Sport Führungsteam will Bundesliga-Traum beleben
KAISERSLAUTERN. Seltsam viel verbales und tatsächliches Schulterklopfen beim Trennungstermin: Gestern verabschiedete Nikolai Riesenkampff, Aufsichtsratschef des 1. FC Kaiserslautern, den Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz (53). Kuntz geht – wie im Januar vereinbart – nach acht Jahren vorzeitig. Neuer Vorstandschef ist der Marketing-Experte Thomas Gries (53).
Der Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten hat, wie angekündigt, neben dem Personalwechsel auch die Zuständigkeiten im Vorstand neu sortiert. So übernimmt der gebürtige Lauterer und einstige Westkurven-Gänger Gries die Schwerpunkte Marketing und Vertrieb, die bisher zum Teil auch zum Aufgabengebiet des aus freien Stücken Ende März ausgeschiedenen bisherigen Vorstandsmitglieds Fritz Grünewalt gehörten. „Man braucht eine Vision: Wir wollen den FCK wieder in die Bundesliga bringen. Ich sage jetzt nicht wann. Aber das muss langfristig unser Ziel sein. Ich weiß, dass wir sehr viele unzufriedene Fans haben. Ich möchte die Winner-Kultur des FCK aus der Vergangenheit wieder etablieren“, sagte Gries, bis 2012 Marketingchef bei Coca-Cola Deutschland. Der 53-Jährige arbeitet zurzeit auch noch für Rotkäppchen-Mumm, hauptamtlich steigt er zum 15. Mai beim FCK ein. Kuntz’ Funktion als Sportchef übt vorerst Ex-Profi Mathias Abel (34), ebenfalls gebürtiger Lauterer, kommissarisch aus. Abel lässt sein Aufsichtsratsmandat ruhen. Daher gibt es auch keinen Nachrücker für ihn im Kontroll- und Beratungsgremium, in das der Ex-Profi spätestens am 1. Juni zurückkehrt. Bis allerspätestens 31. Mai will der Aufsichtsrat unter Riesenkampffs Führung einen neuen Sportchef präsentieren, der nicht unbedingt Vorstandsrang haben muss. „Wir sind in guten Gesprächen“, sagte Riesenkampff, „die fünf Niederlagen in Folge hatten die Verhandlungen nicht einfacher gemacht.“ Klar, dass jeder Sportdirektoren-Kandidat lieber zu einem Zweit- als zu einem Drittligisten wechselt. Nach dem wichtigen 2:0 im Abstiegskampf am Sonntag gegen Sandhausen nun ist der FCK sechs Spiele vor Schluss Elfter mit neun Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16. Präsentiert wurde gestern erstmals auch der neue stellvertretende Vorstandschef mit den Ressorts Finanzen und Operatives, Michael Klatt (47), der seit Freitag offiziell im Amt ist (wir berichteten mehrfach). Genehmigt die nächste Mitgliederversammlung Pläne des Aufsichtsrates zu einer entsprechenden Satzungsänderung, soll es künftig keinen expliziten Vorstandsvorsitzenden mehr geben. Die Vorstände sollen dann künftig gleichberechtigt nebeneinander stehen, um den „Teamgedanken noch weiter in den Vordergrund“ zu stellen, betonte Riesenkampff. Klatt, der wie sein Kollege Gries nicht aus dem Fußballgeschäft kommt, ist von Grünewalt gründlich eingearbeitet worden. Mit Blick auf immer wieder gestreute Gerüchte um größere Finanzprobleme des FCK sagte Klatt: „Um die Finanzen seriös und transparent darlegen zu können, brauche ich noch etwas Zeit. Nur so viel: Ich habe mir die Zahlen angeschaut, bevor ich den Vertrag hier unterschrieben habe. Und Sie sehen mich heute Mittag entspannt.“ Und Klatt widersprach Kuntz’ Ausführungen nicht, bei der laufenden Lizenzerteilung gebe es keine Probleme. „Schön, dass wir im wirtschaftlichen Bereich sehr viele Ziele erreicht haben, auch wenn wir sportlich das Aufstiegsziel mehrmals verpasst haben“, sagte Kuntz, „wir haben die letzten Wochen noch mal extrem genutzt, sodass unsere Nachfolger eine sehr gute Basis für die nächste Saison haben.“ Für den nach Polen transferierten Ariel Borysiuk etwa habe der FCK eine Nachzahlung erhalten. Für Ex-Nationalspieler und -Torjäger Kuntz, der den FCK am 8. April 2008 mit Ideen, Mut und viel Engagement als fast abgestiegenen Zweitligisten als Vorstandschef übernahm und vor dem Absturz in die Drittklassigkeit bewahrte, ist gestern eine turbulente Zeit mit dem Aufstieg 2010, Bundesliga-Rang sieben 2011 als Höhepunkten und Tiefs nach dem Wiederabstieg und dann drei knapp verpassten Aufstiegen zu Ende gegangen. Kuntz: „Ich bin froh, dass ich zwei Kapitel schreiben durfte in diesem großen, wunderbaren Buch des 1. FCK.“ Nun wartet zu Hause in Neunkirchen eine „riesige To-do-Liste auf mich, die mir meine Frau geschrieben hat“. Abel will als Interims-Sportchef eng mit Trainer Konrad Fünfstück und Chefscout Boris Notzon zusammenarbeiten, was die Kaderplanung für die kommende Saison angeht. Offene Vertragsfragen im Profiteam will er rasch klären. KOMMENTAR
