Rheinpfalz „Ein ganzes Festival rund ums Lesen“

„Wörter, Wissen, Welten“ – unter diesem Motto findet im Sommer zwei Wochen lang das Festival „Lautern liest“ statt. Julia Luttenberger hat sich mit Morphy Burkhart, dem Inhaber der Buchhandlung Blaue Blume und Festival-Organisator unterhalten.

Kaiserslautern. „Wörter, Wissen, Welten“ – was verbirgt sich hinter diesem Motto? Dieses Jahr geht es um das Sachbuch, also das Lesen als Wissenserwerb. Dafür gibt’s zwei Gründe: Zum einen hatten wir literarische Themen bereits bei vorherigen Veranstaltungen, zum anderen wird die Stadtbibliothek 175 Jahre alt. Damit ist sie in Deutschland die zweitälteste öffentliche Bibliothek, die aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Was hat die Stadtbibliothek denn mit Sachbüchern zu tun? Die Stadtbibliothek wurde damals zur Wissenserweiterung gegründet. Die Entscheidung, in einer aufstrebenden Industriestadt wie Kaiserslautern eine öffentliche Bibliothek zu gründen, war schon etwas Besonderes. Am Anfang standen dort vor allem Sachbücher, zum Beispiel über Chemie und Physik. Sie sollten den Unternehmern und Handwerkstreibenden die Möglichkeit geben, neues Wissen zu erwerben. Lyrik kam erst später dazu, gegen 1875 oder 1880. Außerdem passen Sachbücher zu unserem Ziel der Leseförderung. Inwiefern? Die Schwierigen beim Thema Lesen sind meistens die Jungs. Die kriegt man etwas leichter über Sachbücher zum Lesen, vor allem mit Büchern über Technik und Autos. Dieses Jahr machen über 20 Schulen mit. Steht das Programm schon fest? Nein, der Veranstaltungskalender steht erst zum Teil, er wird noch erweitert. Da viele Teilnehmer erst relativ spät entscheiden, wie sie am Festival teilnehmen, gibt es kein gedrucktes Programm, sondern Plakate und Flyer. Die Termine stehen auch noch auf der Homepage der Stadt und werden regelmäßig aktualisiert. 2012 hatten wir über 50 Veranstaltungen, dieses Jahr werden es noch mehr. Was erwartet die Lesefreudigen denn in den zwei Wochen? Es gibt vielfältige Aktionen. Von der klassischen Lesung mit gestandenen Autoren bis zu Theaterstücken, einer Lesung in russischer Sprache mit deutscher Übersetzung und einem Lesegarten bei der Volkshochschule. „Lautern liest“ ist zudem Partner bei der „Langen Nacht der Kultur“. Der Lyrikautomat ist auch wieder mit dabei, der kam bisher immer gut an. Was kann er denn? Man wirft zehn Cent hinein, und der Automat spuckt dann nach dem Zufallsprinzip ein Gedicht aus. Wir haben davon drei Geräte, die in der Stadt stehen werden. „Lautern liest“ findet zum fünften Mal in zehn Jahren statt – wie ist die Idee zum Festival damals entstanden? In anderen Städten gibt es die Aktion „Eine Stadt liest ein Buch“. Das war uns zu wenig, wir wollten ein ganzes Festival rund ums Lesen. Vor zehn Jahren entwickelten wir dann mit der Volkshochschule gemeinsam die Idee. In seiner Vielfältigkeit ist es einzigartig in Deutschland. Welche Sachbücher lesen Sie selbst am liebsten? Ich lese gerne historische oder kunsthistorische Bücher. Auch naturwissenschaftlich-historische Bücher finde ich interessant, zum Beispiel von Simon Singh über Verschlüsselungen und Geheimschriften. Aber dazu werde ich während des Festivals nicht kommen, ich muss ja organisieren.

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