Rheinpfalz Aufklärungsquote unter zehn Prozent

Am Haltepunkt Süd werden Fahrräder an Geländer gekettet; dennoch kommt es zu Diebstählen.
Am Haltepunkt Süd werden Fahrräder an Geländer gekettet; dennoch kommt es zu Diebstählen.

«Frankenthal.» Sie geistern mehr oder weniger täglich durch die Pressemeldungen der Frankenthaler Polizei: Fahrraddiebstähle. Um die 300 Fälle sind es pro Jahr. Hinter den Delikten stecken den Ermittlern zufolge sehr unterschiedliche Tätergruppen. Besonders häufig greifen die Langfinger am Bahnhof, an Schulen und aktuell am Strandbad zu.

Was Tim Seitz, stellvertretender Dienstgruppenleiter im Wechselschichtdienst bei der Polizeiinspektion Frankenthal, bei einer nächtlichen Streifenfahrt im Mai erlebt hat, ist eher die Ausnahme als die Regel: Diebe auf frischer Tat zu erwischen, die mit einem Transporter durch die Stadt kurvten – offenbar, um wertvolle Fahrräder einzusammeln und sie dann wieder zu verkaufen. In diesem Fall vermuten die Beamten, dass die Taten verübt wurden, um Drogen kaufen zu können. Diese Form der Beschaffungskriminalität, bei der in einschlägigen Kreisen sogar Kataloge kursieren, wieviel Gramm welcher Substanz für welches Radmodell zu bekommen sind, macht einen Teil der Fahrraddiebstähle aus, berichtet Alexander Koch, Sachbearbeiter Einsatz und Verkehrsexperte der Frankenthaler Polizei. Und natürlich gibt es Koch zufolge nach wie vor auch noch jene Fälle, in denen Täter aus schlichter Bequemlichkeit ein Rad knacken, um eine Strecke von A nach B zurückzulegen und dann den Drahtesel irgendwo stehenzulassen. Sowohl die Gelegenheitsdiebe als auch die Verdächtigen, die mit derlei Delikten ihre Drogensucht finanzieren, stammen nach Einschätzung der Ermittler vorwiegend aus der Region. Eine dritte Tätergruppe, die es auf Fahrräder abgesehen hat, operiert, wie Koch erklärt, überregional und offenbar bestens organisiert. Sie seien bundesweit mit Lieferwagen unterwegs. „Auf diese Weise können sie sich die Räder greifen und sind recht schnell wieder weg“, sagt der Frankenthaler Beamte. Deshalb schauen er und seine Kollegen bei Kontrollen und auf Streife bei verdächtigen Fahrzeugen ein bisschen genauer hin. Die Erfolge der Polizei, das räumt auch Inspektionsleiter Thomas Lebkücher ein, sind dabei überschaubar. Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen liegt bundesweit bei etwa zehn Prozent; in Frankenthal ist sie noch etwas niedriger. Dass vier Fünftel der gestohlenen Räder abgeschlossen waren, deutet für Alexander Koch auf ein allgemeines Problem hin: „Viele Leute kaufen ein Mountainbike für viel Geld, geben aber nur ein paar Euro fürs Schloss aus.“ Um zumindest die Minimalchance zu wahren, dass ein nach einem Diebstahl wieder aufgetauchtes Fahrrad seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden kann, rät die Polizei, die Rahmennummer registrieren zu lassen. Dann ließe sich im Idealfall das Rad einer Tat zuordnen, sagt Experte Koch. Die Suche mit den hinterlegten Daten allerdings sei derzeit nur auf den Bereich eines Polizeipräsidiums beschränkt, sei also weder landes- oder gar bundesweit möglich. Eine zusätzliche Hilfe bei der Suche sind nach Kochs Angaben die sozialen Netzwerke wie Facebook oder der Kurznachrichtendienst Twitter.

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