Rheinpfalz Eine Blaupause für Deutschland

Ein Modell für die ärztliche Versorgung von Patienten im ländlichen Raum soll die neue Glantal-Klinik in Meisenheim sein – und zwar deutschlandweit. Am Freitagabend wurde der 42 Millionen Euro teure Neubau nach rund zwei Jahren Bauzeit offiziell eingeweiht. Das Krankenhaus vereint künftig die ambulante und stationäre Versorgung von Patienten unter einem Dach.

„Es ist ein Traum, ein Krankenhaus neu zu bauen. Viel schöner ist es, wenn dieser Traum auch in Erfüllung geht“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Malu Dreyer, in ihrer Festrede vor rund 500 Zuhörern, die zur Einweihung gekommen waren. Eine Stunde zuvor hatte sie gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Gerald Gaß, dem Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, das den Neubau betreibt, das symbolische Band zerschnitten. Der 42 Millionen teure Neubau in Meisenheim, der vom Land mit rund 28 Millionen Euro gefördert wird, könne laut Dreyer eine Blaupause für die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land sein – und zwar deutschlandweit. Denn: Zur Qualität der Versorgung zähle neben den technischen Voraussetzungen, die die neue Glantal-Klinik biete, auch die Wohnortnähe, betonte Dreyer. In einer Zeit, in der ältere Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt leben wollen und Mehrfacherkrankungen zunehmen, „ist der sektorübergreifende Ansatz mit ortsnaher Versorgung eine sinnvolle Lösung“, ergänzte später Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Er nannte das Glantal-Klinkum ein Beispiel dafür, dass „Patienten wichtiger sind als Sektorengrenzen“ und die Qualität „durch kluge Arbeitsteilung“ gesteigert werde. Unter dem Dach des Glantal-Klinikums wird künftig eine akutstationäre Versorgung mit den Fachgebieten Chirurgie, Innere Medizin und Neurologie angeboten. Ab Mitte 2015 komme außerdem eine Abteilung für interdisziplinäre Grundversorgung mit Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Urologie und niedergelassenen Fachärzten hinzu, erläuterte Geschäftsführer Gaß. Dass dieses Modellprojekt, das im Frühjahr 2014 auf Bundesebene vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen lobend erwähnt worden war, nicht in Berlin, Köln oder Hamburg, sondern im kleinen Meisenheim verwirklicht wurde, machte Geschäftsführer Gaß besonders stolz. Architekt Linus Hofrichter, der symbolisch, „als frühes Weihnachtsgeschenk“, den Schlüssel an Gaß überreichte, betonte ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Klinik in Deutschland. Der Neubau auf dem Liebfrauenberg in Meisenheim sei das erste Krankenhaus, das nach den Kriterien eines sogenannten Green Hospitals erbaut wurde. Dabei werden mit einer ökologischen Bauweise, zum Beispiel durch die Verwendung von LED-Leuchten oder speziellen Heiz- und Lüftungssystemen, Kosten gesenkt und der Komfort für Patienten und Beschäftigte verbessert. Zum Umweltaspekt gehöre auch die neue Anbindung der Klinik an den Personennahverkehr, bekräftigte Dietmar Kron, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Meisenheim. Allerdings, betonten Gaß und der frühere Stadtbürgermeister Werner Keym, hätten auch die Meisenheimer Bürger großen Anteil daran, dass das Projekt umgesetzt werden konnte – 1997 demonstrierten 2000 Meisenheimer friedlich auf dem Liebfrauenberg für „ihr“ Krankenhaus. Keym gab zudem einen eigens komponierten Swing in G-Dur zum Besten. Auch bei seiner Rede gab er dem Buchstaben „G“ besonderes Gewicht: Das Glantal-Gesundheitszentrum sei ein gewaltiger Gewinn für die gesamte Glantal-Gegend. Letztlich sprach Keym den 500 Zuhörern aus der Seele, als er den Beschäftigten im Neubau „gutes Gelingen und Glück“ wünschte. Am Samstag konnten sich dann auch Besucher beim Tag der offenen Tür ein Bild des neuen Klinikums machen, einen Blick in die hochmodernen Operationssäle werfen und als „Arzt“ die Bauchhöhle einer Puppe operieren.

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