Rheinpfalz 13 Wochen Nummer eins

Die Cry’n Strings, als sie auf der Erfolgswelle ganz oben schwammen: die Autogrammkarte der „Hääschdner Beatles“ mit Gerhard Jäg
Die Cry’n Strings, als sie auf der Erfolgswelle ganz oben schwammen: die Autogrammkarte der »Hääschdner Beatles« mit Gerhard Jäger (links), Erich Meyer (rechts), Hans Barthelmes (hinten) und Wolfgang Schlindwein (vorne).

Man hörte den Hit am Strand im Süden Frankreichs, man hörte ihn in der Seilbahngondel in Südtirol, man hörte ihn besonders gerne im Südwesten Deutschlands, denn dort stammte er her: Genau 50 Jahre ist es jetzt her, dass „Monja“, die erste Schallplatte der Cry’n Strings, die Spitze der Deutschen Schlagerparade des Saarländischen Rundfunks erklomm.

13 Wochen hielten sich die „Hääschdner Beatles“ an der Spitze der von Dieter-Thomas Heck moderierten Hitparade. „Das große Geld, das haben mit ,Monja’ damals andere verdient, alle, nur nicht wir“, erzählte 1987 Bandleader Gerhard Jäger nicht ohne Bitterkeit in einem Interview. Besonders tragisch: Jäger erlag 1992 im Alter von nicht einmal 50 Jahren einer heimtückischen Krankheit. Ein Jahr zuvor war mit Erich Meyer der frühere Bassist gestorben. 1959 hatten vier Freunde – Gerhard Jäger, Solo-Gitarre und Saxofon, Erich Mayer, Bass, Wolfgang Schlindwein, Rhythmusgitarre, und der Schlagzeuger Karl-Heinz Hammer – die Tanzkapelle Silvry Moon gegründet. Aus Silvry Moon wurden The Cry’n Strings, als die Beatmusik die Schlager ablöste. Trotz der Beatmusik: Zum Repertoire der Strings gehörten auch die auf der Tanzfläche so beliebten Schmusetitel. Und da hatten sie ein Lied im Programm, das irgendwann beim Proben entstanden war. Jäger und Schlindwein hatten auf den Gitarren „herumgeklimpert“, wie sich „Wölfel“ Schlindwein erinnert, und dabei war eine eingängige Melodie herausgekommen: Der Text war denkbar knapp, bestand lediglich aus dem sich wiederholenden Namen „Monja“ und einem zu einem Gitarrensolo gesprochenen Liebesschwur – eben an „Monja“. Lange blieb „Monja“ eines von vielen Liedern der Strings, bis Jäger in einer Zeitschrift auf eine Kleinanzeige stieß: „1000 Platten pressen lassen.“ Die Strings gingen ins Studio, nahmen den Titel für das Label Kerston auf. „Die Platte war dafür gedacht, um Werbung für unsere Konzerte und Tanzveranstaltungen zu machen“, erzählte Jäger später. Ans Geldverdienen habe man nie gedacht ... Daran dachte umso mehr der Inhaber der Plattenfirma: Fred Kersten sicherte sich „fer e Klicker unn e Knopp“ die Urheberrechte und ließ sich unter dem Pseudonym „Dal Finado“ als Mitautor aufführen. Die Strings, zu denen jetzt auch Hans Barthelmes und Helmut Scheib zählten, hatten ihre Single und es passierte nichts. Irgendwann aber stellte Dieter Thomas Heck „Monja“ als neuen Titel für seine Schlagerparade vor. Mit überragender Resonanz: Am 15. September 1967 schossen die Strings auf Platz eins. Ein Hit war geboren. Nur: Die kleine Plattenfirma konnte die Riesennachfrage nach der Scheibe nicht bewältigen. Die Plattenfirma Cornet warf sehr kurzfristig eine Version mit Roland W. auf den Markt. Weil Cornet den Titel problemlos disponieren konnte, hatte Roland W. bald die Nase vorn. Die Kunden verlangten „Monja“ und bekamen Roland W. In den Charts überrundete er die „Hääschdner Beatles“. Fred Kersten als „Dal Finado“ verkaufte „seinen“ Titel weltweit an die sechs Millionen Mal in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache. Die Original-„Monja“ der Strings wurde 250.000-mal verkauft. Reich wurden die Musiker aus Hauenstein nicht: Als Interpreten blieben ihnen vier Pfennig pro verkaufter Platte, im ganzen 10.000 Mark, nicht mehr als 2500 Mark pro Nase also. „Wir waren 13 Wochen lang Spitzenreiter der Hitparade. Damit wärst du heute wahrscheinlich Millionär“, sagt heute Wolfgang Schlindwein, Ex-String und Wirt der Hauensteiner „Zwickerstubb“. Der Erfolg mit „Monja“ ließ sich nicht mehr wiederholen. Die Strings produzierten fünf weitere Singles, die sich nicht verkauften. „Uns fehlte ein gewiefter Manager. Wir selbst waren fürs Showgeschäft nicht abgebrüht genug, viel zu brav, zu gutgläubig. Das haben andere ausgenutzt“, blickt Wölfel Schlindwein zurück.

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