Sport Willi – der Kämpfer aus der Pfalz
Rasenballsport Leipzig – eine Erfolgsgeschichte. Den Verein gibt es seit zehn Jahren. Samstag (20 Uhr) kann die Mannschaft den ersten Titel holen, wenn das DFB-Pokalfinale gegen Bayern München in Berlin gewonnen wird.
„Wir können eine sehr gute Saison krönen! Es ist etwas ganz besonderes – für den Klub, für jeden einzelnen Spieler, für mich persönlich. Es ist ein Riesenerlebnis“, schwärmt Willi Orban. Gelingt der Coup, wird Orban die Trophäe aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Empfang nehmen und in den Berliner Nachthimmel strecken. Es wäre Orbans bisher größter Erfolg. Gefüllt würde der acht Liter fassende Pott ganz bestimmt nicht mit Brausegetränken aus dem Hause Red Bull. „Bayern ist der Favorit. Das ist eine sehr gute Mannschaft, eine Top-Mannschaft, ein Top-Gegner“, sagt Abwehr-Ass Orban mit Blick auf den deutschen Rekordmeister und Rekordpokalsieger. Orban glaubt aber auch die eigenen Qualitäten: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir können mehr als mithalten. Frankfurt hat es letztes Jahr vorgemacht …“ 2015 ist Willi Orban vom 1. FC Kaiserslautern nach Leipzig gewechselt. In Lautern geboren und aufgewachsen, beim FCK ausgebildet, Kapitän der Roten Teufel, FCK-Spieler des Jahres – RB lockte. Natürlich stimmten die Zahlen, aber auch die aufgezeigten Visionen reizten – und gingen in Erfüllung. 2016 stieg RB in die Bundesliga auf, wurde Vizemeister. 2019 qualifizierte sich der Verein erneut für die Champions League. „Für mich ist es noch immer bereichernd, ein Teil davon zu sein“, sagt Orban. „Wir haben als Mannschaft und Verein in kurzer Zeit viele Entwicklungsschritte gemacht“, findet der 26-Jährige. Bemerkenswert, sagt der Pfälzer, dass sechs, sieben Stammspieler von heute schon Bestandteil des Zweitliga-Kaders waren. „Saison für Saison sind neue Jungs mit Qualität dazu gekommen, einer wie Timo Werner hat sich hier unheimlich gut entwickelt.“ Eine Schlüsselfigur war und ist Ralf Rangnick. „Roger hat damals gesagt: Wenn du die Chance hast, unter Ralf Rangnick zu trainieren, dann musst du’s machen – der macht jeden besser“, erinnert Orban an den richtungsweisenden Satz seines Ludwigshafener Beraters Wittmann. „Ralf hat mich auch als Persönlichkeit weiter gebracht“, sagt Orban. Zum zweiten Mal erlebt er Rangnick, der ihn in seiner Funktion als Sportdirektor nach Leipzig lotste, als Trainer. Aus „einem Jahr des Übergangs“ wurde eine tolle Spielzeit. „Die Reise ist noch nicht zu Ende. In der Mannschaft steckt unheimlich viel Potenzial. Ich bin gespannt auf die Zeit mit Julian Nagelsmann“, betont Orban, dessen Vertrag bis 30. Juni 2022 läuft. Der frühere deutsche U21-Nationalspieler, seit seiner Absage für die Junioren-EM 2015 beim DFB kein Thema mehr, spielt inzwischen für Ungarn – das Land seines Vaters. Sechs Länderspiele hat Orban bisher, im Juni folgen die EM-Qualifikationsspiele gegen Aserbaidschan und Wales. „Als Kind habe ich sehr gut ungarisch gesprochen. Nach der Scheidung meiner Eltern ging mein Vater zurück nach Ungarn, ich habe nach und nach fast alles vergessen. Das frische ich jetzt auf“, erzählt der Profi. „Alle Länderspiele waren bereichernd für mich“, sagt Orban. Im Team wird ob seines Namensvetters an der Staatsspitze schon mal gewitzelt. „Ich weiß, dass er polarisiert“, sagt der Fußballer, der sich ganz auf den Sport konzentrieren will: „Es ist eine Ehre, für das Land zu spielen. Mein Traum ist, nächstes Jahr bei der EM in Budapest gegen Deutschland zu spielen!“