Sport kommentar: Zwei Harrys polieren Englands Image auf

Anders als viele Politiker in

Westminster sind die Fußballer von

der Insel lernfähig. Ihr Turnier wird aber wohl erst die EM 2020.

Ziemlich genau vor zwei Jahren, während der Fußball-EM 2016 in Frankreich, votierten die Briten – vor allem mit Stimmen aus England – leichtfertig für den Abschied von der Europäischen Union. Klar, dass sich vier Tage später, als die englische Nationalmannschaft durch das 1:2 im Achtelfinale gegen Island den Brexit im vorauseilenden Gehorsam schon mal vollzog, angesichts der politischen Vorgeschichte Hohn und Spott des Kontinents über die Insel ergossen. Politische Lernfähigkeit und eine Strategie konnte man seitdem der Regierung in Westminster angesichts der unwürdigen Debatten über den tatsächlichen Brexit-Vollzug nicht attestieren, doch die Führung der „Three Lions“ hat verstanden. Seit Jahren schon wird ausgerechnet Fußball-Deutschland und sein System der Talentförderung als Vorbild gesehen. Und nimmt man die Erfolge englischer Nachwuchsauswahlteams bei europäischen U-Championaten, muss man gar feststellen: Die Kopie hat das Original punktuell überholt. Der Auftakt in Russland war nun mühsam, aber mit einem weiteren Sieg gegen Debütant Panama wird England die K.o.-Phase erreichen. Das von Gareth Southgate verjüngte Team hat auf jeden Fall mal das, was beim Weltmeister zumindest in der Vorbereitung und im Spiel gegen Mexiko nicht zu entdecken war: einen Torjäger, der’s mit Rechts, Links und dem Kopf kann. Zufall, dass zwei Harrys (lang nach Zauberlehrling Potter) derzeit das ramponierte Image Englands etwas aufpolieren: Prinz Harry mit seiner unkonventionellen royalen Hochzeit und Harry Kane mit seinem Torinstinkt und seiner zudem bescheidenen, allürenfreien Art. Der Rest der „Three Lions“ wirkt lernfähig, aber noch nicht ausgereift. So wird wohl erst die EM 2020 das Turnier Englands. Ironiefrei wäre das nicht – Stichwort Brexit.

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