Eisenberg Aufmerksamkeit nur von den Polizisten

Im Geläut der Glocken der katholischen Kirche verhallte am Samstag die braune Propaganda, die eine kleine Gruppe der NPD bei einer „Kundgebung“ in Eisenberg verbreiten wollte. Mit den Klängen martialischer Marschmusik und den ersten Worten der vier von der NPD angekündigten Rednern begann das Geläut, das erst endete, als die rund 15 NPD-Mitglieder ihre Fahnen einpackten und mit den beiden VW-Bussen mit Pirmasenser Kennzeichen wieder aus Eisenberg verschwanden.

Die Eisenberger zeigen sich an diesem Samstagvormittag als wehrhafte Demokraten, die in ihrer Stadt keine nationalsozialistischen Parolen hören wollen. Schon um 9 Uhr formiert sich der Widerstand vieler politischer und gesellschaftlicher Gruppen in der oberen Fußgängerzone. Zahlreiche Vertreter der Parteien, angeführt von Landrat Winfried Werner, Bürgermeister Bernd Frey, Stadtbürgermeister Adolf Kauth und auch Staufs Ortsvorsteher Georg Grünewald, haben sich versammelt, um gemeinsam gegen Rechts Flagge zu zeigen. Die NPD-Vertreter fallen zu diesem Zeitpunkt nur durch eine fünfköpfige Gruppe auf, die mehrfach durch die Kundgebung der Eisenberger hindurchmarschiert, dabei allerdings kaum Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vielmehr wird sie mit einem mitleidigen Lächeln von den Anwesenden bedacht. „Mein lieber Mann, die haben aber alle schon in der vierten Klasse rauchen dürfen, weil sie da schon 16 Jahre alt waren“, kommentiert beispielsweise ein Stadtratsmitglied den „strammen“ Auftritt der „national gesinnten“ Burschen, die vor allem durch ihre Glatzen und dunkle Kleiderwahl auffallen. Wenig beeindruckt zeigt sich ein weiterer Eisenberger. „Die haben am Marktplatz ein Laufställchen zugewiesen bekommen, da dürfen sie sich austoben“, so der Teilnehmer der Gegendemonstration. Als die Marschmusik erklingt, machen sich die Teilnehmer der Gegendemonstration auf, um am Eingang der Fußgängerzone gegenüber dem Lautsprecherwagen und den Fahnen schwenkenden NPDlern Stellung zu beziehen. Trillerpfeifen werden gezückt, und ins Geläut der Glocken mischen sich noch die Unmutsbekundungen der Gegendemonstranten. Dazwischen hat sich eine Gruppe Polizisten positioniert, die bereits seit dem frühen Morgen das Eintreffen der rechtsextremistischen Truppe erwartet hat. Wie von dem Eisenberger vermutet, bleiben die 15 Fahnenschwenker und NPD-Aktivisten brav in ihrem „Laufstall“, von den meisten Passanten entweder „bemitleidet“ oder belächelt. Wirkliche Aufmerksamkeit bekommen sie nur von den dienstlich anwesenden Polizeibeamten. Die Reden der NPDler sind unverständlich und interessieren niemanden. Auf dem Wochenmarkt läuft alles wie gewohnt, allerdings müssen Händler und Kunden an diesem Samstag ihre Geschäfte etwas lauter abwickeln als sonst. Die Gegendemonstranten ziehen sich später in die Fußgängerzone zurück, wo unter anderem der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog spricht. Er ruft dazu auf, bei der Europawahl vom eigenen Stimmrecht Gebrauch zu machen, um solchen Europa- und Demokratiefeinden wie der NPD den Einzug in demokratische Gremien so schwer wie nur möglich zu machen. (jös)

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