Rheinpfalz Der Pfarrer von heute bügelt selbst

Speyer. Die katholische Kirche trägt an hohen Festtagen gerne Farbe. In der Karwoche von Palmsonntag bis Ostern treibt sie es besonders bunt. Pfarrer treten in gleich drei verschiedenfarbigen Messgewändern an den Altar. Geschneidert werden viele davon in der Paramentenwerkstatt am Institut St. Dominikus in Speyer. Dort werden Geistliche auch dafür vermessen.

Es gibt eine Institution in Speyer, bei der die Körpermaße sehr vieler Priester im Bistum Speyer gespeichert sind, und das ist nicht beim Bischof: die Paramentenwerkstatt der Schwestern vom Institut St. Dominikus. Sie verwahrt in ihrem Auftragsbuch die Maße ihrer priesterlichen Kunden, allerdings nur Höhe und Armlänge, der Taillenumfang wird für Messgewänder nicht gebraucht. Paramente sind alle Textilien, die im Kirchenraum und in der Liturgie verwendet werden und die oft reich mit Stickereien verziert sind. Schwester Felicis vom Institut St. Dominikus hat das Anfertigen und Besticken von Paramenten von der Pike auf gelernt: Als junge Ordensschwester ging sie bei einer Firma in Speyer in die Lehre und schloss sie mit dem Gesellenbrief ab. Ihr zur Seite stehen die Schwestern Ingeberga und Ellengard. Im großen, hellen Atelier stehen Nähmaschinen, Bügelbretter und schmale Tische, auf denen die zu bestickenden Teile aufgespannt werden. Schwester Felicis öffnet einige hohe Wandschränke und zeigt Stoffballen in allen liturgischen Farben. Es sind sehr kostbare Stoffe dabei, etwa Seidendamaste und ein weißer Eisnadelbrokat. Daraus werden Gewänder für die großen Feste des Kirchenjahres gemacht. „Die meisten Pfarrer bevorzugen heute Mischgewebe aus Wolle mit Kunstfasern oder Cottonova für die Albe unter dem Gewand, weil es pflegeleicht ist“, sagt Schwester Felicis. Der Pfarrer von heute wäscht und bügelt nämlich selbst, nur wenige haben noch eine Haushälterin. „Chemische Reinigung ist nicht zu empfehlen, das gibt einen Grauschleier. Am besten wäscht man die Sachen bei 30 bis 40 Grad in der Waschmaschine. Ganz bügelfrei sind die Stoffe nicht, aber sie lassen sich leichter bügeln als reine Naturfasern“, so Schwester Felicis. Inzwischen ist ein Pfarrer hinzugekommen, er will eine neue Albe bestellen, die Maße haben die Schwestern parat. „An manchen Tagen geben sich die Kunden die Klinke in die Hand“, so Schwester Felicis. Nicht nur Priester des Bistums Speyer lassen in Speyer arbeiten, auch aus den Nachbarbistümern Mainz, Trier und Freiburg kommen Interessenten. „Manchmal hat ein Pfarrer sehr genaue Vorstellungen. Unsere bisher aufwendigste Stickereiarbeit zeigte auf Gewand und Stola die Heiligenfiguren der Kirche.“ Wie steht es eigentlich um Modetrends bei Gewändern? „Moden gibt es nicht, Neuheiten schon.“ Erst in den vergangenen 30 Jahren durchgesetzt haben sich „Mantelalben“: Sie haben richtige Ärmel, so dass man nicht sieht, was der Pfarrer so drunter trägt. „Sehr praktisch für den Sommer“, klärt Schwester Felicis auf. „Man muss aber aufpassen, denn bunte Hemden oder T-Shirts zeichnen sich durch den hellen Stoff ab.“ Die liturgische Farbe ist dann nur auf der Stola zu erkennen, die man hier über dem Gewand trägt. Rund dreieinhalb Meter Stoff sind für ein Messgewand nötig und zehn Stunden Arbeitszeit – ohne Stickerei, sagen die Spezialistinnen. Es gebe Stoffe mit eingewebten Mustern. Ein solches Gewand ist für etwa 700 Euro zu haben. Mit Stickerei kann es wesentlich teurer werden. Die Preise reichen dann bis etwa 3000 Euro, je nach Arbeitsaufwand. Das verwendete Material, etwa „Japangold“ – eine feine Goldauflage um einen Kern aus Seide oder Kunstseide – fällt dabei nur wenig ins Gewicht, die Goldfolie ist extrem dünn. In der Karwoche kommen drei Farben zum Einsatz: rot am Palmsonntag und am Karfreitag, violett an den übrigen Tagen, weiß an Ostern. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Festtagsgewand mit einer Stickerei aus Japangold versehen ist.

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