Eisenberg Gestrandet im falschen Eisenberg

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Dass es in Deutschland mehrere Städte gibt, die den Namen Eisenberg tragen, sorgt bei Flüchtlingen und Behörden offenbar für starke Verwirrung. In letzter Zeit kommen im pfälzischen Eisenberg immer häufiger Menschen aus Syrien, Irak oder Afghanistan an, die eigentlich ins thüringische Eisenberg sollten. Das verursacht Probleme.

Grünstadt

Bahnhof, gestern Morgen: Eine junge Frau mit Kopftuch schiebt einen Kinderwagen mit der Tochter. Ihr Mann und der kleine Sohn laufen hinterher. Die vierköpfige Familie wird von einem Mann geführt, der ihnen auf Englisch erklärt, dass sie kurz warten sollen. Er geht zum Bahnhofschalter. Dort wird er von der Angestellten schon erwartet. Alles geht ganz schnell. „Hier ist die Fahrkarte nach Eisenberg/Thüringen. Umsteigen müssen sie in Monsheim, Worms, Frankfurt, Bamberg, Jena und dann mit dem Bus nach Eisenberg/Thüringen“, erklärt die nette Dame. Der Mann nickt, bezahlt die Fahrkarte, nimmt die Unterlagen mit und erklärt der Familie, wie sie an ihr Ziel kommt. Er selbst fährt nicht mit. Wenig später sitzen die zwei Erwachsenen und ihre beiden Kinder wieder im Zug. Ob bei der fast siebenstündigen Fahrt mit dem vielen Umsteigen alles klappt? „In der vergangenen Woche sind von Donnerstag bis Montag allein 56 Flüchtlinge bei uns angekommen, die eigentlich nach Eisenberg/Thüringen geschickt wurden“, sagt Bernd Frey, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde. „Die meisten kommen am späten Abend am Bahnhof an und irren dann durch die Stadt. Wenn unsere Leute das sehen, wird eben die Polizei eingeschaltet. Wir nehmen sie in Empfang und müssen dann für eine Übernachtungsmöglichkeit sorgen. Es sind ja Familien mit kleinen Kindern dabei.“ Seit dem vergangenen Jahr seien rund 130 Flüchtlinge in der Pfalz gestrandet, zuletzt habe es sich aber gehäuft, wohl weil die Zahlen, derjeniger, die in Deutschland Zuflucht suchen, stark gestiegen ist. „In den Auffanglagern bekommen die Flüchtlinge meist einen Zettel und einen Code für Fahrkarten, die sie an den Schaltern der Deutschen Bahn einlösen“, so Frey. Das Problem dabei: Eisenberg in Thüringen hat keinen Bahnhof. Die Menschen müssen erst nach Jena, von dort geht es dann mit dem Bus zum Aufnahmelager in der 11.000-Einwohner-Partnerstadt von Eisenberg in der Pfalz. „Wenn die Menschen das Ticket lösen wollen, wird ihnen nur Eisenberg/Pfalz angezeigt, deshalb fahren sie dann eben an den falschen Ort“, so Frey. Hinzu kommt: Auch die Behördenmitarbeiter in den anderen Städten und die Angestellten der Deutschen Bahn geben offenbar teilweise falsche Informationen weiter. Die Odyssee der Menschen, die vor allem wegen fehlender Sprach- und Ortskenntnisse ihr eigentliches Fahrtziel verfehlen, stellt die Verwaltung in der Verbandsgemeinde Eisenberg vor Probleme. „Wir müssen die Telefonnummer der Auffanglager der Ankömmlinge heraussuchen, um dort Bescheid zu sagen, dass die dortigen Behörden die Leute ins richtige Eisenberg schicken. Das ist ein ganz großer Aufwand. Ein Beispiel: Zuletzt sind Menschen, die aus Köln kamen, bei uns gestrandet. Und bei der Bezirksregierung dort die richtige Telefonnummer zu finden, wo man den Fehler melden kann, ist nicht einfach.“ Freys Mitarbeiter mussten in letzter Zeit deshalb einige Überstunden machen. „Ich bin meinen Leuten sehr dankbar, dass sie das so geräuschlos mitmachen und wirklich toll arbeiten“, sagt der Verbandsbürgermeister. Die Falschfahrten der Flüchtlinge sorgten natürlich auch für Mehrkosten. Das fange schon bei der Unterkunft und Verpflegung für die Menschen an, so Frey. Nach meist einer Übernachtung werden die Flüchtlinge am Morgen von einem Mitarbeiter der Verwaltung zum Bahnhof in Grünstadt gefahren, wo es im Gegensatz zu Eisenberg noch einen Schalter gibt. Dort wird ihnen die Fahrkarte ins richtige Eisenberg besorgt. „Bezahlen müssen wir das, aber wir holen uns die Kosten natürlich bei der zuständigen Behörde später zurück“, macht Bernd Frey klar.

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