Sport Die Festung Betzenberg ist gestürmt

Erste Schlappe nach 21 Heimspielen ohne Niederlage: Das 0:2 gegen den FC St. Pauli ist ein schwerer Rückschlag für die Aufstiegsambitionen des 1. FC Kaiserslautern. „Kampflos geben wir den zweiten oder dritten Platz nicht her“, sagt FCK-Chef Kuntz. Trainer Runjaic sieht seine Mannschaft nach zwei Niederlagen in Serie in einer kleinen Krise.

Der 1. FC Kaiserslautern wartet mit 54 Punkten nach dem bitteren 0:2 (0:0) gegen den FC Pauli darauf, von wem er am Montag beim Verfolgerduell der Zweiten Fußball-Bundesliga zwischen dem Karlsruher SC (52 Punkte) und Darmstadt 98 (53) überholt wird. Noch zwei Spieltage folgen ... Drei Schüsse des FC St. Pauli kamen gestern aufs Lauterer Tor, zwei waren drin. „Das ist unglaublich! Wir haben vier, fünf hochkarätige Chancen, aber nicht das Glück und nicht die notwendige Konsequenz. Er schießt mich an, das ist ein Fehlpass, und dann ist der Ball drin“, reflektierte Kerem Demirbay die Entstehungsgeschichte des ersten Hamburger Treffers. Daniel Buballa hatte Markus Karl leichtfüßig abgehängt, Jan-Philipp Kalla schoss und nutzte Demirbay ungewollt als menschliche Bande: 0:1 (47.). Die Lauterer Schockstarre war acht Minuten später perfekt, als Marcel Halstenberg einen Elfmeter zum 2:0 nutzte. Dominique Heintz hatte Christopher Buchtmann gefoult. „Klar, meine Hand ist schon an seinem Körper, aber ich kann mich auch nicht wegzaubern“, sagte Heintz, „man kann den Elfmeter geben, auch wenn in solchen Situationen schon anders entschieden worden ist.“ FCK-Kapitän Willi Orban wollte nichts beschönigen. „Die zwei Tore gehen klar auf unsere Kappe“, betonte der Innenverteidiger, „da brauchen wir keine Alibis zu suchen.“ Der von Kopf bis Fuß auf Defensive eingestellte FC St. Pauli investierte, was eine Mannschaft am Abgrund einbringen muss: Laufstärke, Kampfkraft. Die einzige Annäherung in den ersten 45 Minuten ans Lauterer Tor in der elften Minute: Nach Alexander Rings Foul an Buchtmann wurde Marcel Halstenbergs Freistoß sichere Beute von Torhüter Marius Müller. Der FCK drückte, aber er tat sich schwer, St. Paulis Abwehrbollwerk zu knacken. Sehenswert der Treffer Alexander Rings per Fallrückzieher – die Abseitsposition verhinderte ein Tor des Monats (15.). Acht Minuten später servierte Simon Zoller den Ball, Karim Matmour aber rutschte in bester Schussposition aus. Die Führung lag in der Luft, als Michael Schulze abzog, dann aber das Ziel verfehlte (25.), und nach Schulzes Flanke, die Jean Zimmer clever ablegte, aber Karl verzog (32.). Kurz vor der Pause bediente Schulze Zimmer, Simon Zoller war dran, aber Lasse Sobiech blockte ab. „In der ersten Halbzeit hatten wir genug Chancen, bringen nichts rein – nach dem 0:1 war es vorbei“, klagte Zoller. Da lief nicht mehr viel, auch Kevin Stöger, der meckernd beim Warmlaufen die fünfte Gelbe Karte sah, und Mateusz Klich fanden nicht den Weg durchs Abwehrdickicht. Kellerkind St. Pauli, durch die Siege der Konkurrenz im Abstiegskampf extrem unter Druck, verteidigte clever. Mit dem Ex-Lauterer Enis Alushi wirkte ein Streckenkontrolleur, der den Spielfluss der jungen Lauterer immer wieder ins Stocken brachte. Glück für Alushi aber, dass er nach rüdem Foul an Demirbay nicht schon nach acht Minuten Gelb quittierte, Glück auch, dass sein Foul am umtriebigen Chris Löwe nicht mit Elfmeter gesühnt wurde. „Den Elfer gegen uns kann man geben, aber den gegen mich muss man auch geben“, meinte Linksverteidiger Löwe. Die Umstellung auf 4-4-2 nach Philipp Hofmanns Einwechslung für Matmour fruchtete nicht. Die späte Chance zur Wende hatten Zimmer, Karl und Zoller, die drei Hundertprozentige in einer Szene vermasselten (83.). „Wir haben die Qualität nicht gehabt, solche Chancen in Drucksituationen zu nutzen“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic, „ich stehe zu meiner Verantwortung. Aber ich werde den Teufel tun, diese Mannschaft schlechter zu reden, als sie ist.“

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