Handball-WM Deutschland nach Sieg gegen Kroatien vorzeitig im Halbfinale

Immer wieder: Fabian Wiede, gestern der beste deutsche Spieler.
Immer wieder: Fabian Wiede, gestern der beste deutsche Spieler.

Gegen alle Widerstände. Die deutsche Nationalmannschaft hat am Montagabend das Halbfinale bei der Heim-Weltmeisterschaft erreicht. Gegen Kroatien gab es einen unglaublichen 22:21 (11:11)-Sieg. Die Zuschauer feierten, die Spieler tanzten. Die Partie am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Spanien spielt keine Rolle mehr.

58:16 Minuten waren gespielt, da erzielte Hendrik Pekeler das 21:20, der starke Andreas Wolff parierte zuvor. 59:20 Minuten waren gespielt, da stand der Sieg fest. Kapitän Uwe Gensheimer markierte das 22:20, das war der Sieg, das war das Halbfinale. 22:21, Schlusssirene, noch ein Freiwurf für Kroatien, das Spiel war aus, spannender geht es kaum.

Schockmoment in der neunten Minute

Was für eine zerfahrene Partie, die deutsche Mannschaft tat sich sehr schwer. Da ist aber auch viel zusammengekommen am Montag. Vor allem die neunte Minute hatte einen Schockmoment parat: Spielmacher Martin Strobel fiel nach einem Zweikampf unglücklich, er zog sich einen Innenbandriss im Knie zu. Womöglich ist auch das Kreuzband betroffen. Er hob gleich die Hand, winkte den Betreuern, da war die Tragweite der Verletzung schon erkennbar. Strobel wurde mit einer Trage abtransportiert. Das ist das WM-Aus für Strobel. Bitter, denn die Rückholaktion des 32-Jährigen vom Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten war eine Erfolgsgeschichte bei dieser WM. Der Regisseur beruhigte das Spiel seiner Mannschaft, setzte die Rückraumspieler gut in Szene. Sie hätten ihn gut gebrauchen können. Das Team kämpfte, probierte viel, aber vieles klappte nicht. Kreisläufer Hendrik Pekeler verwarf frei am Kreis, Linksaußen Uwe Gensheimer ließ links zwei Chancen aus und vergab auch noch einen Siebenmeter. Er musste in der zweiten Halbzeit auf die Bank. Patrick Groetzki, einer der anständigsten Spieler des Planeten, sah zwei Zeitstrafen, genauso wie Hendrik Pekeler. Auch Groetzki vergab einmal frei. Die Mannschaft ließ sich jedoch auch von einigen sonderbaren Schiedsrichterentscheidungen nicht aus der Bahn werfen, erkämpfte schließlich eine 10:8-Führung, die sie aber prompt wieder abgab.

Sechs Würfe, sechs Tore

Auffälligster deutscher Angriffsakteur war der Berliner Fabian Wiede. Sechs Würfe, sechs Tore, sensationell. Wie gut, dass Torhüter Andreas Wolff tolle Paraden ablieferte. Und Jannik Kohlbacher überragte am Kreis und in der Abwehr auf der halbrechten Abwehrposition. Kroatien, ohne den am Sonntag im Spiel gegen Island verletzten Luka Cindric von KS Kielce, spielte seine Angriffe sehr geduldig, ließ das Konterspiel der Deutschen nicht zu. Sie taten sich sehr schwer mit der Chancenverwertung. Patrick Groetzki blieb der Pechvogel, scheiterte wieder und als er schließlich traf, stand er im Kreis. Aber nun sprang Kai Häfner in die Bresche, traute sich zweimal. „Sensationell, es war ein sehr erkämpftes Spiel“, meinte Häfner. „Es war ein brutal schweres Spiel“, sagte Domagoj Duvnjak. Mit einem Wurf aus dem Stand zum 18:15 baute die deutsche Mannschaft zum ersten Mal die Führung auf drei Tore aus. Aber dann machten sie wieder zu viele Fehler. Und sie blieben fast zehn (!) Minuten ohne Tor. Kroatien glich zum 18:18 aus, übernahm die Initiative. Aber es ging gut … Noch kurz ein Blick auf das andere Spiel der Gruppe: Brasilien bleibt eine Wundertüte bei dieser WM. Einen Tag nach dem Coup gegen den Favoriten Kroatien verloren die Südamerikaner sang- und klanglos gegen Spanien mit 24:36 (13:19). so spielten sie Kroatien: Sego - Stepancic (2), Karacic (4/1), Duvnjak (2) - Horvat (2), Mandic - Musa (2), Sliskovic (1), Sipic (3), Vrankovic (1), Strlek (4) Deutschland: Wolff, Heinevetter - Wiede (6), Strobel, Fäth (2) - Groetzki, Gensheimer (4/2) - Pekeler (3) - Wiencek (1), Drux, Weinhold, Kohlbacher (2), Häfner (2), Lemke, Böhm (2), Musche Spielfilm: 1:3 (7.), 4:4 (11.), 7:7 (17.), 7:8 (20.), 10:10 (28.), 13:13 (39.), 15:18 (46.), 18:18 (53.) - Siebenmeter: 2/1 - 4/3 - Zeitstrafen: 4/5 - Beste Spieler: Sego, Stipic, Strlek - Wiede, Kohlbacher, Wolff, Häfner - Zuschauer: 19.250 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Gjeding/Hansen (Dänemark).

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