Rheinpfalz Eine Bomben-Geschäftsidee

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Das Mühlentheater Matzenbach hat eine neue Spielstätte: das Dorfgemeinschaftshaus Gimsbach. Diese weihte das Ensemble am Samstag mit der Komödie „Vom Bankrotteur zum Milliardär“ ein. Nun, so ganz fertig war man doch nicht geworden. Regisseurin Angela Scheu legte noch letzte Hand an und fegte den Raum, während schon die ersten Zuschauer eintrafen.

Dabei erzählte sie im Selbstgespräch von dem Ensemble, aus dem Dorf und besonders vom Häfale-Hof, wo das Stück spielt. Dann fiel ihr ein, dass noch die Toiletten zu putzen seien, aber sie zog doch schon mal den Vorhang beiseite. Sofort befand sich der Zuschauer in der guten Stube des Hofes, wo Emma, die Bäuerin, werkelt (Anne Groß). So erfährt er von ihren Geldsorgen und den Steuerschulden. Draußen im Hof kläfft der auf die Steuerbeamtin Wucherer (Rosi Stuppy) abgerichtete Hasso. Diese möchte Steuern eintreiben, aber es ist kein Geld da und die Bäuerin vertröstet sie auf die erwartete gute Ernte. Dann schaut Dolly, die abgehobene Tochter (Petra Scholl), vorbei. Sie ist bei den Hofproblemen jedoch keine große Hilfe, hat nur das neue Supermodel und DSDS im Kopf. Doch ihr „Hab ich doch gesagt!“ wird zum Leitmotto des Stücks. Bauer Karl (Matthias Theobald) kommt abgerissen vom Feld, der alte Hanomag hat gerade seinen Geist aufgegeben, wer bringt jetzt die Ernte ein? Nachbarssohn Andy (Christian Rübel), frisch gebackener „Bachelor“, möchte gerne helfen, aber sein Gespräch über modernes Hofmanagement versteht Karl absolut nicht. Wieder Lärm im Hof: Ein Autofahrer hat einen Unfall. Zerzaust kommt er ins Wohnzimmer. Manager Willibald Schlapper-Rammelmann (Max Urschel), Vize-Präsident einer großen Firma, kommt von einem Manager- Selbstfindungsseminar und hat Häfales „besten Zuchtgockel“ platt gemacht. Karl, das Schlitzohr, knöpft dem gestressten Manager für den Hahn und eine Karre Mist 2800 Euro ab. Dieser zahlt anstandslos bar und ist begeistert vom alten Wählscheiben-Telefon der Häfales, denn in Matzenbach gibt es keinen Handy-Empfang. Zu solchen Seminaren, fällt dazu Andy ein, könnte der Bauer auch auf seinen Hof einladen. Er würde das in die Wege leiten, denn er hat ein Auge auf Dolly geworfen. Jetzt aber endgültig: 1500 Euro Steuerschuld möchte Frau Wucherer zu Beginn des zweiten Aktes eintreiben. Als sie alleine ist, öffnet sie eine heiße Dose auf dem Tisch: voller Geldscheine! Denn das erste Seminar läuft: Bauern-Walking, Bauern-Gymnastik, einfaches Essen, Schlafen in der Scheune: Die Manager dürfen nicht zum Nachdenken kommen. Und bringen nebenher die Ernte ein, ganz ohne Traktor. Die Euros fließen, steigen aber Karl zu Kopf. Er bekommt immer verrücktere Ideen, wie er die Städter abzocken könnte. Auch Dolly erweist sich als echte Tochter ihres Vaters. Im dritten Akt ist die Wohnstube modernisiert und die Bäuerin trägt keine geflickte Kittelschürze mehr. Frau Wucherer hat endgültig Verdacht geschöpft, auch weil immer so viele dicke Autos auf dem Hof stehen. Alle Ausreden ziehen nicht mehr. Andy sieht das Geschäft und die Liebe platzen, betrinkt sich zum ersten Mal in seinem Leben und plaudert dabei alles aus. Es wäre aber kein lustiges Bauerntheater, wenn sich nicht doch alles zum Guten wenden würde. Selten ist der Autor eines solchen Theaterstückes bei der Aufführung zugegen. Reiner Schrade war aber mit großem Tross und zwei Wohnmobilen aus dem Schwäbischen angereist und begeistert von der gelungenen Aufführung und der perfekten Umsetzung ins Pfälzische. (sä) Info Es gibt noch zwei Aufführungen am 23. und 24. April an gleicher Stelle, Karten sind bei der Bäckerei Müller in Matzenbach, der Geschenkscheune in Glan-Münchweiler und an der Abendkasse erhältlich. (sä)

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