Rheinpfalz Die Popstars unter den Ausgestorbenen

Am Donnerstagabend wurde die Sonderausstellung Tiere der Eiszeit im Urweltmuseum Geoskop auf Burg Lichtenberg eröffnet. Am Freitag lockte sie die ersten Besucher an. 140 zahlende Gäste kamen. Außerdem nahm das Museum am Tag der Deutschen Einheit am „Türöffnertag“ der Sendung mit der Maus teil. Zwischen Tyrannosaurus rex und Urzeithaien öffneten die Mitarbeiter auf den Ruf „Türen auf!“ auch das der Öffentlichkeit nicht zugängliche Magazin.

„Türen auf!“ Simon, Karl, Samuel und der Rest der „Mauskinder“-Gruppe üben schon mal. „Ihr müsst schon richtig laut rufen, damit Euch das Museum die Türen öffnet“, sagt Geowissenschaftler und Museumspädagoge Andreas Mutter. Der Freiberufler aus Kaiserslautern führt am „Türöffnertag der Sendung mit der Maus“ die neugierigen Urzeitfans durch die Sammlung im Geoskop. Die neugierigen Teilnehmer haben sich freilich vorher schon ein bisschen umgeschaut. „Der ist neu“, sagt Karl und zeigt auf den Schädelabguss eines T-rex, der als Dauerleihgabe eines Dannstadter Unternehmers seit kurzem die Decke des Foyers dominiert. Zeitlich und geografisch passt die Echse mit den langen Zähnen natürlich nicht zur Sammlung des Urweltmuseums. Deren Schwerpunkt liegt auf den Geheimnissen der Welt vor 290 Millionen Jahren und auf der Urzeit der Pfalz. Tyrannosaurus rex indes war ein echter Nordamerikaner und lebte vor gerade mal 68 Millionen Jahren. Doch T-rex ist der Popstar der Urzeit: „Jeder erkennt ihn auf den ersten Blick“, sagt Museumsleiter Sebastian Voigt. „Wer diesen Schädel sieht, weiß, dass es um Erdgeschichte geht.“ T-rex also soll neugierig machen. Bei den Türöffnerkindern zumindest verfehlt der riesige Schädel seine Wirkung nicht. Ebenso wenig wie Smilodon, die Säbelzahnkatze, Mammuthus, das Wollhaarmammut, und Megalocerus, der Riesenhirsch: Auch diese ausgestorbenen Tierarten genießen, spätestens seit den „Ice Age“-Filmen, Popstar-Status beim menschlichen Nachwuchs. Deshalb, und weil sie anders als T-rex häufig „echte Pfälzer“ sind, hat das Museum diesen Tieren der Eiszeit eine neue Sonderausstellung gewidmet. Acht Arten der typischen Säugetiere der Kaltphasen, in denen Gletscher von Norden bis nach Thüringen und von Süden her bis Ulm vordrangen, werden in ihr vorgestellt. Die fossilen Überreste, die an einer kleinen Mitmachstation auch in die Hand genommen werden dürfen, wurden fast alle in den Kiesgruben der Vorderpfalz gefunden. Die ist, geologisch gesprochen, ein Fenster in die Eiszeit. „Vielleicht war’s ihnen zu heiß“, kommentiert Simon inzwischen fachkundig Mutters Frage, warum viele eiszeitliche Arten vor rund 7500 Jahren ausgestorben sind. Der Fünfjährige ist ein „geprüfter Dinoexperte“. Den passenden Anstecker, den er in Kaiserslautern erworben hat, trägt er am T-Shirt. Gattungsnamen wie Megalodon, Triceratops und Megalocerus gehen einem wie ihm locker über die Lippen. Überhaupt glänzen die meisten Kinder mit viel Wissen um die Urzeit. „Ich finde das spannend“, sagt der achtjährige Samuel. Das Einzugsgebiet für den Türöffnertag ist groß. Aus Ottweiler reisen Familien ebenso an wie aus Sprendlingen im Kreis Mainz-Bingen. Während die Kinder bei Andreas Mutter schon rätseln, wofür die urzeitlichen Süßwasserhaie wohl ihren Stachel brauchten („zum Aufspießen der Beute?“, „als Eizahn?“ oder, richtig, „wahrscheinlich zur Verteidigung“), erläutert Jan Fischer den Eltern die Exponate des Geoskops. Während die nun erfahren, dass der Höhlenbär ein Pflanzenfresser und das Geweih des Riesenhirsches so groß war, dass es fast nicht ins Foyer des Hauses passen würde, öffnen sich für die Sprösslinge im Keller besondere Türen. Sie dürfen rein ins Magazin, wo die Regale auf Schienen laufen und sonst nur Mitarbeiter und Wissenschaftler an den Fossilien arbeiten. Gleich drauf heißt es „Türen auf“ beim Präparator. Der neueste Fund aus dem Remigiusberg kommt dort langsam aus dem Gestein hervor: Rückensegelknochen, Rippen, eine Zehe und Wirbel zeichnen sich ab. Aus einem vorbereiteten Gipsblock können sich die Maus-Forscher schließlich noch ihr eigenes kleines Fossil herauspräparieren. Für Simons Traumberuf Präparator seien weitere Grundlagen gelegt worden, sagt seine Mutter Karin Weller hinterher. Und dass sich das Museum auch den Eltern angenommen habe, sei sehr schön gewesen. (kgi)

x