Eisenberg Die Tausendste lebt im Kirchturm

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Große Freude bei den Schleiereulen- Schützern der Kreisgruppe Donnersberg im Naturschutzbund Deutschland (Nabu): In einem Brutkasten auf dem Turm der evangelischen Kirche in Bischheim hatten sie die tausendste junge Schleiereule in ihrem Bereich entdeckt. Außerdem verrät die Statistik, dass es innerhalb der letzten 40 Jahre 256 Schleiereulen-Bruten gab. Eine erfreuliche Bilanz, die die Vogelschützer als Lohn für den unermüdlichen Einsatz zum Wohl der schönen Tiere werten.

Angefangen hatte alles mit den 15 Brutkästen, die im Frühjahr 1975 von jungen Mitglieder des Vogelschutzvereins Donnersberg, der heutigen NABU-Kreisgruppe, für die Nachtvögel gebaut worden waren. Diese Eulen-Großraumwohnungen von einem Meter Länge und je einem halben Meter Breite und Höhe wuchteten sie auf Kirchtürme und Scheunen und befestigten sie dort. Jetzt hieß es erst einmal abwarten. Nach zwei Jahren der erste Erfolg: Fünf junge Schleiereulen kuschelten im Brutkasten auf dem Kirchturm in Alsenbrück. Auch in den folgenden Jahren war die Kontrolle der Brutkästen immer ein spannendes Erlebnis. Eine schöne Überraschung war es für die Tierschützer, als sie gleich acht fast flügge Jungeulen entdeckten, die sich im Kasten einer Scheune in Potzbach drängelten. Ebenfalls acht, allerdings noch kleine, putzige „Wollknäuel“ wärmten sich in der Kinderstube auf dem Kirchenspeicher von Breunigweiler. Anfang der 1990er Jahre war die Schleiereulenwelt noch in Ordnung. In den ersten sieben Jahren gab es 116 Bruten, darunter sagenhafte 26 mit 141 Jungvögeln im Rekordjahr 1993. Dann kam der Winter 1996/97 mit nur einer einzigen Brut. In den schneereichen Monaten waren die Mäuse unter der Schneedecke vor dem Zugriff der lautlosen Nachtjäger geschützt, die Eulen verhungerten. Diese starke Abhängigkeit vom Mäuseangebot ist typisch für die schönen Eulen. Aber nicht nur Schnee, auch Regen macht ihnen zu schaffen. So ertranken in den niederschlagsreichen Frühjahren 2009, 2013 und 2014 die Nager in den Fluten, und alle Brutkästen blieben in der Folge unbewohnt. Die Entwicklung des Brutbestandes glich einer Achterbahnfahrt – mal rauf, mal runter. Zum Glück werden die Lücken immer von einwandernden Jungeulen geschlossen. Junge Schleiereulen dürfen nämlich nicht im elterlichen Revier bleiben, die Eltern dulden die erwachsenen Kinder nicht mehr zu Hause. So machen sich die Jungeulen irgendwann auf zu einem gefährlichen Nachtflug ins Ungewisse. Wie es einigen Auswanderinnen aus den hiesigen Bruten ergangen ist, erfuhr der Nabu durch die Beringung. In den 1980er und 1990er Jahren wurden in den Brutkästen etwa 150 junge Schleiereulen beringt. 18 von ihnen wurden tot wiedergefunden. Etwa zwei Drittel der Donnersberger Auswanderinnen waren nicht weiter als 50 Kilometer gekommen, das andere Drittel gehörte zu den Langstreckenfliegern. Die reiselustigste Fernwanderin flog 234 Kilometer von Niederhausen nach Limburg in Belgien. Bedauerlich, dass es für alle ein Flug in den Tod war, meist als Opfer des Straßenverkehrs. Bis auf drei Ausnahmen waren sie gerade mal ein halbes Jahr alt geworden. Eine rühmliche Ausnahme machte die älteste der bisher entdeckten beringten Eulen. Sie flog 42 Kilometer von Sippersfeld nach Ulmet im Kreis Kusel, und lebte dort drei Jahre und drei Monate. (as)

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