Part als Dokumentator übernehmen möchte „und die Jungs führen die Arbeit aus“. Schmieden bedeutet auch körperliche Anstrengung. „Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, genauso wie an das Arbeiten in luftiger Höhe“, sagt Schmidt. Da spricht er aus Erfahrung, denn in 110 Meter Höhe zu arbeiten, ist nicht jedermanns Sache. Das musste er bei der Marienkirche in Kaiserslautern, deren Turm exakt diese Größe hat. Schwindelfrei sollte man schon sein? „Ja, das ist man. Wenn nicht, wird man es“, sagt er lachend. Momentan arbeitet Schmidt an mehreren Kirchen in der Region, hauptsächlich müssen Turmzierden ersetzt werden. Beispiel einer solchen Turmkrönung ist die Lutherkirche in Pirmasens, wo er den Löwen und den Schwan restauriert hat. „Wenn ich mir die heute anschaue und vergleiche diese Arbeiten mit anderen, die zur selben Zeit restauriert wurden, sieht man schon gravierende Unterschiede. Löwe und Schwan stehen seit 13 Jahren in Wind und Wetter da oben und sehen fast immer noch aus wie am ersten Tag.“ Deshalb ist es auch das Bestreben, den Restaurator als Berufsbezeichnung zu schützen. Der Deutsche Restauratorenverband (DRV) und die Fachgruppe Restauratoren im Handwerk sind darüber in Berlin auf politischer Ebene in Verhandlungen. Schmidt kann bei diesen Verhandlungen sein frisch erworbenes Amt als Präsident des Internationalen Fachverbandes gestaltender Schmiede (IFGS) einsetzen. Neben Repräsentationsaufgaben liegt der Schwerpunkt auf der Erhaltung und Förderung des Schmiedehandwerkes und dem Wissenstransfer in die heutige Zeit. Bedauerlich findet er, dass es dem Nachwuchs im Schmiedehandwerk zu schwer gemacht wird. Das liege mit daran, dass die Handwerkskammer Kaiserslautern die Möglichkeit der Ausbildung „sehr erschwert“ habe, im Gegensatz zum Bezirksverband, der in Kaiserslautern eine Ausbildung als Metallgestalter ermögliche und das kostenlos. Da Schmidt täglich mit Anfragen von jungen Leuten nach einer Lehrstelle bombardiert werde, weiß er, dass es großes Interesse für den Beruf gibt. Deshalb wäre es ihm ein Anliegen, eine Schmiedeschule zu gründen. Ähnlich wie in Frankreich, wo man sich die Fachleute in Internaten heranziehe. „Sie lernen den Schmiedeberuf von der Pike auf.“ Da seien die Franzosen den Deutschen mindestens einen Schritt voraus, insbesondere wenn man wisse, dass im vergangenen Jahr um Bereich der Handwerkskammer Kaiserslautern gerade mal zwei Auszubildende aus der freien Marktwirtschaft ihre Prüfung ablegten. Dabei sei der Schmiedeberuf (Metallgestalter) die Basis eines jeden Metallberufs, so Schmidt. Als er 1994 mit der Firma angefangen hatte, ging es um die Gestaltung von Kunst und Ziergegenständen für Privatleute. „Es gab damals den Boom, dass überall Schmiedeeisen angebracht wurde, sei es bei Gartentürchen, Treppengeländern oder Vordächern. Dieser Boom ist jetzt ganz stark abgeflaut, auch das Geschäft mit dem Edelstahl.“ Dass man mit Feuer, Eisen und Amboss mehr machen kann, als nur Hufeisen schmieden, stellt Thomas Schmidt seit Jahren unter Beweis. So hat er den Cowboystiefel gefertigt, der den Kreisel B 270/Georgia Avenue ziert. „Das war eine große Herausforderung. Mit Planung, Absprachen mit dem Sponsor Bernd Hummel und den Änderungen, mit dem Aufbau des Stiefels in der Firma und dann am Kreisel waren wir ein halbes Jahr beschäftigt.“ Die Umsetzung solcher Aufträge verlangt im Gegensatz zum Restaurieren – da ist die Gestaltung vorgegeben – einiges an Fantasie. Wie man in der Branche so schön sagt: Altes erhalten, Neues gestalten. Die Auftragslage sei sehr gut. „Schon fast mehr, als wir machen können.“ Bei 50 Prozent der Aufträge handelt es sich um öffentliche Arbeiten in der Restauration und Erhaltung, die andere Hälfte kommt aus dem Privatkundengeschäft. „Unser Einzugsgebiet ist der komplette süddeutsche Raum, aber der Hauptkundenstamm sitzt in Rheinland-Pfalz, Baden und Saarland.“

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