Rheinpfalz Eins von 160 Puzzleteilchen

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Kaum waren die Wahllokale in Rheinland-Pfalz gestern geschlossen, gab es die erste Prognose über das Ergebnis. Wie ist das möglich? Vor 160 Wahllokalen in Rheinland-Pfalz führten Mitarbeiter der Forschungsgruppe Wahlen Befragungen durch. Einer dieser sogenannten Sample Points war an der Kuseler Jakob-Muth-Schule.

„Guten Tag, haben Sie einen Moment Zeit für eine kurze Befragung“, spricht Sabine Grim eine junge Frau an, die gerade das Wahllokal in der Jakob-Muth-Schule verließ. Sie sei von der Forschungsgruppe Wahlen, die im Auftrag des ZDF eine kurze Befragung („Exit-Polls“) für die sogenannte 18-Uhr-Prognose durchführte. „Das geht ganz schnell und ist anonym“, ergänzte Grim, die in St. Wendel lebt. Die Frau ist einverstanden. Mit einem Klemmbrett, darauf ist ein kleiner blauer Zettel befestigt, setzte sie sich auf einen Stuhl und begann die acht Fragen zu beantworten. „Welchen Kandidaten haben Sie bei der Landtagswahl gewählt?“, „Welche Partei haben Sie bei der Landtagswahl gewählt?“ Hinzu kommen fünf Fragen zu Geschlecht, Alter, Schulabschluss und Konfession sowie die Frage nach der Wahlentscheidung bei der Landtagswahl 2011. „Damit erstellen wir Analysen zum „Wer wählte wen, also welche Parteien in welchen sozialen Gruppen besonders stark oder schwach abschneiden“, erläuterte Bernhard Kornelius von der Forschungsgruppe. Eine Minute später hatte die junge Frau den blauen Fragebogen ausgefüllt, gefaltet und ihn in eine kleine Pappurne geworfen. Bis 13 Uhr konnte Grim bereits 65 Wähler zum Ausfüllen des Bogens überreden. „Die Bereitschaft hier ist sehr groß“, sagt sie „Je mehr, desto besser. Wir rechnen in Rheinland-Pfalz mit rund 15.000 geführten Interviews“, ergänzte Kornelius auf Nachfrage. Doch vor allem ältere Menschen hätten Grim auch mal einen Korb gegeben. „Das ist normal. Die Befragung ist auch kein Muss“, sagte Grim, die genaue Vorgaben hat, wie die Leute vor den Wahllokalen ausgewählt werden: Angesprochen werde jeder Zweite. Verlässt eine Gruppe das Wahllokal werde von links mit dem Zählen begonnen. Hin und wieder stiftete die zweite Urne vor dem Wahllokal auch Verwirrung. „Wo werfe ich den ein?“, wollte ein älterer Mann wissen und hob den offiziellen Wahlumschlag samt Stimmzettel in die Luft. „Die Wahlurne steht im Wahllokal, diese Box ist für eine Befragung“, antwortete die St. Wendelerin. Fünfmal musste Grim die gesammelten Befragungsergebnisse nach Mannheim durchgeben, damit um kurz nach 18 Uhr die erste Prognose im Fernsehen veröffentlicht werden kann. Ergebnisse, die dann ins große Ganze eingearbeitet wurden. „Das hier ist ja nur ein kleines Puzzleteil.“ In Rheinland-Pfalz hatte die Forschungsgruppe gestern insgesamt 160 Befragungsorte eingerichtet. Nach 18 Uhr war Grims Arbeitstag noch nicht vorbei. „Dann warten wir auf die amtlichen Ergebnisse und die Wahlbeteiligung.“ Diese Daten wurden dann nicht mehr in Prognosen, sondern in offiziellen Hochrechnungen verarbeitet. „Obwohl ich so dicht dran bin, bei der Datenermittlung helfe, erfahre ich die ersten Ergebnisse aber auch erst abends im Fernsehen“, schilderte Grim und sprach gleich den nächsten Wähler beim Verlassen des Wahllokals an. (hlr)

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