Sport Kommentar: Kompetenz und Harmonie

Die neuen FCK-Vorstände Thomas Gries und Michael Klatt beeindrucken durch Kompetenz. Mathias Abel ist Platzhalter für den künftigen Sportchef.

Die Ära Stefan Kuntz an der Spitze des 1. FC Kaiserslautern begann am 8. April 2008, am 4. April 2016 ging sie zu Ende. Wer Kuntz und Aufsichtsratschef Nikolai Riesenkampff gestern bilanzieren hörte, konnte bei so viel Vertrauensschwüren und verbalem Blumenstreuen gar nicht glauben, die Verabschiedung zu erleben. Das hörte sich eher nach einer Vertragsverlängerung an. Fakt ist: Kuntz geht und wurde gegangen, weil er mit dem Aufsichtsrat nach dem Sturz von Dieter Rombach keinen gemeinsamen Nenner in der künftigen Ausrichtung mehr sah. Die Scheidung – eine ehrliche Entscheidung. Kuntz, einst als Retter gefeiert, hat dem Verein gut getan. Sein Ziel, den FCK dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren, hat er verfehlt. Eckpunkte wie Steuernachzahlungen, modifizierte Stadionmiete und Rückkauf des Nachwuchsleistungszentrums hat er erreicht. Kuntz war gestern daran gelegen, mit Stil und in Harmonie zu gehen. Der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Gries will sich auch künftig mit ihm austauschen. Harmonisch abgelaufen ist auch der Kommandowechsel im Finanzressort, der Wechsel von Fritz Grünewalt zu Michael Klatt. Gries und Klatt bringen eine beeindruckende Vita mit, die hoffen lässt, dass dem Aufsichtsrat gute Lösungen für eine neue Ära gelungen sind. Die beiden neuen Vorstände gefielen gestern bei ihrer Vorstellung mit klaren Vorstellungen, gesunder Emotion, aber auch mit Demut vor dem Amt. Sie haben hohe Ziele, sie sind aber keine Lautsprecher. Wer Markus Merk kennt, kann sich gut vorstellen, dass der ehemalige Weltschiedsrichter als drittes Vorstandsmitglied, als Gesicht des Vereins, gut dazu hätte passen können. Dass er als Berater auf Honorarbasis für den Verein seines Herzens nicht zu bekommen war, ist verständlich. In den Gesprächen lief etwas gründlich schief. Merks Offener Brief lässt tiefe Wunden erkennen. Die Schlüsselposition des Sportlichen Leiters ist offen, aber nicht unbesetzt: Ex-Profi Mathias Abel ist die Interimslösung. Er soll vordringliche Vertragsgespräche mit Profis wie Ruben Jenssen und Markus Karl führen, in Abstimmung mit Cheftrainer Konrad Fünfstück Weichen für die nächste Saison stellen. Wichtig ist, dass Abel und Fünfstück eng zusammenarbeiten, um die letzten sechs Etappen dieser Saison optimal zu meistern, die Stimmung aufzuhellen und die von Neu-Vorstand Gries erhoffte Aufbruchstimmung zu ermöglichen. Die Weichenstellungen von gestern machen Hoffnung, dass auch der künftige Sportvorstand den FCK bereichert.