Rheinpfalz Freudiges Geklapper wieder öfter zu hören

Sie klappern laut mit den Schnäbeln, bauen Nester hoch über unseren Köpfen und bringen einer Legende zufolge die Babys: die Störche. Mittlerweile gibt es in unserer Region wieder viele der großen weißen Vögel. Nach dem Krieg waren die Tiere hier fast ausgestorben.

„Im Jahr 2003 gab es in der Region keine Störche mehr“, weiß Manfred Conrad aus Theisbergstegen zu berichten. Bereits seit 15 Jahren beschäftigt er sich mit Störchen, hat die Tiere schon als kleiner Junge interessant gefunden. Vor einigen Jahren hat der Verein Storchenfreunde Glantal dann ein erstes Projektpaar in Nanzdietschweiler angesiedelt. Mittlerweile gibt es wieder 38 Paare in der Region. Dabei kann man ein Gebiet natürlich nicht in Landkreise oder Verbandsgemeinden einteilen. „Das Gebiet von hier bis Zweibrücken, Bliestal oder Homburg muss als Ganzes gesehen werden“, berichtet Conrad. Dieses „große Ganze“ nennt man dann „Populationszentrum“. Innerhalb und rund um dieses Zentrum fliegen Störche dann einmal gut und gerne 200 bis 300 Kilometer an einem Tag. „Theoretisch sind sogar bis zu 500 Kilometer täglich oder mehr möglich“, weiß der Storchenfreund. Auf dem Weg zu seinem Winterquartier kommt dem Storch seine Ausdauer zugute. So fliegen die jungen Störche meist nach Afrika, um dort zu überwintern. In späteren Jahren verbringen die Tiere die kalten Monate aber auch gerne in Spanien oder Südfrankreich. „Wenn die Störche merken, dass es dort warm genug ist, dann bleiben sie manchmal einfach dort“, erzählt Conrad. Generell orientiert sich der Storch bei der Wahl seines Lebensraums an der Möglichkeit, Futter zu finden, und an anderen Störchen. Wie viel Kraft die Tiere auf ihrem Weg ins Winterquartier brauchen, hängt von der Gegend ab. Während Störche über dem Land die Thermik nutzen können, müssen sie die fehlende Thermik über dem Wasser mit purer Muskelkraft ausgleichen. Über dem Meer ist die Reise also deutlich anstrengender für die Tiere. Bei ihren Artgenossen können die Vögel ganz verschiedene Verhaltensweisen zeigen. Manfred Conrad erklärt: „Entweder dulden sich Störche gegenseitig oder sie zeigen ein aggressives Verhalten. Deshalb gibt es bei der Ansiedlung von Störchen so einiges zu beachten.“ Die Gruppe aus acht Paaren, die in Theisbergstegen angesiedelt ist, zeige untereinander ein duldendes Verhalten. Nach außen hin seien die Paare allerdings eher aggressiv. Apropos Paare: Wie finden sich Storchen-Paare eigentlich? Auch darauf weiß der Experte eine Antwort: „Nachdem die Tiere aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt sind, nimmt der männliche Storch im Februar oder März ein Nest in Besitz. Das kann entweder ein für ihn fremdes oder ein bereits bekanntes Quartier sein. Dort wartet er dann auf eine Störchin oder sucht sie sich.“ Bereits acht bis zehn Tage nach dem Kennenlernen legt die Störchin das erste Ei und dann im Abstand von je einem Tag weitere – insgesamt zwischen drei und sechs. 32 Tage brütet das Paar die Eier dann abwechselnd, während der andere Partner sich um die Futtersuche kümmert. Wenn die jungen Vögel geschlüpft sind, bleiben sie die erste Zeit im Nest. Dann gilt es, den Nachwuchs rund um die Uhr zu beschützen, um Fressfeinde fern zu halten, und darauf zu achten, dass kein Junges aus dem Nest fällt. Trotzdem überleben meist nicht alle Jungen. Nach rund 70 Tagen verlassen die Jungstörche dann das elterliche Nest. „Wann sich der Nachwuchs allerdings endgültig von den Eltern trennt, ist ganz unterschiedlich“, weiß Conrad. Anfangs bleiben die Jungstörche noch in kleinen Gruppen zusammen. Die jährliche Partnersuche beginnt nach jedem Winter erneut. So muss eine Störchin manchmal um den Partner und das Nest vom Vorjahr kämpfen. Störche unterhalten sich über ihr lautes Klappern, das wir alle kennen. Neben weißen leben in der Region auch einige der seltenen Schwarzstörche. Wer den Storch schützen will, der kann aktiv mithelfen. Conrad weiß: „Wenn die Störche in der Wiese zu Fuß unterwegs sind, können wir alle ein wenig Rücksicht nehmen, indem wir zum Beispiel Hunde nicht frei laufen lassen.“ Wenn jeder ein bisschen Rücksicht auf die großen weißen Vögel nimmt, so können wir uns hier noch lange an ihrer Anwesenheit und dem freudigen Geklapper erfreuen. (laf)

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