Rheinpfalz Blick in die Weißenburger Straße

Schon seit mehreren Jahren sendet das SWR-Fernsehen in der Reihe „Hierzuland“ Ortsporträts. Ein knapp 20-minütiger Beitrag über die Weißenburger Straße in Niederschlettenbach läuft am heutigen Dienstag ab 18.45 Uhr in der „Landesschau Rheinland-Pfalz“.

Mitten durch Niederschlettenbach führte einst der Westwall. Nichts hat die Dorfgeschichte und die Menschen so sehr geprägt wie der Zweite Weltkrieg. Die Menschen wurden ihrer Häuser und Böden beraubt, entwurzelt, damit Hitler-Deutschland von hier aus Frankreich bezwingen konnte. Und obwohl dies auch gelang, haben die Menschen bei ihrer Rückkehr in ihr Dorf nur Zerstörung vorgefunden, zerstört von der eigenen Armee. Nach der perfiden NS-Ideologie sollte hier ein Musterdorf entstehen, erbaut nach dem Ästhetik-Empfinden der Nationalsozialisten. Doch die beließen es bei der Zerstörung. Bauen mussten es die Dorfbewohner ganz alleine, ohne Entschädigungszahlungen oder sonstige Zuwendungen. Nichts zeugt von dieser Zeit so massiv wie der Stollen in der Weißenburger Straße. Im Dritten Reich noch fanden Wehrmachtssoldaten hier Schutz vor den feindlichen Bomben. Heute ist der Stollen Heimat für Fledermäuse. Albert Nagel hat sich mit der Geschichte seines Heimatdorfs intensiv beschäftigt. Er ist kein Historiker, sondern pensionierter Polizeibeamter. Nagel erzählt von großen Träumen der Niederschlettenbacher nach der Zerstörung und dem Wiederaufbau in der Weißenburger Straße. Zwei Schuhfabriken, eine legendäre Kneipe, zwei Lebensmittelgeschäfte, die Schule, der Dorfplatz: Die Weißenburger Straße war früher einmal die wichtigste Adresse im Dorf. Geblieben von alldem sind die alte Schule und der Dorfplatz. Schüler sucht man hier allerdings vergebens. Wenn überhaupt, dann nur ehemalige. 1975 drückten hier die letzten die Schulbank. Seit fast 30 Jahren wird in der alten Schule nicht Wissen, sondern Pizza und Pasta serviert. Von Elvira Garau. Das Kochen hatte sie von ihrem Ex-Mann gelernt, einem Italiener. Doch schon seit längerem schmeißt sie den Laden alleine. Der Mann ist zwar weg, aber der Laden läuft immer noch. Weniger Glück hatte dagegen Josefine Kochert. Die Rentnerin betrieb einst den größten Supermarkt weit und breit im Laudertal, mit ihrem Vater. Aber dann tauchten Billig-Supermärkte auf. Josefine und ihr Vater konnten gar nicht so billig verkaufen. Nach diversen Versuchen gab auch Josefine auf. Zuletzt betrieb sie in der Weißenburger Straße eine Bäckerei, bis Mitte der 90er. Heute lebt sie in der Weißenburger Straße, in dem ehemaligen Kaufhaus. (ugo)

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