Siebeldingen 34. Kulturlese im Wilhelmshof wird italienisch

Cesare Marcotto: Cassiopeia.
Cesare Marcotto: Cassiopeia.

Die Südpfalz wird gerne als Toskana Deutschlands bezeichnet. Da ist die Verbindung nach Italien naheliegend. Künstlern aus Italien widmet der Wilhelmshof in Siebeldingen seine 34. Kulturlese. Vom 30. Mai bis zum 2. Juni heißt das Motto: „Italien zu Gast im Wilhelmshof“ – was sich auf Kunst, Literatur, Musik und Kulinarik bezieht.

Für seine Kulturlese hat der Wilhelmshof zwei in Rheinland-Pfalz lebende italienische Künstler eingeladen: Cesare Marcotto und Rinaldo Greco. Winzerin Barbara Roth und Cornelia Ewigleben, pensionierte Direktorin des Historischen Museums der Pfalz in Speyer und des Landesmuseums Württemberg, finden einige Verbindungen zwischen der handverlesenen Weinherstellung, die immer abhängig ist von Klima und Wetter, sowie der deutschen Liebe zu Italien und zur Kunst Marcottos und Grecos. Beide Künstler zeigen sich in ihrem Werk der Natur verbunden.

„Abstrakte, dramatische Naturschauspiele in ungestümen Formen“, so beschreibt Ewigleben das Werk von Cesare Marcotto. Er arbeitet mit Erdfarben, die er ohne vorgefertigtes Konzept auf die Leinwand tropft, wirft oder schüttet. Die Farben dürfen ihren Weg selbst finden. Marcotto ist ein vielseitiger Künstler, der auch in Bronze arbeitet, Bühnenbilder für internationale Opernbühnen entwirft und Bücher schreibt. Über die Bühnenbilder für das Pfalztheater Kaiserslautern kam der gebürtige Veroneser Cesare Marcotto in die Pfalz. 2003 zog er nach Deutschland und lebt in Neustadt an der Weinstraße. Während der Kulturlese stellt er sich auch als Schriftsteller vor. „Die Zartheit des Wassers“ heißt das Buch, aus dem er am 31. Mai liest. Es geht um den Umgang mit Ressourcen. Konzipiert ist der Abend als Dialog von Malerei, Literatur und Musik.

„Feines Spiel aus Licht und Schatten“

Rinaldo Greco stammt aus Reggio Calabria, einer der ältesten Städte Kalabriens. Seit 1978 lebt er in der Nähe von Bad Kreuznach. Zur Kulturlese im Wilhelmshof bringt er seine großformatigen Blumenstücke mit, die mit leuchtenden, lebendigen Farben die Schönheit, aber auch die Vergänglichkeit feiern. „Es sind ausgefeilte Arrangements mit einem feinen Spiel aus Licht und Schatten“, sagt Cornelia Ewigleben über Grecos Gemälde. Sie bescheinigt dem Künstler, ein genauer Beobachter des Werdens, Blühens und Vergehens zu sein.

Greco nennt seine Blumenstücke Metamorphosen, die Blumen „leben und sterben wie Menschen“. In seinem Werk setzt er sich auch mit anderen Themen auseinander. Aktuell läuft in der Citykirche Aachen seine Ausstellung zum Thema Missbrauch.

Aufwendige Vorbereitungen auf Wilhelmshof

Um die ausgewählten Kunstwerke für vier Tage ins rechte Licht zu setzen, scheut der Wilhelmshof keinen Aufwand. Die Keller und Flaschenlager werden leergeräumt und weiß getüncht. Zwei Wochen lang laufen die Trocknungsgeräte und ein ganzer Tag ist reserviert für die Einstellung der Beleuchtung. Dabei sind die Ansprüche der Künstler überraschend bescheiden. „Ich brauche nur ein diffuses Licht, das neutral von oben kommt. Das Bild muss für sich selbst sprechen“, sagt Cesare Marcotto. „Für die kurze Zeit der Ausstellung ist die Technik nicht so wichtig. Es geht um die Atmosphäre“, findet Rinaldo Greco. Die historischen Kellergewölbe aus Sandstein seien durchaus kunstgeeignet, erklärt Cornelia Ewigleben. Wichtig sei eine konstante Temperatur ohne Schwankungen, und die sei im Wilhelmshof gegeben.

Für gute Tropfen und leckere Häppchen sorgt der Wilhelmshof natürlich auch. Das Weingut betreibt die Kulturlese seit 1985. „Meine Großeltern waren mit Künstlern befreundet, zum Beispiel mit dem Landauer Maler Heinrich Strieffler und seiner Tochter Marie, die ebenfalls Künstlerin war. Zur ersten Kulturlese kamen 1500 Besucher“, erzählt Barbara Roth, die diese Tradition in dritter Generation fortführt. Die 34. Kulturlese im Siebeldinger Wilhelmshof ist täglich von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Wer sich in eines der Kunstwerke verliebt, kann es erwerben.

Rinaldo Greco: großformatiges Blumenstück (Ausschnitt).
Rinaldo Greco: großformatiges Blumenstück (Ausschnitt).
x