Sport Müller und die Sucht nach Siegen

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Mönchengladbach. Aus der Kabine wummerte Musik, aber auch das klang wie eine routinierte Feier nach einem weiteren Sieg. Der Moment rückt nahe, in dem der FC Bayern München auch rechnerisch die 27. deutsche Fußballmeisterschaft und damit die fünfte hintereinander feiern darf. Gestern gewannen die Münchener 1:0 (0:0) bei Borussia Mönchengladbach.

Der Vorsprung auf Tabellenplatz zwei beträgt nun 13 Punkte. Der Trainer lobte die „Riesenmoral“ und den „Riesencharakter“. Es war allerdings Dieter Hecking, der seine Gladbacher dafür pries, dass die „Fohlen auch am Ende der sechsten englischen Woche „wieder über 120 Kilometer“ gelaufen sind. Der Ertrag blieb aus, wie schon bei der Niederlage in Hamburg, wie schon in der Europa League, als ein 2:2 gegen den FC Schalke 04 das Aus bedeutete. Bayern-Trainer Carlo Ancelotti, ein Gentleman, ging auch auf die Situation des Gegners ein: „Ich hätte nicht erwartet, dass wir in der zweiten Halbzeit Probleme bekommen, da die Gladbacher nach dem Spiel am Donnerstag wenig Zeit zur Regeneration hatten.“ Die Definition von „Problem“ fällt bei den Bayern aber auch anders aus als beim Rest der Liga. Die Gladbacher nahmen ihren Mut zusammen und setzten sich am Ende phasenweise in der Münchner Hälfte fest. Doch auf klare Chancen musste der nun Tabellenzehnte verzichten. Angesichts des Vorsprungs und des luxuriösen Kaders fällt es kaum ins Gewicht, dass den Bayern Javier Martínez und Xabi Alonso am nächsten Spieltag gegen den FC Augsburg wegen der jeweils fünften Gelben Karte fehlen werden. In der 64. Minute passierte, was sich schon längst angedeutet hatte. Thiago spielte einen seiner Zauberpässe hinter die letzte Kette der Borussia, Thomas Müller nahm den Ball an, verzögerte ein bisschen und schoss zum 1:0 für die Münchner ein. Es war erst das zweite Tor des Nationalspielers in dieser Saison, der dem komfortablen Vorsprung eine geringe Bedeutung für die letzten neun Spieltage beimaß: „Wir wollen so weitermachen, wir sind ein bisschen süchtig nach Siegen.“ Es war der Verdienst von Yann Sommer, dass die Bayern erst in der zweiten Halbzeit zu einem Treffer kamen. Der Gladbacher Torwart blieb aufrecht, als Robert Lewandowski allein auf ihn zulief und wehrte mit dem Körper ab (25.). Spektakulär war die Szene, als Sommer einen Kopfball des Müncheners mit der Hand zur Seite lenkte. Zuvor hatte Arjen Robben mit einem Schuss aus 18 Metern den Pfosten getroffen. Den Gladbachern fehlten die Mittel, um das Spiel offen zu gestalten. Sie mussten auf wichtige Kräfte verzichten. Lars Stindl fiel weiterhin wegen einer Muskelverletzung aus, in der Partie gegen Schalke landeten Fabian Johnson, Mahmoud Dahoud und Christoph Kramer neu auf der Verletztenliste. Eine große Szene Jonas Hofmanns kam in der zweiten Halbzeit. Nachdem Schiedsrichter Tobias Stieler auf Freistoß für Gladbach entschieden hatte, gab Hofmann zu, dass er gar nicht gefoult worden war. „Natürlich finde ich Fairplay gut. Aber es darf kein Alleingang von uns sein. Ich denke, dass auch meine Kollegen auf ihre Spieler einwirken sollten, damit wir einige Szenen künftig nicht mehr sehen, die es in den vergangenen Wochen gab“, sagte Dieter Hecking zu der Aktion. So spielten sie Borussia Mönchengladbach: Sommer - Elvedi, Christensen, Vestergaard, Wendt - Jantschke (73. Drmic), Strobl - Herrmann (64. Hazard), Hahn (81. Bénes) - Raffael, Hofmann FC Bayern München: Neuer - Lahm, Martínez, Hummels, Alaba - Thiago, Alonso (77. Kimmich) - Robben (85. Sanches), Müller, Ribéry (72. Coman) - Lewandowski Tor: 0:1 Müller (63.) - Gelbe Karten: Alonso (5), Martínez (5) - Beste Spieler: Sommer, Christensen - Thiago, Martínez, Ribéry - Zuschauer: 54.014 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Stieler (Hamburg).

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