Sport WBA, GBA, IBF, GBF, PBU, WBB und noch ein paar mehr

Profiboxen ist einmalig. Weniger wegen seiner Protagonisten, als wegen des Gegensatzes, dass es anders als in anderen Sportarten keine zentrale Organisation gibt, die alle Verbände weltweit vereinigt. Daher sind zum Beispiel im Schwergewicht, der wegen häufiger Niederschläge publikumswirksamsten Gewichtsklasse, nicht weniger als 18 Weltmeister inthronisiert – so viele, wie es eben Verbände gibt. Nicht jeder Sportanhänger blickt da durch. Dabei ist der Grund für diesen Wirrwarr einfach: Je mehr Verbände es gibt, desto mehr Leute können am Berufsboxen verdienen. Darauf kam in den 1960-ern der US-amerikanische Boxvermarkter (Promoter) Bob Arum. Er fand weltweit Nachahmer. Als einer der führenden gilt sein Landsmann und Intimfeind Don King. Der Typ mit einer wie von Starkstrom gestylten Frisur hatte eine zündende Geschäftsidee. King überzeugte Diktatoren davon, dass sie Geld für Boxkämpfe herausrückten, damit ihr Land im Fernsehen im rechten Licht erscheint. Das klappte zweimal. 1974 ließ sich Don King für den „Rumble in The Jungle“ in Kinshasa/Zaire von Diktator Mobutu Sese Seko eine gigantische Summe garantieren, mit der er Muhammad Ali und George Foreman köderte. Ein Jahr später zahlte Ferdinand Marcos von den Philippinen für den „Thrilla in Manila“ zwischen Ali und Joe Frazer. An den Kampfbörsen verdiente Promoter King gewaltig. Ob es wie es die Regel ist, etwa drei Prozent waren, blieb unbekannt. Die größten und bedeutendsten Verbände sind World Boxing Association (WBA), World Boxing Council (WBC), International Boxing Federation (IBF) und World Boxing Organisation (WBO). Am ältesten ist die WBA. Sie wurde bereits 1921 als National Boxing Association (NBA) in den USA gegründet und 1963 in WBA umbenannt. Der Hauptsitz liegt heute in Venezuela. Die WBC wurde 1963 als Konkurrent zur WBA gegründet. Sie wird heute von Mexiko aus geführt. Die IBF entstand 1983 aus einer regionalen Meisterschaftsorganisation, ihr Sitz ist in New Jersey. Ähnlich wie die IBF entstand auch die WBO nach Meinungsverschiedenheiten mit der WBA. Die World Boxing Organisation wurde 1988 gegründet und wird von Puerto Rico aus geführt. Welche weiteren Boxverbände gibt es? Einigermaßen bekannt sind zu dem die International Boxing Organization (IBO) und die „World Boxing Union“ (WBU). Keinen großen Einfluss haben folgende Boxverbände: Global Boxing Association (GBA), Global Boxing Council (GBC), Global Boxing Federation (GBF), Global Boxing Organisation (GBO), Global Boxing Union (GBU), International Boxing Association (IBA), International Boxing Council (IBC), International Boxing Union (IBU), Professional Boxing Union (PBU), World Athletic Association (WAA), World Boxing Board (WBB), World Boxing Federation (WBF), World Boxing Foundation (WBF), World Professional Boxing Federation (WPBF). In den verschiedenen Boxverbänden gibt es folgende 17 Gewichtsklassen: Schwergewicht (über 90,7 kg), Cruisergewicht (bis 90,7 kg), Halbschwergewicht (bis 79,4 kg), Supermittelgewicht (bis 76,2 kg), Mittelgewicht (bis 72,6 kg), Superweltergewicht (bis 69,9 kg), Weltergewicht (bis 66,7 kg), Superleichtgewicht (bis 63,5 kg), Leichtgewicht (bis 61,2 kg), Superfedergewicht (bis 59,0 kg), Federgewicht (bis 57,2 kg), Superbantamgewicht (bis 55,2 kg), Bantamgewicht (bis 53,5 kg), Superfliegengewicht (bis 52,2 kg), Fliegengewicht (bis 50,8 kg), Halbfliegengewicht (bis 49,0 kg), Strohgewicht (bis 47,6 kg). Jeder Verband führt seine eigene Rangliste in der jeweiligen Gewichtsklasse und je nachdem, was er auf die Waage bringt, kann ein Athlet in mehreren Gewichtsklassen antreten. „Weltmeister“ darin ist der US-Amerikaner Oscar de la Hoya, der sich einmal sechs WM-Titel in sechs verschiedenen Gewichtsklassen erkämpfte. Übrigens: Es gibt noch einen weiteren Boxverband. Es ist die Boxing Writers Association of America (BWAA). Deren Mitglieder schlossen sich mit 50 anderen Boxhistorikern aus aller Welt zu einer Jury zusammen. Die stimmt darüber ab, welche drei Boxer alljährlich in die International Boxing Hall of Fame, die Ruhmeshalle des Boxens in Canastota/New York, aufgenommen werden. Daneben gibt es die weniger bekannte World Boxing Hall of Fame in kalifornischen Riverside. Längst aufgenommen in beide sind Max Schmeling, der 1930 Schwergewichtsweltmeister wurde, als es den Wirrwarr der Verbände noch nicht gab, und Muhammad Ali. Er war der letzte universelle Weltmeister in der höchsten Gewichtskategorie, als er 1964 noch als Cassius Clay in Miami Sonny Liston besiegte.

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