Rheinpfalz Eine „Amicale“ mit Wirkung

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern und den elsässischen Kantonen Weißenburg/Lauterburg schon lange etabliert. Seit 25 Jahren gibt es die Grenzüberschreitende Bürgermeisterrunde „Amicale Franco Allemande de Maires“. Die inoffizielle Verbindung zwischen den Bürgermeistern von „hiwwe und driwwe“ besteht allerdings einige Jahre länger.

„Bei uns hot’s noch nie e Grenz gewwe“, hatte im Februar 1989 bei der Unterzeichnung der Urkunde der damalige Maire von Schleithal, Victor Paul, festgestellt. Dieser Spruch straft zwar die Historie Lügen. Den Eindruck, dass er stimmt, durfte man trotzdem haben, als am Windhof die damals schon vier Jahre existierende grenzüberschreitende Bürgermeister-Vereinigung mit einer Urkunde besiegelt wurde. Zu den Unterzeichnern zählten Raimund Zimmermann, damals Ortsbürgermeister von Kapsweyer, und der Maire von Niederlauterbach und Generalrat des Kantons Lauterburg, Joseph Fritz. 40 Bürgermeister aus Nord-Elsass und der Südpfalz hatten die Vereinigung gegründet. Der Urkunde hätte es eigentlich nicht bedurft. Der Austausch zwischen Bürgermeistern diesseits und jenseits der Grenze funktionierte auch so. Den Grundstein für diese Partnerschaft hatte 1983 Zimmermann und der Weißenburger Bürgermeister Alfred Zoog in ersten Gesprächen um eine ständige Kommunikation der Bürgermeister geführt. Beim ersten Grenzlandfest in Kapsweyer 1983 hielt Maire Zoog die Festrede. In der Folgezeit trafen sich deutsche und elsässische Kommunalpolitiker mehrmals zum Erfahrungsaustausch und zu gesellschaftlichen Kontakten. Die Freundschaft an der deutsch-französischen Grenze und mit ihr Europa hatte eine neue Qualität bekommen. Auch bei den folgenden Grenzlandfesten wurde der Boden für eine enge Zusammenarbeit bereitet. Eine neue Zeit der deutsch-französischen Beziehungen war angebrochen. Ein Jahr später erhielten im Neubaugebiet in Kapsweyer Straßen Namen wie „Weißenburger Straße“, „Abt-Eberhard-Straße“ oder „Heinrich von Fleckensteinstraße“. Anlass zur Freude sah bei der Unterzeichnung der Urkunde auch der damalige und 1997 verstorbene Landrat Gerhard Weber. Wo Vertreter kommunaler Gebietskörperschaften ohne Reglementierung regelmäßig miteinander sprechen und feiern, könne keine Grenze sein, sagte er damals. Weber war es auch, der den heute noch alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb „Beiderseits der Lauter – Des deux Côtés de la Lauter“ ins Leben rief. Raimund Zimmermann und Joseph Fritz waren die ersten Präsidenten der Grenzüberschreitenden Bürgermeisterrunde. Auf französischer Seite folgten von 1989 bis 1995 Pierre Bertrand, damaliger Bürgermeister der Stadt Weißenburg und seit 1996 Jean Weisbecker, Bürgermeister von Wingen. Auf pfälzischer Seite hatte Raimund Zimmermann 20 Jahre lang die Präsidentschaft, es folgte Hermann Paul, Bürgermeister von Kapsweyer. Seit diesem Jahr ist es Oberotterbachs Ortsbürgermeister Heinz Oerther. Mittlerweile hat die „Amicale“ gemeinsame Informationsreisen nach Berlin, Paris, Mainz, Straßburg, München, Saint Gobain, Burgund oder Brüssel unternommen. Alljährlich finden zwischen Weihnachten und Silvester Grenzwanderungen statt. Hervorzuheben ist die grenzüberschreitende Wasserver- und –entsorgung, Förderung von Tourismus, Kultur und Kunst. Für Paul Hermann, Präsident bis in diesem Jahr, sieht die Bürgermeisterrunde als „hervorragende Botschafter des europäischen Gedankens“. Die „Amicale des Maires“ wurde 2013 für i ihr „Bürgerschaftliches Engagement in grenzüberschreitender Zusammenarbeit“ vom Land mit dem „Brücken-Preis“ ausgezeichnet. Dass sich diese Kontakte zwischen „hiwwe und driwwe“ nicht nur in symbolischen Akten und Absichtserklärungen erschöpften, hat sich in diesen 25 Jahren an konkreten gemeinsamen Unternehmungen und Projekten gezeigt.

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