Rheinpfalz Gottesdienst ohne Gerüst

Schweißtreibende Detailarbeit: Martin Dertinger restauriert ein Deckenfresko.
Schweißtreibende Detailarbeit: Martin Dertinger restauriert ein Deckenfresko.

«Speyer.» Endspurt in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche: In rund zwei Monaten sollen die Sanierungsarbeiten im Inneren des Gotteshauses abgeschlossen sein. Ziel ist der Erntedanksonntag am 7. Oktober, den die Gemeinde als „Gerüstfrei-Gottesdienst“ feiern will. Bis dahin gibt es für Restauratoren und Kirchenmaler jedoch noch einiges zu tun.

Noch sind die Spuren der Arbeiten in der Dreifaltigkeitskirche deutlich sichtbar. Ein riesiges Gerüst trennt den Innenraum in zwei Bereiche: vorne der Altarraum, der bereits in neuem Glanz erstrahlt, hinten das Gerüst, mit langen weißen Tüchern verhüllt wie beim Künstler Christo. Der Vorhang ist das Überbleibsel einer Hochzeit, erklärt Pfarrerin Christine Gölzer. „Der Vater einer Braut, die während der Sanierung hier heiraten wollte, hat das gemacht. Danach hat er angeboten, es bis zum Ende der Arbeiten hängen zu lassen, was wir super fanden.“ Hinter dem Vorhang, hoch oben auf dem Gerüst, verbirgt sich das Reich der Restauratoren: Mitarbeiter der Firma Wibbeke aus der Stadt Geseke bei Paderborn sind damit beschäftigt, den Deckenfresken ihren ursprünglichen Glanz wiederzugeben. Restaurator Martin Dertinger erklärt: „Vor einigen Jahrzehnten hat man hier einzelne Deckenbretter übermalt. Unter den klimatischen Bedingungen gingen die Fugen auf, die man dann mit Leinwandstreifen überklebte. Diese Leinwandstreifen lösten sich nach einiger Zeit, und als sie abgenommen wurden, zeichneten sich die Stellen deutlich ab.“ Aufgabe der Restauratoren sei es nun, die hellen Spuren der Leinwandstreifen und andere größere Schäden an den Fresken in das Gesamtbild einzuretuschieren. Schwerstarbeit bei den derzeitigen Temperaturen: Unter der Decke staut sich die Hitze, die grellen Lampen, die die Restauratoren zum Arbeiten brauchen, tun ihr Übriges. „Ohne Ventilator geht hier gar nichts“, sagt Dertinger. Zuvor mussten die Werke am Deckengewölbe, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigen, von einer dicken Staub- und Rußschicht befreit werden. „Laienhaft ausgedrückt, war das schwarz. Die Details waren überhaupt nicht mehr erkennbar“, so der Fachmann. Etwas kühler als unter dem Dach ist es unten im Kirchenraum. Doch auch dort ist Detailarbeit gefragt: Mitarbeiter einer badischen Malerfirma arbeiten am Holzgestühl. Die Arbeiten haben laut Pfarrerin Gölzer nicht nur äußerliche Spuren hinterlassen. „Die Speyerer sagten immer, hier riecht es besonders.“ Das sei der leicht modrige Geruch des kaputten Gestühls gewesen. „Diesen Geruch haben wir der Kirche nun genommen.“ Vermissen wird sie ihn nicht.

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