Rheinpfalz „Der größte Fehler ist Alkohol“

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Speyer. Gutes Sommerwetter bedeutete am Wochenende guten Betrieb an der Speyerer Seenplatte im Binsfeld. Die Helfer der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) standen an ihrer Wachstation parat. DLRG-Sprecher Robert Tiesler berichtet über die Arbeit dort und Handlungsbedarf anderswo.

Herr Tiesler, was ist für Sie ein guter Einsatztag: Wenn Sie vielen Leuten helfen können oder müssen oder wenn für Sie gar nichts zu tun ist?

Wir sind ganz froh, wenn wir nichts oder nur Kleinkram zu tun haben. Eine Wasserrettung kommt ohnehin selten vor, die häufigsten Einsätze sind medizinische Hilfeleistungen an Land, etwa bei Schnittwunden. Unsere Ehrenamtlichen können dabei schnell helfen, die Leute sind dankbar – das sind die schönsten Einsätze. Die DLRG hat gemeinsam mit der Stadt eine Aufklärungskampagne für Flüchtlinge zum richtigen Verhalten an Badeseen gestartet. Gibt es dafür in Speyer konkreten Bedarf? Wir haben das nicht als Ortsgruppe initiiert, stehen aber natürlich dahinter, denn die DLRG hat bundesweit festgestellt, dass Flüchtlinge für Ertrinkungsunfälle besonders gefährdet sind. Viele kommen aus Ländern, in denen man sich kaum vorstellen kann, im Wasser schwimmen zu gehen, zum Beispiel in bestimmten afrikanischen Regionen. Am Binsfeld hatten wir bisher allerdings keine Probleme mit Flüchtlingen. Mir ist auch nicht aufgefallen, dass diese verstärkt dort vertreten wären. Können die Deutschen heute gut genug schwimmen? Ich würde sagen, jein. Am Binsfeld sind immer ein paar, die das sehr ausdauernd können. Es ist jedoch vermehrt zu beobachten, dass die Schwimmfähigkeit nachlässt – unabhängig von der Nationalität. Hauptgründe sind nach unserer Erfahrung Schwimmbadschließungen und dass es immer mehr Eltern nicht mehr so wichtig ist, dass ihre Kinder schwimmen lernen. Was bedeutet das? Wir sehen viele Leute, die nicht schwimmen, sondern baden gehen. Das kann gefährlich sein, weil sie die Beschaffenheit des Untergrunds und die Tiefe der Seen nicht kennen. Wie tief sind die Seen im Binsfeld überhaupt? Unsere Wachstation ist am Binsfeldsee, der bis zu 18 Meter erreicht. Wir haben aber auch die Nachbarseen im Blick, wo es bis zu 20 Meter sind. Verhalten sich die Menschen an Badeseen ordentlich oder gibt es immer wiederkehrende Fehler? Der größte Fehler ist eigentlich der Konsum von Alkohol oder anderen Drogen, der die Gefahr tödlicher Unfälle erhöht. Auch der letzte tödliche Unfall am Binsfeld vor einigen Jahren war auf Alkohol zurückzuführen. Wie haben sich Ihr Arbeitsaufwand und Ihre Einsatzstärke am Binsfeld im Laufe der Jahre entwickelt? Beides ist ähnlich geblieben. Zu den medizinischen Hilfen kann ich jetzt keine konkrete Zahl nennen, an Badeunfällen, zu denen die Feuerwehr hinzugezogen wurde, hatten wir dieses Jahr einen und im Vorjahr fünf – aber jeweils auf dem Rhein. Wir sind samstags ab 12 Uhr und an Sonn- und Feiertagen ab 9 Uhr an der Wachstation. Die Einsatzstärke beträgt je nach Wetter zwischen drei und 20 Leuten. Gleichwohl schwimmen die Leute in Speyer nicht nur an von Ihnen überwachten Seen – ist das ein Problem? Wir sind froh, dass wir zumindest das Binsfeld überwachen können, und wissen, dass wir nie Gelegenheit haben werden, für alle Seen Ehrenamtliche abzustellen. Die meisten anderen Seen sind übrigens aus guten Gründen nicht für das Baden freigegeben, warum sollten wir dort also Wachdienst leisten? Am Steinhäuserwühlsee ist die Schadstoffbelastung der Grund, in den Gewässern daneben die Kiesbaggerei. Trotzdem gibt es Leute, die darin baden. Auch hier am Binsfeld ist das etwa am aus Naturschutzgründen gesperrten Gänsedrecksee der Fall. Den haben wir aber im Blick. Wo sieht die DLRG Handlungsbedarf? Vor allem sollte die Schwimmausbildung der Kinder verbessert werden. Zur Person Robert Tiesler ist 31 Jahre alt und seit 2011 Referent für Öffentlichkeitsarbeit der DLRG Speyer. Er ist ausgebildeter Einsatztaucher, Bootsführer und Rettungssanitäter und als Ingenieur in einer Verwaltung beschäftigt. | Interview: Patrick Seiler

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