Rheinpfalz Einige bleiben auf der Strecke

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Sie sind schon eine verrückte Truppe, diese Hauensteiner Zündkatzen. Und sie erregen deshalb Aufmerksamkeit: Unlängst war die Mofa-Gang, die ausschließlich aus jungen Frauen besteht, als Teil einer Doku-Soap von RTL über die Bildschirme geflimmert, am Montag waren die Zündkatzen und ihre Mofaleidenschaft dem ARD-Nachtmagazin ein paar Sendeminuten wert.

Der Anlass für den Dreh des ARD-Teams war übrigens nicht schlecht gewählt, hatten die „lieben, verrückten und Mofa begeisterten Mädels“, wie sich Mona, Rebbi, Katrin und Co. auf ihrer Homepage selbst vorstellen, doch zu einem „Mofastival“ auf den Jugendzeltplatz im Stopper eingeladen. Und rund 60 Mofabegeisterte aus ganz Süddeutschland und der Schweiz waren in den Wasgau gekommen, um mit den Zündkatzen, die augenzwinkernd von sich sagen, dass sie die „männerdominierte Bikerszene aufmischen“ wollen, das Mofa, das seine beste Zeit Anfang der 70er hatte, hochleben zu lassen. Weil das hippe Septett aus dem Wasgau die wohl einzige weibliche Mofa-Gang Deutschlands ist, ist es nicht überraschend, dass man im Stopper fast ausschließlich Mofa fahrende Männer begrüßen konnte, die mit den 1,25 PS-Maschinen aus den Häusern Zündapp, Kreidler, Puch oder Piaggio anreisten. Die einen, wie die Mofa-Clique Bachl aus Niederbayern oder die Hoodwatchers aus Blossenau im bayrischen Schwaben, bringen ihre Mofas im Transporter oder auf dem Hänger in die Pfalz, die anderen, wie der „Mofa-Klubb“ aus dem saarländischen Primstal oder Teile der Brummibärenbande aus Forst in Baden, reisen auf den Mofas an. Mehr als 100 Kilometer sind’s aus Primstal, wo der Mofa-Klubb seines karitativen Engagements wegen bekannt ist, in den Stopper: Schon kurz nach sechs in der Frühe waren sie aufgebrochen, wie sie per Facebook dokumentieren, und gegen Mittag noch nicht angekommen. Die lange Strecke machte nicht jedes Mofa mit: „Die haben unterwegs zwei Ausfälle“, berichtete Mona, die „Chefin“ der Zündkatzen. Weil man auf die Saarländer warten und weil das ARD-Team kräftig Material sammeln wollte, verschob sich der Höhepunkt des „Mofastival“, die Ausfahrt, erheblich. Dann ging’s ins „Sternel“, der angesagten Open-Air-Weinstube in Birkweiler. Es war ein nicht alltäglicher Anblick, als die lange Schlange der Mofas – bestens dokumentiert von der ARD-Kamera – mit gemächlichen 25 Stundenkilometern über den Fahrradweg nach Annweiler und Birkweiler knatterte. Sechs Mofas versagten unterwegs bei großer Hitze den Dienst. Das sei für eine solche Ausfahrt „relativ wenig“, kommentierte Zündkatze Katrin den „Schwund“. Ins „Sternel“ fanden aber schließlich alle. Neben der Ausfahrt bot das „Mofastvial“ Lagerfeuer und Grillen, Karaoke und Livemusik mit dem „Napalm-Duo“ und den „Sons of Riesling“. Und vor allem wurden Mofa-Gespräche geführt: Man erzählte über Unternehmungen wie den „Alpen-Brevet“ bei Lugano, bei dem die Zündkatzen ihre Mofas über 120 Kilometer und drei Pässe quälten, oder über die Momoto-Benefiz-Tour „Goldener Tank“ von Flensburg nach München im nächsten Jahr, bei der sowohl Primstal als auch Hauenstein Etappenziel sein werden. Und natürlich stehen die 50-Kubikzentimeter-Maschinen, die zumeist 40 Jahre und älter sind, im Mittelpunkt. Philosophie der Zündkatzen beispielsweise ist hier, dass „nicht technisch, sondern nur optisch“ getunt wird. Und so haben sie ihre Mofas – technisch im „Urzustand“ – mit viel Liebe und rosafarbenem Plüsch, Blumengirlanden, Fähnchen und Kuscheltierchen aufgehübscht. Sie lassen ihre Maschinen konsequent nur gemütliche 25 Stundenkilometer schnurren und sagen augenzwinkernd: „Mir kännen nur ää Gas: Vollgas“ und „’S gäbbt nix Schejneres als Mofafohre …“ Nicht zuletzt: Das Treffen wurde als Tauschbörse für die Sticker genutzt. Denn die gehören auf die Kutten, mit denen sich die Mofafreunde schmücken. Die Kutten müssen immer am Start sein, wenn die Mofamädels ihre Maschinen bewegen. „Alles ist super gelaufen“, bilanzierte Katrin das Wochenende „mit Gästen, die sich zu benehmen wussten“. Dankbar sei man Christof Hanß, der die Infrastruktur für das Treffen kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Den Gästen gefiel’s im Wasgau: „Und wieder geht ein erfolgreiches und schönes Mofawochenende zur Neige!“, schreibt ein Gast auf Facebook, und die Hoodwatchers lassen nach ihrer Heimkehr wissen: „War wieder ein Mega-Spaß mit euch!“ Benjamin Stadelmann aus Primstal fasst zusammen: „Das war eine geile Ausfahrt und ein cooles Fest.“

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