Rheinpfalz Hautnah an ganz viel Haut

Es ist bereits später am Abend auf der Dorfkerwe. Gerade ist die lange Partylimousine mit dem Stargast an Bord vorgefahren. Mit Verspätung trifft Micaela Schäfer aus Mallorca ein. Wer sie aus Gazetten und Fernsehen kennt, ist zunächst ein wenig verblüfft. Denn ihre langen schwarzen Haare sind einem blonden Kurzhaarschnitt gewichen. Kunstvoll arrangierte Fäden, Bänder und Träger bilden ihre Garderobe. Die 32-Jährige hat keine Probleme, sich offenherzig zu zeigen. Es ist ihr Geschäftsmodell. Rückblende, kurz vor halb elf: Der Motor des Diskobusses, ein amerikanischer Hummer-Jeep gestreckt auf zwölf Meter Länge, gluckert vor sich hin. Das Kerwezelt, wenige Meter entfernt, ist gut besetzt – vorwiegend junge Gäste haben den Weg zur Kerwe-Disko gefunden. Einige Gäste kreisen um die Limousine. Sie schauen sich das Auto an und sprechen über den Erotik-Star Micaela Schäfer, den meisten aus der Realityshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ bekannt: „Sich ausziehen, das kann sie“, sagt einer. „Der Doppel-C-Promi aus dem Dschungelcamp“, meint ein anderer. Mit den Beschreibungen scheinen die Gäste Distanz schaffen zu wollen. Im nächsten Moment rätseln sie, was die Berühmtheit wohl anhaben wird: Vielleicht einen engen, aber trotzdem familienfreundlichen Pullover? „Wohl eher nichts“, scherzen Gäste. Patrik Huber aus Herschweiler-Pettersheim hat eine Fahrt mit dem Model in der Limousine gewonnen. „Meet and greet“, heißt der Kontakt zum Promi auf Neudeutsch. Er bekomme eigentlich immer nur am Rande mit, was Micaela Schäfer treibe, sagt er. Realityshows sind nicht so seins. Aber jetzt darf er, wie auch die anderen Gewinner, mit Schäfer in der XXL Limousine mitfahren. Der gesamte Abend ist für sie kostenlos – Promi-Begegnung inklusive. Mallorca, Haschbach und zurück: Micaela Schäfers Flieger hat Verspätung. Sie ist noch auf dem Weg zwischen Frankfurt und Haschbach. Gegen 23 Uhr wird sie am Rasthof in Ramstein auf ihre Kutsche warten. Die Abhol-Fahrt zum schönen Gast geht los. In der Limousine pulsieren die Bässe der Elektrobeats, auf dem Klavierlack oben winden sich LED-Reihen, aus mehreren Minibars dürfen sich die Gäste nach Lust und Laune bedienen. Die ersten Korken knallen. Geschützt vorm einsetzenden Regen setzt sich die Party in der Luxuskarosse fort gen Ramstein. Dort steht sie, Micaela Schäfer: Blonde, kurze Haare und mit Bademantel bekleidet. Die Gäste sind leicht irritiert. Wo sind die langen dunklen Haare, wo die nackte Haut? Freundlich begrüßt Schäfer die Fans. Gleich ist sie per Du mit allen. Auf der Fahrt nach Haschbach erfahren die VIP-Gäste etwas mehr über sie: Dass ihre Arbeit und ihre Auftritte in zahlreichen Realityshows polarisierten, findet Schäfer nicht schlecht. Sie hat keine Probleme damit, sich auszuziehen und provoziert gerne. Schon als 14-Jährige habe sie Preise bei Miss-Wahlen abgeräumt. Die junge Micaela Schäfer habe in der Medienbranche arbeiten wollen. Aber nicht singen, nicht moderieren, und für eine steile Modelkarriere habe sie nicht die richtige Statur, erzählt Schäfer. Bei ihren ersten Nacktaufnahmen habe sie keine Scham gezeigt, und schnell ihre Nische gefunden. Seitdem zeigt sie beruflich Haut. Viel Haut. Single ist die 32-Jährige nicht. Seit mehr als zwei Jahren sei sie in einer glücklichen Beziehung, erzählt sie. Trotzdem: Frauen und Männer verstehen sich untereinander besser, meint Schäfer, homosexuelle Beziehungen könnten in Zukunft zum Erfolgsmodel werden. In ihrem Alltag sei sie getrieben, müsse immer etwas anderes machen und sei permanent unterwegs. Bis in den frühen Morgen auflegen oder modeln und früh am Morgen zur nächsten Veranstaltung, beschreibt Schäfer ihre Arbeit – sie wird in dieser Nacht bis 3 Uhr in Haschbach Platten auflegen, gegen 9 Uhr geht ihr Flieger zurück nach Mallorca. Schäfer betont, dass sie aus Leidenschaft arbeitet. Die hübsche Berlinerin zeigt sich ihren Mitfahrern ganz normal, ist sehr freundlich. In Haschbach angekommen, fällt endlich ihr Bademantel und gibt freien Einblick. Kaum ist sie raus aus dem Jeep, werden überall die Handys gezückt. Während des Catwalks zu den Plattentellern will so ziemlich jeder Kerwegast ein Selfie mit Schäfer schießen. Micaela Schäfer wird noch einige Stunden die Gäste mit Dance-Pop unterhalten, gut animieren, in Widersprüche treiben und einfach schön sein.

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