Rheinpfalz Das Rätsel ist gelöst

„Ich bin froh, dass sich jemand dieser Geschichte angenommen hat.“ Mit diesen Worten meldete sich Annette Weidgenannt in der Redaktion. Sie bezog sich auf unsere Berichterstattung zu der Zeit, als der spätere NSDAP-Gauleiter Josef Bürckel in Rodalben als Lehrer arbeitete. Die gebürtige Rodalberin ist eine Zeitzeugin, die über interessantes Wissen verfügt.

Bisher war völlig unklar, wo Lehrer Bürckel wohnte während seiner Zeit in Rodalben (1920 bis 1927). Laut Weidgenannt lebte der Nationalsozialist in der Gräfensteinstraße 13. Sie weiß das deshalb so genau, weil ihr Urgroßvater und Großtanten im Haus gegenüber wohnten.

Eine ihrer Großtanten, Maria Magin, sei eine Kollegin von Bürckel an der katholischen Knabenschule gewesen. Als Kind habe sie von ihr mehrfach gehört, dass Bürckel durchaus dem Alkohol zugeneigt war. Er sei öfters nicht zum Schuldienst erschienen. Die Großtante habe dann meist die Klasse Bürckels mitunterrichtet.

Sowohl die Großtante und ihre Geschwister als auch der Urgroßvater wurden später von den Nationalsozialisten verfolgt. Sie galten als Feinde des Nationalsozialismus. Allerdings seien sie lange Zeit verschont worden. Weidgenannt vermutet, dass das damit zusammenhing, dass die Großtante dem Lehrer Bürckel mehrfach aus der Patsche half, wenn dieser wieder einmal so betrunken war, dass er nicht zum Schuldienst erscheinen konnte.

Aber es half alles nichts. Der Urgroßvater wurde am 27. April 1933 abgeholt und musste in „Schutzhaft“ nach Pirmasens. Er wurde erst entlassen, nachdem er schriftlich erklärt hatte, sich „jeder Politik zu enthalten“. Seine Tochter, Maria Magin, erhielt im August 1935 eine Anzeige aus „politischen Gründen“. Ihr wurde daraufhin nahegelegt, ein „allgemein geltendes Versetzungsgesuch“ zu stellen, also Rodalben zu verlassen. Der Bruder von Maria war Pfarrer. Auch er geriet in Konflikt mit den Nationalsozialisten. 1937 wurde ihm verboten, Religionsunterricht zu erteilen. Der Grund: Er soll Adolf Hitler und Josef Bürckel in einer Rede beleidigt haben. (gana)

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